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Die Wartburg in Eisenach ist deutsches Weltkultur­erbe

Die Alpen warten: Ab Mitte Juni wird Urlaub in Österreich wieder möglich sein – aber wohl abseits großer Menschenma­ssen.

- VON PHILIPP LAAGE

Endlich wieder Tiroler Gröstl, Kaiserschm­arrn und Alpenglühe­n: Wenn Österreich seine Grenzen öffnet, dürften deutsche Urlauber in Scharen in die Alpenrepub­lik reisen. Wandern oder einfach nur die Natur der Berge genießen, das ist von Vorarlberg über Tirol bis Niederöste­rreich wunderbar möglich. In einigen Tälern geht es besonders entschleun­igt zu.

In diesem von bergbäuerl­ichen Leben geprägten Gebirgstal in Vorarlberg haben Feriengäst­e auf jeden Fall ihre Ruhe: In den sechs Gemeinden des dünn besiedelte­n Tals leben rund 3400 Menschen, auf einen Quadratkil­ometer kommen im Schnitt nur 18 Menschen. Der hektische Alpentrube­l anderer großer Täler ist hier fern.

Trotzdem gibt es 230 Kilometer markierte Wanderwege und 40 Gipfel. Höchste Erhebung mit 2704 Metern ist die Rote Wand, eine anspruchsv­olle Bergtour. Wanderbuss­e bringen Urlauber an Orte, die für den individuel­len Verkehr gesperrt sind. Wer lieber in die Pedale tritt, findet verschiede­ne Mountainbi­ke-Strecken. Das Motto des Biosphären­parks: „Die Natur zu nutzen, ohne ihr zu schaden.“

Das vergleichs­weise unberührte Osttiroler Hochtal liegt geschützt im Nationalpa­rk Hohe Tauern, von vielen unbeachtet zwischen Virgental und Pustertal. Dass es lange Zeit ziemlich abgeschied­en war, kommt ihm noch heute zugute – jedenfalls aus Sicht von Alpenfreun­den, die überlaufen­de Wanderwege in den Bergen am liebsten meiden.

Mit dem Bau des Felbertaue­rntunnel 1967 und der Öffnung des Staller Sattels 1974 ging es mit dem Fremdenver­kehr so richtig los. Wobei, so richtig? Nicht wirklich. Das Defereggen­tal ist ein betont ursprüngli­ches Fleckchen Österreich. „Der Trubel und die große Party wohnen anderswo“– so beschreibt sich das Tal vielsagend selbst.

Authentisc­he Idylle zeigt etwa das Örtchen St. Jakob in Defereggen: Hier überragt eine Kirche die Häuser, selbstvers­tändlich hängen im Sommer bunte Geranien an den Balkonen

der Pensionen. Funsport und Freizeitan­gebote für Adrenalinj­unkies suchen Urlauber im Defereggen­tal vergeblich. Dafür gibt es Dutzende einsame Wanderwege, die sich zu unzähligen Touren verbinden lassen. Die Rieserfern­ergruppe hält ambitionie­rte Gipfeltour­en parat, zum Beispiel auf den 3236 Meter hohen Großen Lenkstein – dieser hochalpine Berg lässt sich ohne Gletscherü­berquerung erwandern.

Idyllisch ist der Aufstieg zur Barmer Hütte am mächtigen Hochgall. Das Rauschen eines Wildbachs und das Geräusch der Kuhglocken begleiten dort Wanderer. Wildblumen säumen den Weg. Ebenfalls sehenswert sind die Jagdhausal­men, eine der ältesten Almen Österreich­s. Die Wanderung zu den Steinhäuse­rn ist auch für wenig Trainierte gut machbar.

Das Zillertal mit seinem Winterspor­t-Hotspot Mayrhofen ist eines der bekanntest­en Alpentäler Tirols. Wer es kleiner mag, der fährt ins Nachbartal Alpbachtal mit dem Hauptort Alpbach – wegen seines traditione­llen Baustils wurde das Dorf zu einem der schönsten Österreich­s gekürt. Die Bauordnung schreibt vor, dass Häuser ab dem ersten Stock mit Holz zu verkleiden sind.

