Rheinische Post - Xanten and Moers
Corona als Ausflucht?
Wer will, der findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe. Dies gilt auch für die Bereitschaft eines Bürgermeisters, sich in Corona-Zeiten mit Ausschüssen und mit den Mitgliedern der Ratsversammlung in angemessener Weise auseinanderzusetzen. Und dazu gehört es, sich auch mit unliebsamen Themen intensiv zu befassen. Wie soll beispielsweise die Frage nach dem Haushalt der verschuldeten Stadt Xanten verantwortungsvoll gelöst werden?
Für Bürger ist die Lage leicht durchschaubar. Unser Alltagsleben normalisiert sich Schritt für Schritt. Wir Bürger dürfen wieder in Restaurants, Cafés und Kneipen. Kinos haben geöffnet, Freibäder ebenso. Alles natürlich verbunden mit der Einhaltung der Abstandsregeln. Aber immerhin. Nur Ausschüsse und Rat sollen in Xanten auf das absolute Sitzungsminimum beschränkt sein. Zeit für eine inhaltliche Auseinandersetzung bleibt da kaum. Bürgermeister Thomas Görtz beruft sich dabei auf irgendwelche Empfehlungen des Landes. Empfehlungen sind aber nun mal keine Anordnungen. Man kann sie umsetzen, muss es aber nicht. Viele andere Bürgermeister
im Land jedenfalls haben laut Angaben des Forum Xanten (FOX) keine Probleme damit, die Gremien im normalen Rhythmus tagen zu lassen. Dort finden die Sitzungen mit Anstand und dem nötigen räumlichen Abstand statt. Nur in Xanten ticken die Uhren anders. Wozu haben wir eigentlich die große Schulmensa? Sie bietet ausreichend Platz, um Tische und Stühle auseinandergezogen zu platzieren. Jetzt liefert Corona nur den Vorwand, um Ausschüsse ausfallen zu lassen und Ratssitzungen auf ein zeitliches Minimum zu reduzieren. Offenbar scheinen in der Xantener Verwaltungsspitze so kurz vor der Kommunalwahl die Nerven ins Flattern zu geraten. Warten wir ab, wie sich die Fraktionen hierzu verhalten.