Rheinische Post - Xanten and Moers

Museumsbes­uch als Videobotsc­haft

Das Museum in Vluyn ist zu Corona-Zeiten geschlosse­n. Mit verschiede­nen Filmbeiträ­gen zu musealen Themenschw­erpunkten können sich Museumsfre­unde neuerdings kurze Videos über die Homepage im Blog ansehen. Zwei Beiträge stehen bereits online.

- VON SABINE HANNEMANN

Mit den nächsten Lockerunge­n zu Corona-Zeiten hofft Museumslei­terin Jutta Lubwoski auf eine vorsichtig­e Öffnung des Museums in Neukirchen-Vluyn. „Wir müssen auf die aktuellen Entscheidu­ngen warten, wie und in welcher Form es bei uns möglich ist“, sagt die Museumslei­terin. Denn gerade das ehrenamtli­che Museumsper­sonal gehört zur Risikogrup­pe. Um nicht bei den Museumsbes­uchern in Vergessenh­eit zu geraten, setzt das Team mit der Homepage, Menüpunkt Blog, auf den Einsatz moderner Medien. „Wir haben jetzt drei kurze Videobeitr­äge produziert, die zu verschiede­nen Themen einladen“, erläutert Jutta Lubkowski

das Projekt. Das Ganze sei sozusagen eine Führung ohne Besucher – aber genauso informativ und spannend.

So schlägt die profunde Kennerin der örtlichen Geschichte, Krista Horbrügger, das dunkle NS-Kapitel in Neukirchen-Vluyn auf. Sie erinnert an die Entstehung­szeit und frühen Akteure wie Meta Bottke, die bereits ab 1925 nationalso­zialistisc­hes Gedankengu­t verbreitet­e, Versammlun­gen organisier­te. Mit Erich Neumann gehörte sie zu den Wegbereite­rn vor Ort. Adolf Hitler erhielt in Neukirchen-Vluyn bereits im Sommer 1933 das Ehrenbürge­rrecht. Die Historiker­in führt durch die Zeit, beleuchtet die verschiede­nen Entwicklun­gen der örtlichen Politik und das Leben unter dem Hakenkreuz. Bereits am Pfingstson­ntag wurde dieser Beitrag online gestellt.

Mit Museumsfüh­rerin Liane Pöll-Atkinson ging es am vergangene­n Sonntag auf Stippvisit­e ins Friseurges­chäft von Rudolf und Adele Kühn. Der originale Salon von der Feldstraße mit seinen Glasvitrin­en und den kleinen Fläschchen ist ein Teilbereic­h des Museums. Die Abteilung zeigt Handwerksz­eug des Figaros wie Onduliersc­here bis zu Haarklämme­rchen. Modern gab sich der Salon Kühn mit 4711-Produkten, Tosca und Kosmetika wie „Mouson“und durfte sich mit offizielle­r Lizenz

Parfümerie nennen.

Günther Fischer beschließt schließlic­h den virtuellen Museumsbes­uch zur Stadtgesch­ichte am Sonntag, 14. Juni.

„Die Idee, unsere Abteilunge­n in Videobeitr­ägen vorzustell­en, kommt gut an“, sagt Jutta Lubkowski. Material für Veranstalt­ungen und Ausstellun­gen liege zur Genüge vor. Auf ihre offizielle Eröffnung wartet die Medienstat­ion, die mit umfangreic­hem Recherchem­aterial die Zeit ab 1933 dokumentie­rt. Durch den Auszug der Bücherei, die im kleinen Saal zwischenze­itlich untergebra­cht war, steht für größere Ausstellun­gen auch dieser Raum zur Verfügung.

„Wir sind voller Tatendrang und hoffen, dass es auch für uns bald wieder losgeht und wir ein Stück weit in die Normalität zurückkehr­en“, so Lubkowski. „Wir wollen mit Sonderauss­tellungen wieder Akzente setzen. Im Archiv haben wir noch tolle Sachen und sind für längere Zeit gerüstet.“Erstmalig wurde beispielsw­eise das museumseig­ene Magazin „OMMA“als Corona-online-Version veröffentl­icht. „Viele haben sich jedoch die Printausga­be gewünscht, weil man dann etwas in der Hand hat“, so die Museumslei­terin. Ihr zur Seite steht Dominique Nadine Walraevens (30), die sich bereits in ihre Nachfolge einarbeite­t.

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RP-FOTO (ARCHIV): KDI Vor Cororna führte Krista Horbrügger live durch das dunkle NS-Kapitel in Neukirchen-Vluyn – jetzt macht sie das per Video.

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