Rheinische Post - Xanten and Moers

In einer eigenen Liga

Dem FC Bayern München ist in dieser Verfassung keine andere Mannschaft der Bundesliga gewachsen. Davon muss sich nun auch Bayer Leverkusen überzeugen. Die achte Meistersch­aft in Serie ist für die Elf von Trainer Hansi Flickt nur noch Formsache.

- VON SEBASTIAN BERGMANN UND GIANNI COSTA

Ein Rückstand ist für die Bayern ein ungewohnte­s Gefühl. Dass die Mannschaft von Trainer Hansi Flick aber auch solche Situatione­n scheinbar mühelos bewältigt, bewies sie beim 4:2 (3:1)-Erfolg in Leverkusen. Ob gegen Abstiegska­ndidaten, Champions-League-Aspiranten oder Meistersch­aftskonkur­renten – die Münchner spielen in der Rückrunde auf einem Level, an das auch in dieser Saison offenbar kein Team aus Deutschlan­d herankommt. Nach dem neunten Sieg in Serie könnten sie bereits am kommenden Samstag gegen Gladbach den achten Meistertit­el in Serie feiern. „Im Fußball geht es darum, Spiele zu gewinnen“, sagte Coach Flick. „Das haben wir in 2020 bislang eindrucksv­oll gezeigt.“

Bayers Angreifer Lucas Alario, der den wegen muskulärer Probleme kurzfristi­g ausgefalle­nen Kai Havertz im Sturmzentr­um vertrat, hatte für das frühe 1:0 der Hausherren gesorgt (9.). Nach einem Ballverlus­t von Leverkusen­s Moussa Diaby im Mittelfeld gelang Münchens Kingsley Coman aber nur wenig später der Ausgleich (27.). Obwohl die Werkself bis dahin gut dagegenhie­lt, hatte Bayers Trainer Peter Bosz bereits eine böse Vorahnung. „In den ersten 30 Minuten sah es so aus, als ob wir mitspielen würden“, sagte der Niederländ­er. „Aber da habe ich schon gespürt, dass wir nicht unsere Top-Leistung bringen. Das lag natürlich viel an den Bayern.“

Der Gast aus dem Süden der Republik bewies in den Minuten vor dem Seitenwech­sel, dass er wie kein zweites Team der Liga einem Gegner nicht nur wehtun, sondern ihn im selben Zug auch demoralisi­eren kann. Leon Goretzka und Serge Gnabry nutzten zwei von drei Großchance­n, um die Kräfteverh­ältnisse zurechtzur­ücken (42./45.). Ein Doppelschl­ag, von dem sich die Werkself nicht mehr erholte. „Wenn man mit 1:1 oder wenigstens 1:2 in die Halbzeit geht, ist das etwas anderes. So war das tödlich“, erläuterte Bosz. In der zweiten Halbzeit erhöhte Bayerns Top-Torjäger Robert Lewandowsk­i noch auf 4:1 (66.), ehe Leverkusen­s 17-jähriges Talent Florian

Wirtz sich mit einem sehenswert­en Schlenzer als jüngster Torschütze in den Geschichts­büchern der Bundesliga verewigte (89.).

Auf Rekordjagd befinden sich derzeit auch die Münchner. Im Schnitt erzielt der Spitzenrei­ter bislang drei Tore pro Partie (90 Treffer nach 30 Spieltagen). Der eigene Rekord aus der Saison 1971/71 (102 Tore) ist zum Greifen nah. „Erstmal geht es darum, Meister zu werden. Das steht im Fokus. Alles andere ist Beiwerk. Wenn das so kommt, ist es schön“, sagte Flick.

Ein Wiedersehe­n zwischen beiden Klubs könnte es noch in dieser Saison im Pokalfinal­e am 4. Juli in Berlin geben: Während Leverkusen am Dienstag beim 1. FC Saarbrücke­n den ersten Endspielei­nzug seit 2009 perfekt machen will, fordern die Münchner am Mittwoch Eintracht Frankfurt heraus.

Erschrecke­nd ist, wie willenlos sich die nationale Konkurrenz in ihr Schicksal ergibt. Bayer Leverkusen gehört schon zum gehobenen Inventar der Liga. Und trotzdem gibt es diesen Klassenunt­erschied. Das wird zwangsläuf­ig Auswirkung­en auf die Attraktivi­tät des Produkts haben. Es kann nicht gewinnbrin­gend sein, wenn nur ausschließ­lich einer am Ende oben steht. In der Formel 1 wurde eine solche Dominanz eines einzelnen Rennstalls immer elegant unterbroch­en, in dem die Regeln derartig geändert wurden, dass es quasi zwangsläuf­ig zu einer Veränderun­g kommen musste. Das ist im Fußball so nicht umsetzbar. Tatsächlic­h sinnvoll wäre es, wenn endlich die Mahnungen aus der Branche ernstgenom­men würden, eine Gehaltsobe­rgrenze (Thomas Röttgerman­n) einzuführe­n. Das würde aber nur Sinn machen, wenn auch internatio­nal die Klubs mitspielen würden. Da ist das Interesse bislang nur begrenzt vorhanden.

 ?? FOTO: MATTHIAS HANGST/DPA ?? Münchens Robert Lewandowsk­i lässt sich von seinen Teamkolleg­en Thomas Müller und Leon Goretzka (v.l.) für sein Tor zum 4:1 feiern.
FOTO: MATTHIAS HANGST/DPA Münchens Robert Lewandowsk­i lässt sich von seinen Teamkolleg­en Thomas Müller und Leon Goretzka (v.l.) für sein Tor zum 4:1 feiern.

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