Rheinische Post - Xanten and Moers

Corona-App kommt nächste Woche

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn sieht in der Anwendung einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie. Die lange Entwicklun­gsdauer erklärt er mit hohen Anforderun­gen.

- VON JAN DREBES, MAXIMILIAN PLÜCK UND EVA QUADBECK

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) hat angekündig­t, dass die Bundesregi­erung die Corona-App in der kommenden Woche vorstellen und mit einer breit angelegten Kampagne bewerben wird. Zugleich verteidigt­e er die lange Entwicklun­gsdauer. „Diese Zeit brauchten wir für die Entwicklun­g, weil wir hohe Anforderun­gen stellen: Die App muss auf allen Endgeräten genutzt werden können und soll beispielsw­eise auch dann messen, wenn man mit dem Handy Musik hört“, sagte Spahn unserer Redaktion. Sie müsse strenge Vorgaben beim Datenschut­z, der Datensiche­rheit und bei der Energieeff­izienz erfüllen. „Eine App, die in wenigen Stunden den Akku des Handys leerzieht, nutzt keiner“, betonte Spahn.

Zur möglichen Nutzung sagte er: „Wenn wir in den kommenden Wochen einige Millionen Bürger von der App überzeugen, dann bin ich schon zufrieden.“Man solle die Erwartunge­n auch nicht zu hoch schrauben. Eine zusätzlich­e gesetzlich­e Grundlage für die App lehnte Spahn unter Verweis auf die vorhandene Datenschut­zgrundvero­rdnung ab. Weiter betonte er, die App werde helfen, „Kontakte im Umfeld von infizierte­n Personen schnell zu informiere­n und zum Testen einzuladen“. Wenn dann im Vergleich zu heute eher einer mehr zum Testen gehe, als einer zu wenig, dann sei das umso besser. Spahn betonte: „Die App ist kein Allheilmit­tel. Sie ist aber ein weiteres wichtiges Werkzeug, um die Infektions­zahlen niedrig zu halten.“

Kritisch äußerte sich der Minister zu einem sorglosen Umgang mit dem Virus: „Es besorgt mich, wenn ich manche Bilder dicht gedrängter Menschenma­ssen im Park oder auf Demonstrat­ionen sehe“, sagte er. „Wir haben gemeinsam viel erreicht. Nun haben wir es durch unser Verhalten selbst in der Hand, ob wir Deutschen den schwierigs­ten Teil der Pandemie hinter uns haben.“

Am Wochenende waren bundesweit Zehntausen­de Menschen bei Großkundge­bungen zusammenge­kommen, um nach dem gewaltsame­n Tod des Afroamerik­aners George Floyd gegen Rassismus zu demonstrie­ren. Auch NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) äußerte sich besorgt: „Ich brauche nicht zu erwähnen, dass die Demonstran­ten sich für eine ganz wichtige Sache einsetzen. Aber ich bin schon besorgt, wenn ich sehe, wie viele Menschen dicht gedrängt auf den Straßen unterwegs sind.“Hier sei Vorsicht geboten, um sich selbst und andere zu schützen.

„Halten Sie die mindestens 1,5 Meter Abstand zu anderen, tragen Sie einen Mundschutz und waschen Sie sich regelmäßig die Hände. Wenn Sie sich nicht gut fühlen, bleiben Sie bitte zu Hause.“

Laumann informiert­e den Landtag eine Woche vor Auslaufen der „epidemisch­en Lage von landesweit­er Tragweite“über den Stand der Infektione­n in Nordrhein-Westfalen. Die Zahlen entwickelt­en sich in eine sehr erfreulich­e Richtung, sagte er. „Wir können vorsichtig optimistis­ch sein. Aber: Das Coronaviru­s ist nicht besiegt.“Es gebe immer noch Neuinfekti­onen und damit die Gefahr, dass sich Menschen anstecken. Es gebe auch noch keinen Impfstoff. „Wir müssen weiterhin wachsam sein“, forderte er.

In Laumanns Bericht heißt es: „Die Gefahr einer weiteren Infektions­welle kann nicht ausgeschlo­ssen werden, verbunden mit gegebenenf­alls gravierend­en Auswirkung­en auf das Leben und die Gesundheit der Bevölkerun­g, aber auch für das Wiederanfa­hren der Wirtschaft.“

Leitartike­l, Politik

Newspapers in German

Newspapers from Germany