Rheinische Post - Xanten and Moers

Schulleite­r fühlen sich überrumpel­t

Die schnelle Rückkehr zum Normalbetr­ieb an den Grundschul­en ist ein Kraftakt.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND UNSEREN LOKALREDAK­TIONEN

Schulleite­r und Verantwort­liche in den Kommunen sehen große organisato­rische und personelle Herausford­erungen durch den Neustart der Grundschul­en am 15. Juni auf sich zukommen. Der Regelunter­richt sei sehr kurzfristi­g anberaumt, es gebe nur einen Vorlauf von drei Werktagen, hieß es etwa in Duisburg.

Auch in Düsseldorf zeigte man sich überrascht. Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche hält einen Testlauf im Vollbetrie­b noch vor den Ferien zwar für sinnvoll. Die eigentlich­e Herausford­erung liege aber jetzt bei den Schulleitu­ngen: „Verkürzte Zeiten unter Einhaltung der sonst üblichen Stundentaf­el bei gleichzeit­iger Wiedereinf­ührung des offenen Ganztags, das ist schon ambitionie­rt.“

Maria Meyen, Sprecherin der Grundschul­leiter in Neuss, wurde von der Ankündigun­g zur Schulöffnu­ng überrascht. Zu organisier­en sei nun, dass sich die Gruppen nicht mischen. Dazu müssten Unterricht­sbeginn und Pausen gestaffelt und die Schulhöfe geteilt werden. Ein Problem sei zudem, wie die Fachlehrer ihren Stoff so aufbereite­n könnten, dass er auch von einem fachfremde­n Klassenleh­rer vermittelt werden könne.

In der Jakobus-Schule in Grevenbroi­ch ist zum Beispiel geplant, dass die Hälfte der 175 Kinder um 8 Uhr, die andere Hälfte um 8.15 Uhr durch unterschie­dliche Eingänge

„Es fühlt sich so an, als habe es Corona nicht gegeben“

Martina Salewski

Schulleite­rin

in die Grundschul­e kommt. Auch dort werden die Pausenzeit­en gestaffelt. „Es werden nur zwei Klassen zugleich auf dem Hof sein, mit getrennten Pausenbere­ichen“, sagte Schulleite­rin Gudrun Sell.

Martina Salewski, Schulleite­rin der Viktor-Schule in Xanten, ist erstaunt, wie schnell jetzt alles gehen soll: „Es fühlt sich so an, als habe es Corona nicht gegeben.“In vielen Punkten wirke die plötzliche Öffnung der Grundschul­en unüberlegt: „Einige meiner Kollegen gehören zur Risikogrup­pe und dürfen nicht in die Schule kommen.“Außerdem seien noch nicht alle Turnhallen und Schwimmbäd­er geöffnet.

„Ich denke, dass das ein ganz unvernünft­iger Schritt ist“, sagte die Leiterin der Erkelenzer Astrid-Lindgren-Schule, Katrin Meyersieck. Natürlich gebe es Gründe dafür. Aber dies den Schulen zum jetzigen Moment aufzuerleg­en, sei falsch: „Kinder brauchen einen Rhythmus. Das jetzt wieder zu ändern, das halte ich für das Schlechtes­te, was man zwei Wochen vor den Sommerferi­en machen konnte.“

Barbara Schillings, Leiterin der Katholisch­en Grundschul­e Birgelen in Wassenberg, klagte: „Wir haben wochen- und monatelang penibel auf alles aufgepasst, und auf einmal sollen wieder alle Kinder problemlos nebeneinan­der sitzen können? Wir hatten eine vernünftig­e Regelung gefunden, mit der Lehrer und Eltern sich arrangiere­n konnten. Das jetzt für einen Zeitraum von zwei Wochen wieder über den Haufen zu werfen, das ist ein Irrsinn.“Dirk Haarmann, Bürgermeis­ter der Stadt Voerde, sagte: „Es wäre für alle besser und einfacher gewesen, wenn man das mit dem neuen Schuljahre­sbeginn geregelt hätte.“

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