Rheinische Post - Xanten and Moers
Wesel pflanzt künftig hitzeresistente Bäume
Die Trockenheit sorgt dafür, dass vor allem Platanen geschwächt und von Pilzkrankheiten befallen werden. Bald soll es wieder mobile Zapfstellen geben, damit Bürger Straßenbäume wässern können.
Der Klimawandel und die zunehmende Trockenheit führen dazu, dass die Stadt Wesel künftig nur noch Bäume pflanzen wird, die „stadtklimafest sind und auch mit Trockenperioden gut zurechtkommen“. So steht es in der Vorlage der Verwaltung für die nächste Sitzung des Betriebsausschusses, der am Mittwoch, 10. Juni, öffentlich ab
16.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses tagt. Als besonders geeignet gelten nach Überzeugung von Experten heimische Baumarten. So werden beispielsweise noch in diesem Jahr im Bereich des Lippestadions 25 Ahorn-Bäume, 15 Erlen, jeweils zehn Eschen und Winterlinden sowie 50 Hainbuchen-Heister und
15 Amberbäume als Ersatz für die mehr als 120 dort gefällten Pappeln gepflanzt.
Unter anderem auch auf dem Spielplatz an der Wilhelm-Schneider-Straße in Lackhausen musste der städtische Betrieb ASG (Abfall, Straßen, Grünflächen) in diesem Jahr 20 Bäume fällen, die aufgrund der Trockenheit abgestorben waren. Auch dort sollen im Herbst unter anderem Japanische Kirschen, Felsenbirnen, Sommerlinden, Eschen und Ahornbäume geplanzt.
Hitze und Trockenheit bedeuten für Pflanzen generell Stress. Und sie werden anfälliger für Krankheiten. Aus diesem Grund muss der ASG zwei Mal im Jahr auch die rund 330 Platanen im Stadtgebiet auf Massaria hin untersuchen. Wobei ein Drittel der Bäume Straßen NRW gehören und der Landesbetrieb die Pflege der Bäume dem ASG übertragen hat.
Die Pilzkrankheit Massaria lässt vor allem Äste von durch Trockenheit geschädigter Platanen innerhalb kürzester Zeit absterben. „Wenn diese Äste unverhofft herunterfallen, kann das für Fußgänger und Autofahrer gefährlich werden“, sagt Thomas Graes, Geschäftsbereichsleiter Grünflächen und Straßenunterhaltung dem ASG.
Aktuell sind einige seiner Mitarbeiter damit beschäftigt, die Platanen am Hansaring unter die Lupe zu nehmen und mit Hilfe eines Hubwagens mögliches Totholz aus den Baumkronen zu entfernen. Dass diese Kontrollaufgaben erst jetzt und nicht schon vor einigen Wochen stattgefunden haben, hat nichts mit Corona zu tun, sondern mit den Saatkrähen. Die haben nämlich in den Platanen am Hansa-, am Herzogen und auch am Kurfürstenringe ihre Nester gebaut und für reichlich Ärger bei den Anwohnern gesorgt – Krach und Schmutz.
„Die Brutzeit der Krähen ist mittlerweile vorbei, so dass wir nun mit den Arbeiten beginnen können“, sagt Graes. Und sollten trotzdem noch Jungvögel in Nestern gefunden werden, wird der ASG bei der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde
um eine Sondererlaubnis bitten. Saatkrähen stehen unter Naturschutz.
Nicht nur Platanen sind durch die anhaltende Trockenheit geschwächt. Auch Bergahorn-Bäume sind gefährdet. „Wir haben es bei ihnen vermehrt mit der Rußrindenkrankheit zu tun. Dabei handelt es sich um einen Pilz, der lange verweilen kann“, erklärt Thomas Graes. Auch sollen die Sporen für Menschen nicht ungefährlich sein. Gerade im vergangenen Jahr hat der ASG mehrere Bergahorn-Bäume in den
Glacisanlagen fällen müssen. Und natürlich bereiten die Raupen des Eichenprozessionsspinners Graes nach wie vor Sorgen„Um den deutschen Wald und vor allem die Bäume in der Stadt steht es schlecht“, bedauert Graes.
Was helfen könnte, wären jetzt mehrere Wochen Regenwetter. Doch ist das in Zeiten des Klimawandels nicht zu erwarten. Auch wenn es aktuell für ein paar Tage kühl und regnerisch ist, wird das Problem damit nicht gelöst sein. „Der Regen der vergangenen Tage
war nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Deshalb werden wir auch weiterhin jeden Tag wässern und schauen, wie sich alles entwickelt“, sagt Thomas Graes.
Bis zu drei Mal am Tag sind seine Leute in den heißen Tagen unterwegs, um Bäume und Grünflächen in der Stadt mit bis zu 60.000 Litern am Tag zu versorgen. Unter anderem stehen dem ASG dazu zwei Fässer mit einem Fassungsvermögen von 7000 und 6000 Litern zur Verfügung.
Dass einmal das Trinkwasser in Wesel knapp werden wird, kann sich Thomas Graes nicht vorstellen. „Auch bei den Extremsommern 2018 und 2019 hat es nie Schwierigkeiten gegeben.“
Wann und ob es demnächst wieder Zapfstellen geben wird, an denen Bürger Wasser holen können, um Bäume an ihren Straßen zu wässern, das ist eine Frage für die Stadtwerke. Dort erklärt Geschäftsführer Rainer Hegmann auf Anfrage, dass es Zapfstellen auch in diesem Jahre geben werde. „Das werden wir mit den Experten vom ASG absprechen“, kündigt Hegmann an.
Im Sommer 2019 waren an fünf Standorten im Stadtgebiet mobile Zapfstellen der Stadtwerke zu finden. An den Standrohren an der Gabainstraße (Schillviertel), an der Kolpingstraße, an der Konrad-Duden-Straße (Lackhausen), der Fusternberger Straße sowie am Lupinenweg/Mohrweg in Obrighoven haben engagierte Bürger viele Tausend Liter Wasser entnommen, um Straßenbäumen durch die Trockenzeit zu helfen. Im Hitzesommer 2018 mit seiner langen Trockenperiode waren 117.000 Liter aus den mobilen Zapfstellen entnommen worden.