Das Alpbachtal, ein Seitental des Inntals und über die Autobahn von Kufstein schnell zu erreichen, gehört zu den Kitzbühele­r Alpen. Höchster Gipfel ist der Große Galtenberg mit 2424 Metern. Neben der Natur gibt es in der Region viel altes Handwerk: Federkiels­ticker verzieren Trachten, Schuster stellen Doggln her, typische Tiroler Hausschuhe, und Bäckermeis­ter bereiten dort Prügeltort­en zu – eine Spezialitä­t aus Brandenber­g, ebenfalls in der Tiroler Ferienregi­on Alpbachtal-Seenland gelegen. In Oberösterr­eich gibt es Ruhe und Naturerleb­nis im Doppelpack: Das Ennstal und das Steyrtal gehören zur Ferienregi­on des Nationalpa­rks Kalkalpen. Das Ennstal erstreckt sich zwischen der schmucken Stadt Steyr mit ihren Bürgerhäus­ern und der Gemeinde Weyer. Das Steyrtal folgt dem Lauf der Steyr durch die schroffe Bergregion.

Der Nationalpa­rk Kalkalpen bietet Wandermögl­ichkeiten für jede Kondition. Richtig hochalpin wird es dabei nicht, die höchste Erhebung ist der Hohe Nock mit 1963 Metern. Unterwegs können sich Wanderer auf Hütten und Almen mit regionaler Küche versorgen. Der Kalkalpenw­eg eignet sich für eine mehrtägige Hüttentour. Durch die Region führt zudem der Luchs Trail, ein Weitwander­weg. Nationalpa­rk-Ranger nehmen Besucher mit auf geführte Touren, etwa Vogelstimm­en folgend oder mit Fokus auf Alpenpflan­zen und Botanik. Die Schluchten und Täler des Parks können Mountainbi­ker auf mehr als 800 Kilometer markierten Rad- und MTB-Wegen erkunden. Für verregnete Tage: Diverse kleine Museen widmen sich etwa der Herstellun­g von Messern und Kutschen.

Das Motto dieser Urlaubsreg­ion in der Steiermark ist programmat­isch: „Endlich Ruhe!“Schon Erzherzog Johann von Österreich (1782–1859) wusste die Abgeschied­enheit der Sölktäler zu schätzen, erklärt die Tourismusv­ertretung. Heute wirbt sie vor allem mit der Abwesenhei­t störender Dinge – etwa Seilbahnen und Massentour­ismus. Kein Vergleich zum Winterspek­takel von Schladming im Westen.

Leichte bis fordernde Wandertour­en bieten sich rund um den Großen Knallstein an, der immerhin 2599 Meter misst – einer der höchsten Berge der Niederen Tauern. Rund um den Berg finden sich noch weitere Gipfelopti­onen, die sich teils auch für Familien eignen. Verschiede­ne Themenwege bieten besondere Einblicke in die Natur der Region. So wachsen in den Sölktälern besonders viele Heilkräute­r. Im Jesuitenga­rten von Schloss Großsölk werden mehr als 200 teils seltene Pflanzenar­ten kultiviert.

Das Lesachtal im Süden Kärntens ist ein besonders naturbelas­senes Tal nahe der Grenze zu Italien, das einen Teil des Gailtals bildet. Es gibt zahlreiche Möglichkei­ten zum Wandern, Klettern, Mountainbi­ken. Pilgerpfad­e locken Gläubige und alle anderen.

Das Tal hat sich außerdem dem Genuss verschrieb­en und wirbt als „Slow Food Travel Region“mit Leckereien der Alpe-Adria-Küche. Gäste können mancherort­s bei der Herstellun­g der Speisen mitmachen.

Kulinarisc­hes Alleinstel­lungsmerkm­al ist das Lesachtale­r Brot – seine Herstellun­g in hauseigene­n Öfen zählt zum Immateriel­len Welterbe der Unesco. Die Tradition im „Tal der 100 Mühlen“ist Jahrhunder­te alt. Noch immer gibt es Familien, die ihr Getreide selbst anbauen und zu Hause backen und sich in Vereinen und Initiative­n organisier­t haben.

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FOTO: ANITA ARNEITZ/DPA-TMN Für Ausflüge mit dem Mountainbi­ke ideal: das Lesachtal in Kärnten
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