Rheinische Post - Xanten and Moers
Ärger um Nahversorger auf Niederberg
Die Grundsatzvereinbarung zur Entwicklung des ehemaligen Zechengeländes steht. Investor Jürgen Tempelmann plant ein „Creativquartier“mit einem 1200-Quadratmeter-Supermarkt. Der CDU ist das zu groß.
Der Stadtentwicklungsausschuss hat in der Vluyner Kulturhalle getagt. In gebührendem Abstand, mit Maske und genauen Angaben zur Person und der Sitzungsdauer startete am Mittwoch die erste Ausschusssitzung nach der Corona-Pause. Als Kernthemen kristallisierten sich im Sitzungsverlauf die Entwicklung des Zechengeländes Niederberg wie auch das Bauvorhaben auf dem ehemaligen Sportplatzes an der Sittermannstraße heraus.
Zu Niederberg erfuhr der Ausschuss im Sachstandsbericht, dass aktuell der sogenannte „Letter of Intent“, die Grundsatzvereinbarung zwischen den Beteiligten, nämlich Investor Jürgen Tempelmann, RAG Montan Immobilien und der Stadt, unterschrieben ist. Nun sind die nächsten Schritte in der Entwicklung des Zechengeländes möglich. Durch einen personellen Wechsel bei der RAG und Corona erklärt sich die Zeitverzögerung.
Als Knackpunkt erwies sich im weiteren Sitzungsverlauf die Absicht des Investors, auf dem Gelände einen 1200 Quadratmeter großen Nahversorger zur „Ankerfinanzierung“zu bauen, so wie es ein zusätzliches Gutachten empfohlen hatte. Für die Christdemokraten ein nicht akzeptables Vorhaben, das Thomas Stralka, CDU-Sprecher im Ausschuss, erneut stark in Zweifel zog. „Keinem Bürger ist geholfen, wenn der Ortskern Vluyn das gleiche Schicksal erleidet wie der Neukirchener Ortskern“, sagte Stralka.
Für die CDU-Fraktion handelt es sich bei den Plänen um eine Ladengröße,
die vor allem den naheliegenden Vluyner Ortskern schädigen könnte. Von Anbeginn hatten sich die Christdemokraten auf 800 Quadratmeter verständigt, so wie es auch in einem ersten Gutachten empfohlen wurde. Um aber der Entwicklung des geplanten Niederberg-Areals nicht im Wege zu stehen, kündigte die CDU ihre Enthaltung bei den nachfolgenden Abstimmungen an und verwies auf ihre Protokollnotiz. Scharf kritisierte Richard Stanczyk (SPD) das Verhalten. „Welches Bild geben Sie nach außen ab?“
Für ebenfalls strittige Standpunkte sorgte dann der Tagungsordnungspunkt zur Sittermannstraße. Auf dem ehemaligen Sportplatz soll ein neues Wohnquartier entstehen. Anwohner kämpfen für den Erhalt von Baumbestand. Der Bau eines
etwa 80 Meter langen mehrgeschossigen Baukörpers auf der Grenze mit behindertengerechten Wohneinheiten wurde erst in einem neuen, veränderten Plan publik. Zum Baumerhalt sagte Christian Pelikan, Bündnis 90/Grüne, dass mit der Entnahme der Esche laut Vorgabe vier neue Bäume am Wasserwerk gepflanzt würden. Dies habe auch der Investor bestätigt.
Wohnen und Nahversorgung. So die Planung.
Nahversorgung
Laut Konzept des Investors Tempelmann muss der Nahversorger eine bestimmte Größe haben, damit die Besucher verweilen und das Areal beleben.
Bereits im Vorfeld des Ausschusses hatten Anwohner die Frage der Baustellenzufahrt angesprochen, die aufgrund der Straßenführung der Sittermannstraße und dem dort aufkommenden Pkw- und Busverkehr sowie dem Transfer zur Kita wie zur Antoniusschule kaum darstellbar sei. Die Abfahrt über den Plankendicksweg bis zum Kreisverkehr zu regeln, „ist verkehrstechnisch nicht möglich, da der Weg für die Lkw zu schmal ist“, entgegnete Ulrich Geilmann, Technischer Beigeordneter.
Zum Thema „Veränderte Bauplanung“hatte, um auch dem Investor nochmals Zeit zu geben, die CDU Beratungsbedarf angemeldet, der jedoch abgelehnt wurde. „Wir sehen den Verkehr als sehr problematisch an“, betonte Kurt Best (CDU). Zur Diskussion stand in dem Zusammenhang auch der Erhalt der beiden historischen Kassenhäuschen im Eingangsbereich des Sportplatzes. Da der Investor keine Nutzung dafür habe, bestehe auch kein Interesse – anders als erste Äußerungen – am Erhalt wie auch nicht an der historischen Mauer. Bei diesem Tagungsordnungspunkt enthielt sich die CDU ebenfalls. Aufgrund der veränderten Planung kommt es zu einer erneuten Auslegung und diese biete, so Geilmann, nochmals die Möglichkeit für Anwohner, sich zu äußern.