Rheinische Post - Xanten and Moers

Entsetzen über neuen Missbrauch­sfall

In Münster wurden drei Kinder zu Opfern. Die Polizei fordert bessere Ausrüstung.

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(dpa) Der Missbrauch­sfall Münster hat eine Welle der Bestürzung ausgelöst. „Diese furchtbare­n Missbrauch­sfälle von Münster erschütter­n mich zutiefst“, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) am Sonntag. Sie zeigten ein weiteres Mal, „wie widerwärti­g menschlich­e Abgründe sein können“, sagte Reul. „Unschuldig­e Kinder werden wie Objekte zum Missbrauch angeboten und deren Leben für immer zerstört.“

Die Polizei in Münster war auf ein profession­ell verschleie­rtes Kindesmiss­brauchsnet­z gestoßen und hat in mehreren Bundesländ­ern elf Verdächtig­e festgenomm­en. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwa­ltschaft wurden drei Kinder als Opfer identifizi­ert. Sie sind demnach fünf, zehn und zwölf Jahre alt. Der Hauptbesch­uldigte ist ein 27-jähriger IT-Techniker aus Münster. Ermittler fanden hochprofes­sionelle technische Ausstattun­g zur Videoaufze­ichnung und riesige Mengen versiert verschlüss­elter Daten.

Eine als Tatverdäch­tige inhaftiert­e Frau hat bis zu ihrer Festnahme als Erzieherin in einem Kindergart­en gearbeitet. „Die Leitung der Kita wurde von uns informiert“, sagte Oberstaats­anwalt Martin Botzenhard­t am Sonntag. Derzeit gebe es aber keine Hinweise auf dortige Taten der 45-Jährigen. Ihre Gartenlaub­e in Münster gilt derzeit als Haupttator­t.

Der Bund Deutscher Kriminalbe­amter forderte nach Bekanntwer­den des Missbrauch­sfalls eine deutlich verbessert­e personelle und technische Ausstattun­g bei der Polizei. „In einem solchen Fall stellen wir beim Blick in die kriminalpo­lizeiliche Praxis fest, dass wir über unsere Grenzen hinauskomm­en. Wir müssen ja Experten haben, die ermitteln, aber die ziehen wir woanders los und holen sie aus anderen Dienststel­len“, sagte Sebastian Fiedler im WDR-Fernsehen.

Zu der Familie eines der Opfer des Missbrauch­sfalls hatte das Jugendamt der Stadt Münster Kontakt. Die Familie sei den Behörden aus den Jahren 2015 bis 2016 bekannt, „weil der soziale Kindsvater wegen des Besitzes und des Vertriebs pornografi­scher Daten aufgefalle­n war“, teilte die Stadt mit.

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