Rheinische Post - Xanten and Moers
Wirecard-Vorstand unter Druck
Die Aktionärrschützervereinigung DSW fordert eine Sonderprüfung.
(rtr) Der Zahlungsdienstleister Wirecard wird nach Ansicht des Großinvestors Deka noch Jahre mit der Aufarbeitung der Manipulationsvorwürfe beschäftigt sein. „Die Gefahr ist, dass Wirecard jahrelange Rechtsstreitigkeiten bevorstehen“, sagte Ingo Speich, Leiter des Bereichs Corporate Governance beim Fondsanbieter Deka. „Wenn sich auf strafrechtlicher Seite etwas manifestiert, dann öffnet das zusätzlich das Fenster für zivilrechtliche Klagen.“Firmenchef Markus Braun habe den Konzern in eine Situation manövriert, in der er nur noch aus der Defensive heraus agieren könne. Durch die Strafanzeige der Finanzaufsicht BaFin wegen des Verdachts der Marktmanipulation gerate Braun noch weiter unter Druck.
Die Finanzaufsicht Bafin hatt den gesamte Wirecard-Vorstand wegen des Verdachts auf Marktmanipulation angezeigt. Die Staatsanwaltschaft München I und die Polizei hatten am Freitag die Firmenzentrale
des Zahlungsdienstleisters durchsucht. Die Behörden gehen dem Verdacht nach, ob die Vorstände des Dax-Konzerns im Rahmen einer Sonder-Bilanzprüfung durch KPMG irreführende Angaben gemacht und dadurch den Börsenkurs manipuliert haben.
Die Aktionärsvereinigung DSW verlangt eine unabhängige Sonderprüfung. „Das wäre der richtige Schritt, um Vertrauen wiederherzustellen“, sagte DSW-Vizepräsident Klaus Nieding. Insidern zufolge wollen mehrere Großanleger, darunter auch deutsche Fondsgesellschaften, bei der für den 26. August terminierten Hauptversammlung Sonderprüfungen durchsetzen.
Speich fürchtet, dass das operative Geschäft zunehmend unter dem Reputationsschaden leidet: „Der Konzern braucht einen Neuanfang.“Dreh- und Angelpunkt sei, ob Wirecard ein uneingeschränktes Testat für den Jahresabschluss 2019 vom Prüfer EY bekomme. Die Vorlage des Geschäftsberichts hat Wirecard mehrfach verschoben und für Unmut bei Investoren gesorgt. Aktuell geplant ist der 18. Juni.
Dem Konzern wird seit Jahren in Medienberichten Fälschung von Bilanzen, vor allem bei Auslandstöchtern vorgeworfen. Eine vom Aufsichtsrat in Auftrag gegebene Sonderprüfung durch KPMG konnte die Vorwürfe nicht vollständig ausräumen. Die Vorstände erklärten, sie seien zuversichtlich, dass sich die Vorwürfe als unbegründet erweisen würden.