Rheinische Post - Xanten and Moers

Nicht ohne mein Fahrrad

Wenn der Frühling kommt, werden die Räder aus dem Schuppen geholt. Wir stellen vier Menschen aus der Region vor, für die ihre Räder viel mehr sind als praktische Fortbewegu­ngsmittel.

- FOTOS: ANNE ORTHEN

Caterina D., Wuppertal

Ich bin früher immer viel Fahrrad gefahren, das war für mich ein Stück Lebensqual­ität. Um das auch mit Kindern zu ermögliche­n, haben mein Mann Stephan und ich zunächst ein Rad mit Anhänger ausprobier­t, das war uns aber zu gefährlich. Bei einem Lastenrad dagegen hat man als Fahrer die Kleinen im Blick, die sitzen ja beide vorne. Wegen der vielen Anstiege hier in Wuppertal haben wir uns dann im vergangene­n Herbst für ein E-Lastenrad des französisc­hen Hersteller­s Douze entschiede­n. Das lässt sich auseinande­rnehmen und gut mit dem Auto transporti­eren, was uns sehr wichtig war. Fahren lässt sich das Douze fast wie ein normales Rad, man musste sich am Anfang nur an das höhere Gewicht und den langen Radstand gewöhnen. Es ist einfach nicht so wendig, so dass man etwas vorausscha­uend agieren muss, auch beim Bremsen. Das lernt man aber schnell. Eigentlich waren wir alle von Anfang an begeistert, die Kinder vor allem, die würden am liebsten alle Touren im Lastenrad absolviere­n. Wir erledigen damit inzwischen

Philipp van der Wingen, Düsseldorf

Ohne das Einradfahr­en hätte mein Leben einen ganz anderen Verlauf gehabt. 1994 habe ich damit begonnen – mein Vater besaß ein Geschäft für Kleinkunst­artikel, und ich habe als Jugendlich­er dort ausgeholfe­n. Wenn nichts zu tun war, habe ich mich in den Türrahmen gestellt und mir das Einradfahr­en beigebrach­t. Irgendwann war ich mir so sicher, dass ich jeden Tag damit in die Schule gefahren bin. Und als ich noch sicherer wurde, begann ich, Einrad-Hockey im Verein zu spielen. 15 Jahre lang durfte ich profession­ell an Welt- und Europameis­terschafte­n teilnehmen und habe mit meinem Einrad viele Länder bereist. Ich war in Nordamerik­a, Japan, China, Neuseeland, England, in der Schweiz. 1999 bin ich sogar deutscher Meister und Vizeweltme­ister geworden. Diese Zeit hat meine Jugend sehr geprägt, und ich denke gern daran zurück. Auch weil ich die Frau meines Lebens über das Einradfahr­en kennengele­rnt habe und wir nach unseren Turnieren im Ausland immer noch ein paar Wochen Urlaub drangehäng­t haben. Das hat mir Orte und Kulturen gezeigt, die ich sonst nie erlebt hätte – die Freundlich­keit der Menschen in Neuseeland, das Essen in Asien, die Größe Nordamerik­as. Heute bin ich immer noch aktiv in der Einrad-Hockey-Szene, aber nicht mehr so intensiv wie damals. Das schaffe ich mit meinen drei Kindern nicht mehr. Deswegen nutze ich mein Einrad zwischendu­rch für kleine Strecken in der Stadt. Das ist nach wie vor eine Attraktion. Viele bleiben stehen und schauen mir hinterher, manche applaudier­en. Fast immer ernte ich ein Lächeln.

Protokolli­ert von Danina Esau. viele Alltagsfah­rten, bringen die Kinder damit in die Kita und zur Tagesmutte­r. Es ist wirklich toll, dass man nicht für jede kleine Strecke das Auto nehmen muss. Und man bekommt fast durchweg positive Resonanz, das Image ist offensicht­lich gut. Auch die Steigungen meistert das Rad ganz locker, nur das Anfahren am Berg ist etwas heikel. Auf ganz schwierige Strecken verzichten wir deshalb lieber noch. Allerdings müssen wir uns jetzt noch ein E-Bike dazukaufen, damit wir auch als Familie die Hügel gut hinaufkomm­en, sonst werden gemeinsame Touren etwas anstrengen­d. Wir sind sehr glücklich mit unserem Rad, weil wir dadurch die Lebensqual­ität von früher zurückgewo­nnen haben.

Protokolli­ert von Jörg Isringhaus.

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