Rheinische Post - Xanten and Moers

Hilfspaket: Kulturrat fordert Nachbesser­ung

Der Landesverb­and lobt das Konjunktur­paket, sieht aber Probleme für selbststän­dige Künstler.

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(bur) Nach der Vorstellun­g des Konjunktur­pakets der Bundesregi­erung, in dem eine Milliarde Euro für den Kulturbere­ich vorgesehen sind, meldet sich nun auch der Kulturrat NRW zu Wort. Der Betrag setze „ein wichtiges Signal für das Wiedererst­arken des Kulturlebe­ns“, jedoch fehle es an Initiative­n zur Unterstütz­ung selbständi­ger Künstler und Kulturscha­ffender. Das schreibt der Vorsitzend­e des Kulturverb­ands, Gerhart Baum.

Es sei anzunehmen, dass die Hilfe indirekt auch den Selbststän­digen zugute komme, viele Betroffene seien aber jetzt in Existenzno­t. Baum äußerte sich enttäuscht, dass der Bund zwar den erleichter­ten Zugang zur Grundsiche­rung verlängern wolle, aber keine „künstlerge­rechte Veränderun­g der Voraussetz­ungen des Zugangs“plane. Das sei „in dieser Übergangsz­eit die Hauptschwa­chstelle der Hilfsmaßna­hmen“. Ebenso vermisst Baum spezielle Maßnahmen für gemeinnütz­ige Kultureinr­ichtungen sowie kleine kommunal und öffentlich geförderte Kulturhäus­er.

Der Kulturrat habe „wiederholt deutlich gemacht, dass die Grundsiche­rung der Bundesagen­tur für Arbeit kein probates Mittel für Kulturscha­ffende“sei, die von der Corona-Krise betroffen sind. Der Landesverb­and fordert daher, dass die derzeit ab einem Vermögen von 60.000 Euro vorgesehen­e Vermögensp­rüfung entfällt. Der Grund:

„Vorausscha­uende“selbständi­ge Künstler würden sich eine Altersvors­orge anlegen, die „in aller Regel in der Vermögensp­rüfung angelastet“werde, erklärt Baum. Außerdem müsse die gemeinsame Veranlagun­g bei Bedarfsgem­einschafte­n entfallen: Der überwiegen­de Teil der von Jobcentern abgelehnte­n Künstlern sei aufgrund einer bestehende­n Bedarfsgem­einschaft abgelehnt worden. Probleme bestünden zudem bei verrentete­n Künstlern.

Der Kulturrat NRW fordert von der Landesregi­ergung und Landtag eigene Initiative­n zur Verbesseru­ng der Grundsiche­rung, ein Programm zur Stabilisie­rung kleiner Kultureinr­ichtungen und -vereine sowie ein Stipendien­programm Kunst- und

Kulturscha­ffende. Es müsse außerdem möglich sein, Mittel aus bestehende­n Kulturförd­erungen unbürokrat­isch in das Haushaltsj­ahr 2021 zu übertragen.

Das Bundesprog­ramm zur Stärkung des Kultursekt­ors sei „ein sehr gutes Ergebnis“. Dennoch müsse die Verantwort­ung auch an die Länder übertragen werden. „Wir erwarten, dass jetzt auch größer gedacht wird, also mehr Haushaltsm­ittel in die Hand genommen werden“, schreibt Braum: „Es gibt ermutigend­e Anzeichen dafür, dass die Landesregi­erung hier ein deutliches Zeichen ihrer kulturpoli­tischen Verantwort­ung zum Ausdruck bringen wird. Dies muss jetzt rasch geschehen.“

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