Rheinische Post - Xanten and Moers
„Hase Moritz ist sehr beliebt bei den Kindern, weil sich so Geschichte kindgerecht vermitteln lässt“
MOERS Diana Finkele, Museumsleiterin im Moerser Schloss, hat mit dem Schlossparkhasen Moritz von Oranien einen Fachmann an ihrer Seite. Er kennt die Geschichte rund um das Schloss in- und auswendig. Er gilt mit seinen Freunden als Held, der mit Möhrengeschossen die Spanier in die Flucht geschlagen hat. „Hase Moritz ist sehr beliebt bei den Kindern, weil sich so Geschichte über die Jahrhunderte kindgerecht vermitteln lässt“, sagt die Museumsleiterin. In entsprechendem Outfit präsentiert sich die Klappmaulpuppe, so der Typus von Handpuppe, nun vor der Kamera und wird zum YouTube-Star.
Pünktlich zum Osterfest ist er auf dem Kanal zu erleben. Die Idee, den Hasen Moritz im Netz zu präsentieren, sorgt einerseits für ein Wiedersehen mit dem kuscheligen Alleswisser. Andererseits ist ein virtueller 360-Grad-Rundgang im Museum möglich, der durch die aktuelle Foto-Sonderausstellung „Bitte lächeln“mit historischem Fotomaterial führt. Dann schwenkt die Kamera um zur aktuellen Ausgrabungsstätte. „Dazu haben wir auch Eier versteckt und laden zum Quiz an. Eine Alternative zum Museumsbesuch“, so Diana Finkele.
Über das Osterfest mit all seinem Brauchtum hat Moritz eine eigene Meinung und geht den Dingen auf den Grund. Was ist grün am Gründonnerstag und warum wurden früher rohe Eier ein Jahr lang in dunklen Gefäßen zugedeckt und trocken gelagert? Warum werden Eier überhaupt verschenkt? Und fliegen wirklich die Glocken nach Rom? „Für den Hasen Moritz sind das natürlich alles spannende Fragen, deren Antworten das Osterfest über die Jahrhunderte aus immer anderen Perspektiven zeigt“, so Diana Finkele.
Viel Kurioses lässt sich so entdecken, das im Aberglauben angesiedelt ist, aber auch die Entwicklung österlicher Gepflogenheiten zeigt. Früh spielt das Ei eine Rolle, da die Boden- oder Grundzinsen mit Pachteiern bezahlt wurde. Gekochte Eier wurden bereits verziert. „Gängige Eierfarbe war im Mittelalter die Farbe Rot, symbolisch für das Blut Jesu. Ab dem 14. Jahrhundert wird es erst bunt. Später kommt das Schmuckei hinzu“, so die Museumsleiterin.
Diana Finkele Museumsleiterin
Im 17. Jahrhundert gab es so genannte Reimeier. Ein Spruchband ließ sich aus dem Innern ziehen. Mit Zar Alexander III. erobern mit Edelsteinen reich besetzte Prunkeier die Wohnzimmer, die aus der Werkstatt von Hofjuwelier Fabergé stammen. Preußenkönig Friedrich II. setzt dem so genannten imperialen Osterei ein Porzellan-Ei entgegen, das das Berliner Schloss zeigt und mit Weihwasser oder Schnaps gefüllt war.
Ab dem 19. Jahrhundert bestimmen maßgeblich drei Faktoren die österliche Zeit. „Die Süßwarenindustrie kreiert den Osterhasen und die Ostereier. Kinderbücher mit österlichen Geschichten kommen auf den Markt und Postkarten werden mit Ostergrüßen verschickt. Zunächst sind es Kinder- oder Hühnermotive. Später tritt der Hase in Aktion“, beschreibt Diana Finkele die Entwicklung. Die Häschenschule, erschienen 1924, ist bis heute Standardwerk
im Kinderzimmer. Autor Albert Sixtus erzählt aus dem Leben der Junghasen, die das Eiermalen von der Pike auf erlernen. Finkele:
„Gerade um den Ersten Weltkrieg erleben wir damit den Versuch, Stadtkindern die ländliche Welt zu erklären.“