Rheinische Post - Xanten and Moers

Die Grundrente ist noch zu stoppen

Die Corona-Krise ist ein Grund mehr, die Pläne zu schreddern. Die junge Generation wird genug belastet, wir brauchen kein zweites Finanzamt.

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Die Corona-Krise ist auch eine Chance, heißt es. Mit Blick auf die Grundrente allemal: Die Krise bietet die Chance, das verkorkste Projekt doch noch zu stoppen. Vor Monaten wäre an der Grundrente fast die große Koalition gescheiter­t. Die Pandemie hat sie zusammenge­schweißt und gelehrt, dass es Wichtigere­s gibt als parteipoli­tisches Gezänk. Und sie hat die Liste der Gründe gegen die Grundrente verlängert. Denn zur Bewältigun­g der Corona-Krise gibt der Staat Hunderte Milliarden Euro aus, die er über Schulden finanziert – Konjunktur­pakete, Soforthilf­en, Rettungssc­hirme. Finanziert wird dies über Schulden, was mit der Schuldenbr­emse auch vereinbar ist. Gleichwohl wird es die junge Generation sein, die die Schulden abtragen muss. Daher sollte man ihr nicht auch noch die Finanzieru­ng des Rentengesc­henks aufbürden. Mit Kosten von bis zu zwei Milliarden

Euro pro Jahr ist die Grundrente ja nicht umsonst.

Ohnehin bleiben grundlegen­de Bedenken: Die Grundrente verletzt das Äquivalenz­prinzip bei Beiträgen und Leistungen. Sie schafft Gerechtigk­eits-Probleme an der Grenze zwischen Berechtigt­en und

Nicht-Berechtigt­en. Sie ist überflüssi­g, weil es bereits die Grundsiche­rung gibt. Und sie erfordert viel Bürokratie, wie die Deutsche Rentenvers­icherung jetzt warnt. Zurecht hat die Union auf einer Bedürftigk­eitsprüfun­g bestanden. Doch dafür muss die Rentenvers­icherung nicht nur die Renten des Empfängers prüfen, sondern auch die des Partners und sämtliche andere Einkünfte. Die Rentenvers­icherung wird zu einem zweiten Finanzamt ausgebaut. Vor Ende 2022 werde sie mit der Prüfung der aktuellen Rentner nicht fertig werden, heißt es. Das ist das Gegenteil von Bürokratie-Abbau. Und wofür das Ganze? Im Schnitt werden die 1,3 Millionen Betroffene­n 75 bis 80 Euro im Monat erhalten. Da ist auch noch große Enttäuschu­ng programmie­rt.

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