Rheinische Post - Xanten and Moers
Macht Aaldering beim Rheintor-Areal einen Rückzieher?
Der Investor hat den genehmigten Bau von 29 Wohnungen an der Rheinstraße wegen der Corona-Krise zurückgestellt. Jetzt würde er das Grundstück der Stadt verkaufen.
Man könnte den Eindruck gewinnen, dass sich da zwei ausgefuchste Männer die Bälle zuspielen. Da hatte die Aaldering-Gruppe öffentlich durchblicken lassen, dass sie wegen der Pandemie-Krise ihre Pläne auf dem Grundstück des abgerissenen Hotels Rheintor für ein Wohnprojekt vorerst auf Eis legt. Das beflügelte die Fantasie des Alt-Rheinbergers Peter Röger. Er nahm Anlauf zu kühnen Vorschlägen, wie man den historischen Stadtkern besser als heute wieder erlebbar machen könnte. Seine Gedanken wiederum fielen bei Investor Gerardus Aaldering auf fruchtbaren Boden. Er macht der Stadt nun das wohl nicht ganz uneigennützige Angebot, auf eine Bebauung an der Stelle des alten Rheintors zu verzichten.
„Ganz ehrlich“, hatte Gerardus Aaldering vor ein paar Wochen im Gespräch mit der Redaktion gesagt, „ich weiß momentan nicht, wie es weitergeht“. Allein die Umsatzeinbußen im Hotelgeschäft durch die Pandemie bezifferte er pro Monat auf rund eine Million Euro. Auch in den sieben Restaurants der Gruppe – unter anderen die Bodega im Scheffel und das Café Wien in Rheinberg – ging lange nichts mehr. Auch der Pflegebereich wie das Rheinberger Pflegezentrum Am Wiesenhof spürt die Folgen der Krise.
Die Aaldering-Verantwortlichen haben daher in der Corona-Krise sämtliche geplante Investitionen
und Projekte zurückgestellt – unter anderem eben das Neubauprojekt am ehemaligen Hotel Rheintor. „Es wäre Wahnsinn, in der jetzigen Phase so ein Projekt anzugehen“, hatte Aaldering gesagt.
Die Krise des Investors betrachtet Peter Röger als Chance für Rheinberg. Wenn diese Fläche frei bliebe, könne man den Wallgraben bis hinter dem Zollturm renaturieren – so, wie man „die Festungsanlagen anhand von alten Stichen kennt“. Die historischen Wallanlagen könnten auf der östlichen Seite der Orsoyer Straße bis an den Kattewall herangeführt werden. Ein Rundwanderweg um den historischen Stadtkern scheine als Möglichkeit auf. „Ganz kühn“denkt der alte Rheinberger gar an die „Flutung des gesamten Wallgrabens“.
Eine gute, wenn auch nicht ganz neue Idee, kommentiert Geschäftsmann Aaldering. „Auch ich habe vor Jahren schon diese Möglichkeit mit Politik und Verwaltung erörtert“, sagt er. Es böte sich zudem eine Lösung für den Schießstand an, der sich im weiteren Verlauf des alten Wallgrabens befindet. Die Stadt besitze ein schmales, langes Grundstück am Bahnhof. Dort könnten die Schützen eine Schießbahn von 100 Metern Länge bauen.
Er, so Aaldering, würde den weiteren Verlauf des alten Stadtgrabens, der sich in seinem Besitz befindet, „gerne zur Verfügung stellen“. Leider aber würden solche Ideen „immer von einer ganzen Horde von Bedenkenträgern ins Reich der Fabeln verwiesen“. Zugegeben: Es lägen Abwasserleitungen im alten Graben, es müssten beim ehemaligen Café Püttmann und an anderen Stellen Straßenunterführungen gebaut werden. „Klar, das kostet natürlich unwahrscheinlich viel Geld, aber es wäre ein toller und großer
Wurf“, ist Aaledring überzeugt. Diese Vision zu realisieren, zahle sich aus. „Rheinberg hätte endlich außer einer schönen Kirche, dem Alten Rathaus und der historischen Innenstadt ein wunderschönes Alleinstellungsmerkmal“, so Aaldering. Er spricht von einer „einmaligen Chance, für die kommende Generationen stolz auf uns wären“.
Dieter Paus, Technischer Beigeordneter im Stadthaus, wundert sich zwar. „Es gibt fürs Rheintor schließlich eine Baugenehmigung für groß angelegten Wohnungsbau.“29 Wohnungen in ambitionierter Architektur sollen auf dem 3000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen. Aber die stadthistorischen Gedankenspiele seien schon nicht so uninteressant, dass man sich nicht mal damit befassen sollte. „Man kann sich ja mal darüber unterhalten“, signalisiert Paus zumindest Gesprächsbereitschaft.