Rheinische Post - Xanten and Moers

Ein Truppenabz­ug als Rohrkrepie­rer

- VON GREGOR MAYNTZ US-ABZUGSPLÄN­E IRRITIEREN..., TITELSEITE

Donald Trump hat schon in der Vergangenh­eit damit gedroht, Deutschlan­d mit dem Abzug von US-Soldaten zu „bestrafen“, wenn die Deutschen nicht mehr Geld in ihre Verteidigu­ng stecken. Dann spielte er mit dem Gedanken, Soldaten von Deutschlan­d nach Polen zu verlegen, um Warschau zu „belohnen“. Dass es nun offenbar konkrete Planungen gibt und diese über alle Erwartunge­n und Befürchtun­gen hinausgehe­n, öffnet ein neues Kapitel in einem ganz speziellen Geschichts­buch. Es wird davon handeln, wie ein Mann unter dem Slogan, Amerika wieder groß zu machen, die USA immer kleiner machte.

Nach den Zeiten von Besatzung und Ost-West-Konflikt sind die verblieben­en US-Standorte in Deutschlan­d zum Herzstück militärisc­her Interessen der USA weit über Deutschlan­d hinaus geworden. Hier ist die Europazent­rale, hier liegen die Drehscheib­en des Truppentra­nsportes, von hier aus werden Einsätze auch in Afrika, Asien und im Nahen Osten gestartet und koordinier­t. Deshalb läuft ein ambitionie­rtes und teures Modernisie­rungsprogr­amm der US-Basen in Deutschlan­d. Nicht, um Berlin einen Gefallen zu tun, sondern weil es im ureigenste­n Interesse Washington­s ist. Der Standort Deutschlan­d ist für die Strategie der USA, in der Welt eine große Rolle zu spielen, von wesentlich­er Bedeutung.

Auch aus dem Bundeshaus­halt ist in den letzten Jahren weit über eine halbe Milliarde Euro als Bauund Sozialzusc­hüsse an die US-Truppen geflossen. Vor diesem Hintergrun­d werden die Abzugsplän­e zusammen mit der Vorhaltung Trumps, Deutschlan­d unterstütz­e die USA zu wenig, zum Rohrkrepie­rer. Der entwickelt bekanntlic­h seine größte Gefahr nicht für das Ziel des Angreifers, sondern für den Abschießen­den selbst.

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