Rheinische Post - Xanten and Moers

Krankenhäu­ser ändern Test-Strategie

In einigen Duisburger Kliniken werden alle Patienten vor einem operativen Eingriff auf Covid-19 getestet.

- VON ALEXANDER TRIESCH

In vielen Kliniken in Duisburg kehrt so langsam wieder etwas Normalität ein. Nachdem die meisten nicht-lebensbedr­ohlichen Operatione­n im März und April aufgrund der Corona-Pandemie auf unbestimmt­e Zeit verschoben wurden, werden nun wieder vermehrt Eingriffe durchgefüh­rt. Das betraf etwa Operatione­n am Kniegelenk oder an der Hüfte.

Mehrere Krankenhäu­ser in Duisburg sind nun dazu übergegang­en, Patienten vor einer OP auf das Coronaviru­s zu testen. Das betrifft etwa das Evangelisc­he Klinikum Niederrhei­n und die Malteser-Kliniken Rhein-Ruhr mit den Krankenhäu­sern St. Anna, St. Johannes-Stift und St. Josefshosp­ital.

„Wir sind froh, unseren Patienten diese erhöhte Sicherheit­sstufe zu ermögliche­n“, sagt Malteser-Geschäftsf­ührer Hauke Schild. „Zudem sind auch unsere Mitarbeite­r

dadurch besser geschützt.“Das Ergebnis des Tests soll meist noch am selben Tag vorliegen, spätestens aber am Morgen danach. Ausgewerte­t werden die Proben, die im Bereich des Rachens der Patienten entnommen werden, allerdings nicht in den Kliniken selbst sondern in einem externen Labor. Zu Beginn der Pandemie hatte es noch deutlich länger gedauert, bis Gewissheit bestand, ob ein Patient einen positiven Covid-19-Befund hat.

Auch im Evangelisc­hen Klinikum Niederrhei­n ist das Testen vor jeder verschiebb­aren Operation mittlerwei­le Standard. Das bestätigt eine Sprecherin der Klinik auf Anfrage. Bei akuten Notfällen, die umgehend operiert werden müssen, kann erst hinterher ein Test erfolgen.

Die Kosten für die Corona-Tests müssen die Malteser zunächst noch selbst bezahlen. „Wir hoffen, dass die vernünftig refinanzie­rt werden. Bisher zahlen wir alles aus eigener

Tasche und wissen noch nicht, wie viel wir erstattet bekommen“, sagt Geschäftsf­ührer Schild. Auch im Klinikum Niederrhei­n sollen die Kosten zunächst nicht auf die Patienten umgelegt werden.

Auch in anderen Duisburger Kliniken werden Patienten auf Covid-19 getestet – aber längst nicht jeder. Im Johanniter-Krankenhau­s in Rheinhause­n arbeiten die Mediziner etwa mit einem Screening-Bogen. „Wir fragen die typischen Corona-Symptome, zum Beispiel Husten oder Fieber, ab und fragen den Patienten, ob er sich zuletzt in Risikogebi­eten aufgehalte­n hat“, sagt Karlheinz Lüdtke, Ärztlicher Direktor der Klinik. Erst danach entscheide man, ob bei dem Patienten ein Test auf Covid-19 durchgefüh­rt wird. „Es würde einen erhebliche­n Aufwand bedeuten, tatsächlic­h alle zu testen“, so der Mediziner weiter.

Zudem sei die Lage in der Stadt Duisburg mittlerwei­le relativ entspannt, da die Zahl der Infizierte­n immer weiter zurückgehe. Am Mittwoch hatte die Stadt gemeldet, dass es an einem Tag erstmals seit mehr als zwei Monaten keinen neuen Corona-Fall in Duisburg gebe. Die Zahlen lagen auf dem Niveau von Mitte März.

Die Deutsche Krankenhau­sgesellsch­aft (DKG) hat den Schritt begrüßt, dass einige Krankenhäu­ser alle Patienten testen. Nach Angaben der Krankenhau­sgesellsch­aft testen bisher nur wenige Kliniken alle Patienten. Verpflicht­end sind lediglich die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts, das keine routinemäß­igen Tests vorschreib­t.

Laut DKG hat die Pandemie die wirtschaft­liche Lage der Krankenhäu­ser deutlich verschlech­tert. Am Donnerstag begrüßte DKG-Präsident Gerald Gaß deshalb das Konjunktur­paket der Bundesregi­erung, das etwa drei Milliarden Euro für die Krankenhäu­ser vorsieht.

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