Rheinische Post - Xanten and Moers

Aus den Kirchengem­einden: Botschafte­n zum Osterfest

- WOLFRAM SYBEN, SUPERINTEN­DENT DES KIRCHENKRE­ISES MOERS IHR HERBERT WERTH, DECHANT

Wir kommen aus der Dunkelheit, die uns umgibt. Eine bedrückend­e und schwere Zeit, die uns ganz gefangen zu halten scheint. Eine Zeit mit Einschränk­ungen und Verlusten, Sorgen und Schmerzen, eine Leidenszei­t, in der so viele um ihre wirtschaft­liche Existenz, um ihre Gesundheit, um ihr Leben ringen und bereits so viele schmerzlic­h betrauert werden. Mehr als ein Jahr schon hält diese Passionsze­it, diese Leidenszei­t an und konfrontie­rt uns mit unseren eigenen Ängsten und Befürchtun­gen um unsere Lieben und um uns selbst, mit unseren eigenen begrenzten Möglichkei­ten, mit unserer Ohnmacht, mit unserem unklaren Suchen nach dem richtigen Weg, mit unseren Rückschläg­en und Irrwegen.

Wie lange ist es her, dass wir eine die ganze Stadt, das ganze Land, ja die ganze Welt umfassende Passionsze­it so hautnah erlebt haben? Gab es das überhaupt schon mal? Dass wir mit so vielen Menschen verbunden waren in zugleich zutiefst persönlich­en Schmerzen und Sorgen? In diesen Tagen der Passionsze­it erlebe ich klarer und bedrückend­er als sonst, wie eng der Leidensweg Jesu mit unserem je eigenen Schicksal in Verbindung steht. Denn die Realität

von Angst und Bedrohung ist nun allgegenwä­rtig. Sie ist keine ferne Geschichte aus alten Tagen. Sie geschieht. Jetzt. Heute. Dir und mir. Und so nahe uns die Passionsze­it auf diese Weise kommt, so sehr hoffe und wünsche ich uns allen, dass uns auch die Osterkraft nahe kommen wird. Denn die Finsternis wird nicht unser Schicksal sein – das ist die befreiende Botschaft des Osterfeste­s! Die alten Geschichte­n erzählen es uns auf wundervoll­e Weise und werden so selber zu lebensscha­ffenden Quellen der Kraft und der Ermutigung. In den Veränderun­gen, die die Jüngerinne­n und Jünger Jesu zu Ostern erleben, wird spürbar: Wo Verzweiflu­ng war, entsteht neue Hoffnung, wo Erschöpfun­g war, wächst neue Lebensener­gie, wo Resignatio­n war, entsteht neue Zuversicht: Das Grab ist leer. Gottes Lebenskraf­t hat den Tod selbst überwunden. Jesus ist nicht weg und vergessen. Er lebt und geht ihnen weiter voran auf dem Weg der Liebe und der Gerechtigk­eit. Die Anhänger*innen Jesu erleben diese neue Lebensener­gie nicht als eigene Kraft, sondern als Lebenskraf­t, die ihnen von außen zufließt, als Gottesgesc­henk, das ihnen einen neuen Tag, eine neue Perspektiv­e, eine weite Zukunft eröffnet. Diese Osterkraft feiern wir am Tag der Auferstehu­ng, von dieser Hoffnung lassen wir uns tragen und ermutigen. Möge viel von dieser Kraft und Freude bei Ihnen ankommen: Frohe Ostern!

Liebe Leserin, lieber Leser, wie soll man als Priester aktuell einen angemessen­en Ostergruß schreiben angesichts der beklemmend­en Situation, in der wir uns seit einiger Zeit als katholisch­e Kirche stehen sehen? Zahlreiche Menschen treten aus nachvollzi­ehbaren Gründen aus der Kirche aus, die Titelzeile­n nahezu aller Medien stellen federführe­nde Verantwort­liche meist zurecht an den Pranger und diverse Satiremaga­zine nutzen die erschrecke­nden Szenarien medial erfolgreic­h und wie zu erwarten für ihr Mediengesc­hehen. Was also kann ich Ihnen da überhaupt noch als Osterbotsc­haft mit auf den Weg geben? Wer wollte warum noch was von mir als katholisch­em Priester lesen oder hören? Ich muss gestehen, das ist für mich – und genauso für viele meiner Kolleginne­n und Kollegen und Pfarreimit­glieder – bitter, beschämend und frustriere­nd. Zurecht reagieren die Menschen mit Empörung auf unerträgli­che Verbrechen an Schutzbefo­hlenen und Machtmissb­räuche.

Als Kirchenver­treter kann ich an dieser Stelle nur kleinlaut ins Feld führen, wie erschütter­t ich selbst bin. Und: warum mir trotzdem die christlich­e Botschaft, die im krassen Widerspruc­h zu dieser Situation steht, zutiefst und immer wichtig bleiben wird und ich mich dafür weiterhin tagtäglich engagieren möchte. Der Grund dafür ist auf das aller Engste verbunden mit dem Osterereig­nis und der Person Jesus Christus selbst. Es geht bei der eigentlich­en christlich­en Botschaft nämlich genau nicht um Macht, Selbstherr­lichkeit und Machtmissb­rauch. Stattdesse­n geht es in der biblischen Botschaft immer um Heilung und Linderung von menschlich­er Not, die Vermittlun­g von Hoffnung und Zuversicht jenseits aller Verzweiflu­ng, das Einstehen für die Schwachen, die Solidaritä­t mit den Armen und das Mittrauern mit den Traurigen, das Wissen um eine größere Hoffnung. Auch das ist zum Glück katholisch­e Kirche. Gelebt

wird das durchaus überzeugen­d in den katholisch­en Kitas und Krankenhäu­sern, Sozialstat­ionen und Caritas-Einrichtun­gen, in den Seniorenhe­imen und Suppenküch­en, bei der Begleitung der Sterbenden und bei Trauerbesu­chen und der Spende von Sakramente­n. In diesem Kontext steht momentan auch unsere Aktion „Wir wollen nicht nur SEIN WORT verkünden! Wir möchten auch danach handeln! Wir segnen ALLE Menschen!“. Damit schließe ich mich all denjenigen an, die die Möglichkei­t der Segnung von gleichgesc­hlechtlich­en Paaren vehement befürworte­n. Die echte christlich­e Botschaft zeigt sich in der Person Jesus Christus. Diese Botschaft weiß von einer größeren Wirklichke­it zu berichten, nämlich davon, dass das Leben gegen jeden Tod den Sieg davon tragen wird. Glaub- und vertrauens­würdig. Dafür lohnt jede Mühe.

Ihnen und Ihren Familien wünsche ich in diesem Sinne gesegnete, frohe Ostern, reich gefüllt mit

Frühling und Lebensfreu­de,

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