Rheinische Post - Xanten and Moers
Kölner Produzent dreht Corona-Doku
Leopold Hoeschs Film „Resistance Fighters“über die globale Antibiotika-Krise ist für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. Nun will er eine Doku über die Pandemie und die Folgen drehen. Aber nicht irgendeine – sondern die beste.
Den einen Film zu einem Thema drehen, der alles erklärt, das treibt den Kölner Produzenten Leopold Hoesch um. In die Champions League der Dokumentarfilmer vorzustoßen. Mit „Resistance Fighters – Die globale Antibiotika-Krise“könnte ihm das bereits gelungen sein. Das Werk hat international schon einige Preise abgeräumt und ist nun in zwei Kategorien für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. Hoesch ist aber längst einen Schritt weiter. Er will auch das Thema Corona und Covid-19 filmisch aufarbeiten. Teams aus der ganzen Welt hätten das zwar jetzt auf der Agenda. Hoesch spornt das aber an. „Wir arbeiten daran, dass der beste Film dazu diesmal aus Deutschland kommt.“
Schlecht stehen seine Chancen nicht. Durch die Arbeit an der Antibiotika-Doku hat er mit seiner Firma Broadview Pictures bereits beste Kontakte zu Gesundheitsorganisationen wie dem Robert-Koch-Institut, der US-Seuchenbehörde CDC und der Weltgesundheitsorganisation WHO sowie zu Fachleuten. Kontakte, die für Einsteiger aufzubauen jetzt, wo diese Institutionen während der Pandemie gefragter sind denn je, schwierig sind. „Unser Ziel ist es, die weltweit besten Experten mehrfach vor der Kamera berichten zu lassen“, sagt Hoesch.
Ein Drehbuch existiert noch nicht, momentan werde die allgemeine Entwicklung beobachtet. Der Kölner Produzent will die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen abbilden, aber auch die menschlichen Verwerfungen zeigen. Das Budget ist bereits festgezurrt, es liegt bei 1,5 Millionen Euro. Mit dem ZDF ist auch schon ein Partner im Boot. „Außerdem hoffen wir auf Unterstützung
durch die Filmstiftung NRW“, sagt Hoesch.
Einzelne Szenen wurden während des Lockdowns bereits gedreht, um die leergefegten Städte und Straßen zu dokumentieren. Wann es im größeren Stil weitergehen kann, ist unklar. Dafür steht aber schon ein ungefährer Sendetermin fest: Herbst 2021. Die Premiere findet im ZDF statt, parallel läuft vielleicht eine Kinotour, auch das muss noch geklärt werden.
Vorher gilt es aber, die Fortsetzung der Antibiotika-Doku fertigzustellen. Drei Viertel seien bereits abgedreht, sagt Hoesch, federführend ist erneut Regisseur Michael Wech. In „Der Antibiotika-Shutdown“, so der Arbeitstitel, soll es darum gehen, auf welchem Weg sich die drohende Krise auf diesem medizinischen Sektor abwenden lässt. „Dazu bedarf es eines globalen Kampfes“, sagt Hoesch. „Zum einen muss die systematische Gabe von Antibiotika etwa in der Tiermast eingestellt, zum anderen die weltweite Forschung gefördert werden.“
Das Thema liegt Hoesch am Herzen. Seit 2016 arbeitet er daran mit, es filmisch umzusetzen. In der ersten Doku wird vor allem erklärt, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass immer mehr Erreger resistent werden gegen Antibiotika und damit bei eigentlich gut behandelbaren Entzündungen schwere Verläufe drohen. Experten prognostizieren, sagt Hoesch, dass die Zahl der Todesopfer durch antibiotika-resistente Keime bis 2050 verzehnfachen könnte. Ohne eine globale Strategie dagegen könnten diese Erreger jedes Jahr zehn Millionen Menschen töten – eine Vision, die angesichts der aktuellen Pandemie noch verstörender ist.
Hoesch will mit seinen Dokus aufrütteln, aber eben auch Wege aus der Krise aufzeigen. Gedreht wurde unter anderem in Indien, Afrika und in den USA, weil es um ein weltweites Problem gehe, so der Produzent. Noch sei Zeit, ein „Pharmageddon“zu verhindern, aber nur, wenn schnell und entschlossen gehandelt werde. Mit seinen Dokus will er mit dazu anstoßen – und vielleicht den einen Film liefern, der alles dazu erschöpfend erklärt.