Rheinische Post - Xanten and Moers
Trotz „Click and Meet“: Handel büßt 25 Prozent ein
BERLIN (dpa) Ein Jahr nach den ersten Schließungen von Geschäften, Restaurants, Kneipen und Hotels droht sich die gewohnte Auswahl für die Kunden zu verändern. Viele Betriebe sehen sich in großen Schwierigkeiten. Jedes vierte Unternehmen ziehe in Erwägung aufzugeben, teilte der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) mit. Der Handel fürchtet die Schließung tausender Geschäfte infolge der Krise.
Wie viele Inhaber möglicherweise faktisch schon aufgegeben haben, lässt sich demnach noch nicht beziffern, weil die Pflicht zum Insolvenzantrag für viele bis Ende April ausgesetzt ist. Im Gastgewerbe gab es im Jahr 2020 bis November 18 Prozent weniger Insolvenzverfahren als im Vorjahreszeitraum. Der Dehoga geht aber davon aus, dass die Schließungen verheerende Folgen haben werden. Wegen der Corona-Ausbreitung musste der Einzelhandel am 18. März 2020 erstmals bundesweit schließen, Gaststätten am 21./22. März.
„Verzweiflung und Existenzängste nehmen im Gastgewerbe dramatisch zu“, sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges. Die getränkegeprägten Betriebe seien besonders betroffen, Clubs, Kneipen und Bars. Hotels fehlen neben Urlaubern und Geschäftsreisenden die Messe- und Kongressbesucher.
Wer seltener in den Urlaub fährt und seltener feiert, kauft sich auch seltener neue Kleidung – das spürt der Handel. Während es im Onlineund Lebensmittelhandel sehr gut läuft, bleiben die Schuh- und Bekleidungsgeschäfte der Innenstädte auf der Ware sitzen. Dass seit einigen Tagen wenige Kunden mit Termin in die Läden können, hilft wenig.
Zwar seien die Umsatzeinbußen nun geringer, teilte der Handelsverband am Montag mit. Sie liegen nach einer Umfrage unter 1000 Mitgliedern aber noch immer bei 25 bis
30 Prozent verglichen mit März
2020, als die Krise schon Spuren in den Bilanzen hinterlassen hatte.
Die Verbände beider Branchen erwarten von der nächsten Runde der Regierungsspitzen von Bund und Ländern die Aussicht auf eine Öffnung. „Die zaghaften Öffnungsperspektiven bieten Händlern keinen Ausweg aus ihrer Existenznot“, betonte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes, Stefan Genth. Dehoga-Geschäftsführerin Hartges sagte zudem, dass kein Betrieb länger als gesundheitspolitisch geboten geschlossen bleiben dürfe. Es müsse schneller gehen mit dem Impfen und Testen. Zudem müssten die Hilfen für alle Unternehmen vollständig zur Auszahlung kommen und Förderungslücken geschlossen werden.