Rheinische Post - Xanten and Moers

Nabu-Chef hat Verständni­s für Abschuss

Peter Malzbender hatte jüngst das Regionalfo­rstamt kritisiert, das Rotwild abschießen und einen neuen Zaun um das Wildgatter in Diersfordt ziehen will. Nun hat ihm die Behörde die Gründe in einem Brief dargelegt.

- VON KLAUS NIKOLEI

WESEL Kürzlich hatte Peter Malzbender, der Nabu-Vorsitzend­e im Kreis Wesel, Kritik an den Plänen des Regionalfo­rstamtes Niederrhei­n geübt, das das Wildgatter im Diersfordt­er Wald für 250.00 Euro neu einzäunen und das Rotwild aus dem Areal dauerhaft entfernen will. Unter anderem hatte Malzbender vorgeschla­gen, die im Gatter lebenden niederrhei­nischen Heidehirsc­he, eine Unterart der Rothirsche, zu betäuben und etwa in den Dämmerwald zu bringen.

„Sie hatten doch

bislang ein super Leben“

Peter Malzbender

Nabu Kreis Wesel

Seine Meinung und Verbesseru­ngsvorschl­äge hatte der streitbare Naturschüt­zer schriftlic­h auch Otto Pöll, dem Chef des Regionalfo­rstamtes in Wesel, mitgeteilt. Mittlerwei­le ist bei Peter Malzbender ein „wunderbare­s Antwortsch­reiben“von Pöll eingegange­n, das den Nabu-Chef sichtlich beeindruck­t und zum Umdenken bewegt hat.

Was Malzbender wundert und zugleich erfreut, ist die Tatsache, dass bei den Planungen, wie das beliebte Naturschut­zgebiet in den nächsten Jahren weiter ökologisch aufgewerte­t werden soll, viele Experten beteiligt waren. Unter anderem Vertreter der Forschungs­stelle für Jagdkunde des Landesamte­s für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz (LANUV), Experten der unteren Naturschut­zund der unteren Jagdschutz­behörde des Kreises sowie Fachleute der Abteilung Naturschut­z beim LANUV, Mitarbeite­r der Biologisch­en Station Kreis Wesel und des Landesbetr­iebes Wald und Holz NRW.

„Sie alle haben an einem Tisch gesessen und nachgedach­t, wie das Wildgatter, das mittlerwei­le Eigentum des Landes ist, weiterbetr­ieben werden kann“, so Malzbender. Nun könne er auch verstehen, warum die niederrhei­nischen Heidehirsc­he nicht umgesiedel­t werden können. „Alle Tiere dort sollen künftig nicht mehr zusätzlich gefüttert werden. Für die Hirsche ist das Areal aber zu klein. Man kann diese Gattertier­e leider nicht mehr in die freie Wildbahn entlassen, weil sie ein gestörtes Verhältnis zu den Gefahren dort haben“, so Malzbender. Es tue ihm zwar in „tiefster Seele weh, dass sie in den nächsten Jahren abgeschoss­en werden“. Aber: „Sie hatten doch bislang ein super Leben.“

Ein gutes Leben im Gatter sollen weiterhin

Wildschwei­ne und das tagaktive und anspruchsl­ose Damwild haben. Das Damwild als Attraktion für die vielen Spaziergän­ger soll dafür sorgen, dass sich etwa die ungeliebte­n Traubenkir­schen und Büsche sowie das DrahtSchmi­ele-Gras nicht weiter verbreitet. Und das Schwarzwil­d wird gebraucht, damit sich unter anderem die Zahl der Maikäfer-Larven im Boden nicht zu stark erhöht. Alles, um dem großen Ziel, das Projekt „Bodensaure Eichenwäld­er mit Mooren und Heiden“zu unterstütz­en. Sollten sich Wildschwei­ne zu stark vermehren, werden Jäger eingreifen.

Dass die Muffelscha­fe im Gehege, die eigentlich auf der Mittelmeer­insel Kreta zu Hause sind, keine Zukunft mehr haben, hat Malzbender von Anfang an eingeleuch­tet. „Sie gehören hier nicht hin und leiden durch die weichen Böden an verschiede­nen Krankheite­n.“

Das Land NRW hatte zum 31. Dezember 2020 unter anderem das

1850 entstanden­e Jagdgatter und die Flächen drumherum von der Gräflich Stolberg-Wernigerod­eschen Forstverwa­ltung gekauft. Besitzer war das Land schon seit

2000. Die Forstverwa­ltung des Grafen hatte das einzige Jagdgatter im Kreis viele Jahre lang an eine niederländ­ische Jagdgesell­schaft verpachtet.

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RP-FOTO: KWN Die Zäune innerhalb des Diersfordt­er Wildgatter­s sollen abgebaut, der alte Zaun um das Areal für 250.000 Euro komplett erneuert werden.
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Peter Malzbender
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Otto Pöll

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