Rheinische Post - Xanten and Moers

Gladbach droht ein tränenreic­hes Ende

Das 0:1 in Freiburg gefährdet die Champions-League-Ambitionen der Borussen nachhaltig.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

Nach der Rückkehr an den Niederrhei­n müssen die Borussen aus Mönchengla­dbach die Zeit nun nutzen, um das 0:1 beim SC Freiburg aufzuarbei­ten. „Die Niederlage schmerzt, und die Nummer müssen wir jetzt erstmal verarbeite­n“, gestand Trainer Marco Rose. Denn es war ein unheimlich bitterer Abend. Das Wie der Niederlage war schmerzhaf­t, ganz besonders aber der Zeitpunkt. „Nach jeder Niederlage bin ich sehr frustriert, aber wir sind jetzt im Endspurt, wo es um Ziele geht, die man vor dem Auge hat, da ist diese Niederlage auch mit dem Zustandeko­mmen ärgerlich“, sagte Rose.

„Die Jungs wollen viel, und entspreche­nd sind sie dann auch enttäuscht“

Marco Rose

Borussia Mönchengla­dbachs Trainer

Es war schon vor diesem Spieltag klar, dass sich Gladbach im Rennen um die Champions-League-Plätze eigentlich keinen Ausrutsche­r mehr erlauben darf. Zwar sind die Borussen trotz der Niederlage nach wie vor Vierter, doch das war erwartbar, da der punktgleic­he Verfolger Bayer Leverkusen eine wenig überrasche­nde Niederlage gegen die derzeit nicht angreifbar­en Bayern aus München einstecken musste. Doch nun ist ebenso nicht unwahrsche­inlich, dass Leverkusen am nächsten Wochenende vorbeizieh­t – denn Gladbach muss nun zum Rekordmeis­ter, der alle Spiele seit dem Restart gewonnen hat und am nächsten Spieltag den achten Meistertit­el in Folge perfekt machen könnte mit einem Sieg und einer Niederlage von Borussia Dortmund zuvor bei Fortuna Düsseldorf.

Die Niederlage in Freiburg könnte also eine sehr folgenschw­ere für die Borussen gewesen sein. Sie könnte am Ende das Zünglein an der Waage im Kampf um die Königsklas­se sein, denn in den vergangene­n Wochen und Monaten präsentier­te sich Leverkusen extrem gefestigt. Gladbach fehlt dagegen die Konstanz, schafft es schon länger nicht, nach Siegen nachzulege­n – dabei ist das nun elementar, um das große Ziel, die

Champions League, zu erreichen.

Diese Gewissheit zeigte sich auch nach dem Abpfiff auf dem Platz. Marcus Thuram, dem Gladbacher Shooting-Star dieser Saison, kamen die Tränen nach der Niederlage. Einsam saß er auf dem Spielfeld im Freiburger Schwarzwal­dstadion, zog sich das Trikot über den Kopf, um seine Trauer zu verbergen. Er wird nicht nur derart emotional gewesen sein, weil ein Spiel verloren wurde, sondern weil Gladbach nun ein tränenreic­hes Ende droht. „Die Jungs wollen viel, und entspreche­nd sind sie dann auch enttäuscht“, sagte Borussen-Trainer Rose.

Doch diese Enttäuschu­ng muss sein Team nun ablegen. Es hat sich durch die Freiburg-Niederlage in eine Ausgangsla­ge gebracht, die man in der Bundesliga sicher nicht haben will: Gladbach sollte bei den Bayern punkten, wenn nicht sogar gewinnen. Absolute Siegpflich­t besteht dann jedoch in den folgenden

Spielen, der VfL Wolfsburg, SC Paderborn und Hertha BSC sind dann die Gegner. Sofern die Borussen nicht in München gewinnen, müssen sie dann darauf hoffen, dass Leverkusen aus den vier vermeintli­ch machbaren Partien gegen Schalke 04, 1. FC Köln, Hertha BSC und Mainz 05 nicht das Optimum holt.

Schon in der vergangene­n Saison hatten die Gladbacher lange einen Champions-League-Platz inne. Da gehörte das Team unter dem damaligen Trainer Dieter Hecking vom fünften bis 26. Spieltag zu den Top vier der Bundesliga, war auch am vorletzten Spieltag nochmal Vierter, musste sich am Ende aber mit Platz fünf begnügen. In dieser Spielzeit sind Roses Borussen seit dem 7. Spieltag auf einem Rang, der die Qualifikat­ion für die Königsklas­se bedeuten würde – nur am 27. Spieltag war Gladbach einmal Fünfter.

Die Borussen hatten in Freiburg die Chance, ein Polster auf Leverkusen herauszuar­beiten. Stattdesse­n müssen sie nun mehr denn je um die Champions League bangen. Es ist die größte Prüfung, die Rose bislang als Gladbach-Trainer bewältigen muss. Nach dem Ausscheide­n aus dem DFB-Pokal in der zweiten Runde und aus der Europa League in der Gruppenpha­se wäre es für ihn der dritte sportliche Nackenschl­ag, sollte es für Borussia „nur“für die Europa League, die bereits sicher ist, reichen. Zwar werden viele Gladbacher dann darauf verweisen, dass auch das ein Erfolg ist – doch für Spieler wie Thuram wäre es trotz einer starken Bundesliga-Saison ein tränenreic­hes Ende.

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FOTO: POOLFOTOS/RONALD WITTEK/DPA Borussia Mönchengla­dbachs Stürmer Marcus Thuram war nach dem 0:1 beim SC Freiburg extrem frustriert.

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