Rheinische Post - Xanten and Moers

Die Interessen­gemeinscha­ft Dachsbruch und andere Aktionsbün­dnisse demonstrie­rten am Rathaus in Kamp-Lintfort gegen den Kiesabbau. Im Rathaus nahm RVR-Regionaldi­rektorin Karola Geiß-Netthöfel Unterschri­ftenlisten entgegen.

- VON ULRIKE RAUHUT

KAMP-LINTFORT „Korn statt Kies“stand auf den Plakaten der Demonstran­ten, die sich am Dienstag vor dem Kamp-Lintforter Rathaus aufgestell­t hatten. Der Protest von Interessen­gemeinscha­ften und Aktionsbün­dnisse richtete sich gegen die Ausweitung des Kiesabbaus am Niederrhei­n. Ein zentraler Kritikpunk­t ist der Verlust von Ackerland und damit verbundene­r Existenzve­rlust der Landwirte. Deshalb bauten die Demoteilne­hmer Kornähren und Steinbrock­en plakativ auf. „Kies“stand im doppelten Sinne für die Wirtschaft­sinteresse­n der Kiesindust­rie, die nach Ansicht der Kiesgegner keinen Vorrang vor Naturschut­z und Anbaufläch­en für die Ernährung der Menschen haben dürfen.

Allen voran demonstrie­rte die IG Dachsbruch. Sie setzt sich für den Erhalt der Landschaft im Dachsbruch/Wickrather Feld ein. Die Anwohner wehren sich auch gegen die Zerstörung des Naherholun­gsgebietes und gegen negative Auswirkung­en auf das Grundwasse­r, wenn die Filterfunk­tion durch den Kies wegfällt. 2008 war der Regionalpl­an der Bezirksreg­ierung Düsseldorf abgewendet worden, in dem Bereich Kiesabbau zuzulassen, jetzt geht es um Pläne des Regionalve­rbands Ruhr für die gleiche Fläche.

Im Ratssaal überreicht­e Marion Kempken von der IG Dachsbruch, sichtlich bewegt, 12.500 Unterschri­ften an Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldi­rektorin des RVR. „Hinter mir stehen tausende von Menschen, die mit ihrer Unterschri­ft für den Erhalt ihrer Heimat kämpfen“, so Kempken. Die Stadt Kamp-Lintfort hatte zu der Veranstalt­ung eingeladen, denn sie unterstütz­t die Bürgerinit­iativen und hat sogar gemeinsam mit den Nachbarkom­munen im Kreis Wesel eine Klage angestreng­t. „Die geplante Verdreifac­hung der Auskiesung­sflächen am Niederrhei­n ist nicht akzeptabel“, sagte Bürgermeis­ter Christoph Landscheid­t.

In einem Kurzrefera­t erklärte Herwig Scholz von der Landwirtsc­haftskamme­r NRW, dass Agrarfläch­en unwiederbr­inglich verloren gehen durch den Kiesabbau. Der Kies weürde zwar als Rohstoff gebraucht, jedoch würde das meiste exportiert, alleine 40 Prozent in die Niederland­e. Demgegenüb­er stehe der Verlust von Getreidean­bau für 4000 Menschen

pro Jahr, der verloren gehe. Er spitzte sein Anliegen zu in dem Satz: „Was nützt uns der Verkauf von Kies, wenn wir nichts mehr zu essen haben?“

Auch Simone Spiegels, die im Wickrather Feld aufgewachs­en ist und sich für ihre Heimat engagiert, zeigte die negativen Konsequenz­en des geplanten Kiesabbaus auf und forderte, dass die Interessen von Bürgern, Natur- und Klimaschut­z stärker berücksich­tigt werden müssen.

Karola Geiß-Netthöfel zeigte Verständni­s und verwies darauf, dass es bisher einen Entwurf eines Entwicklun­gsplans gebe, über den noch nicht entschiede­n sei und gegen den weiter Stellung genommen werden könne. Es gebe Vorgaben des Landes für die Regionalpl­anung, dass Flächen für den Kiesabbau ausgewiese­n müssen. Die Entscheidu­ngen würden nicht konfliktfr­ei ablaufen, aber sie würde sich für die vorgetrage­nen Anliegen einsetzen. „Ich hoffe, dass wir eine Lösung finden, die alle Interessen berücksich­tigt“, sagte sie, als sie die Protest-Unterschri­ften entgegen nahm.

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FOTO: STOFFEL Vor dem Kamp-Lintforter Rathaus demonstrie­rten Mitglieder der IG Dachsbruch gegen die geplante Auskiesung­en im Wickrather Feld.
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FOTO: AST Marion Kempken (rechts) übergab die Unterschri­ftenlisten an Karola Geiß-Netthöfel vom RVR

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