Rheinische Post - Xanten and Moers
Aus den Kirchengemeinden: Botschaften zum Osterfest
Wir kommen aus der Dunkelheit, die uns umgibt. Eine bedrückende und schwere Zeit, die uns ganz gefangen zu halten scheint. Eine Zeit mit Einschränkungen und Verlusten, Sorgen und Schmerzen, eine Leidenszeit, in der so viele um ihre wirtschaftliche Existenz, um ihre Gesundheit, um ihr Leben ringen und bereits so viele schmerzlich betrauert werden. Mehr als ein Jahr schon hält diese Passionszeit, diese Leidenszeit an und konfrontiert uns mit unseren eigenen Ängsten und Befürchtungen um unsere Lieben und um uns selbst, mit unseren eigenen begrenzten Möglichkeiten, mit unserer Ohnmacht, mit unserem unklaren Suchen nach dem richtigen Weg, mit unseren Rückschlägen und Irrwegen.
Wie lange ist es her, dass wir eine die ganze Stadt, das ganze Land, ja die ganze Welt umfassende Passionszeit so hautnah erlebt haben? Gab es das überhaupt schon mal? Dass wir mit so vielen Menschen verbunden waren in zugleich zutiefst persönlichen Schmerzen und Sorgen? In diesen Tagen der Passionszeit erlebe ich klarer und bedrückender als sonst, wie eng der Leidensweg Jesu mit unserem je eigenen Schicksal in Verbindung steht. Denn die Realität
von Angst und Bedrohung ist nun allgegenwärtig. Sie ist keine ferne Geschichte aus alten Tagen. Sie geschieht. Jetzt. Heute. Dir und mir. Und so nahe uns die Passionszeit auf diese Weise kommt, so sehr hoffe und wünsche ich uns allen, dass uns auch die Osterkraft nahe kommen wird. Denn die Finsternis wird nicht unser Schicksal sein – das ist die befreiende Botschaft des Osterfestes! Die alten Geschichten erzählen es uns auf wundervolle Weise und werden so selber zu lebensschaffenden Quellen der Kraft und der Ermutigung. In den Veränderungen, die die Jüngerinnen und Jünger Jesu zu Ostern erleben, wird spürbar: Wo Verzweiflung war, entsteht neue Hoffnung, wo Erschöpfung war, wächst neue Lebensenergie, wo Resignation war, entsteht neue Zuversicht: Das Grab ist leer. Gottes Lebenskraft hat den Tod selbst überwunden. Jesus ist nicht weg und vergessen. Er lebt und geht ihnen weiter voran auf dem Weg der Liebe und der Gerechtigkeit. Die Anhänger*innen Jesu erleben diese neue Lebensenergie nicht als eigene Kraft, sondern als Lebenskraft, die ihnen von außen zufließt, als Gottesgeschenk, das ihnen einen neuen Tag, eine neue Perspektive, eine weite Zukunft eröffnet. Diese Osterkraft feiern wir am Tag der Auferstehung, von dieser Hoffnung lassen wir uns tragen und ermutigen. Möge viel von dieser Kraft und Freude bei Ihnen ankommen: Frohe Ostern!
Liebe Leserin, lieber Leser, wie soll man als Priester aktuell einen angemessenen Ostergruß schreiben angesichts der beklemmenden Situation, in der wir uns seit einiger Zeit als katholische Kirche stehen sehen? Zahlreiche Menschen treten aus nachvollziehbaren Gründen aus der Kirche aus, die Titelzeilen nahezu aller Medien stellen federführende Verantwortliche meist zurecht an den Pranger und diverse Satiremagazine nutzen die erschreckenden Szenarien medial erfolgreich und wie zu erwarten für ihr Mediengeschehen. Was also kann ich Ihnen da überhaupt noch als Osterbotschaft mit auf den Weg geben? Wer wollte warum noch was von mir als katholischem Priester lesen oder hören? Ich muss gestehen, das ist für mich – und genauso für viele meiner Kolleginnen und Kollegen und Pfarreimitglieder – bitter, beschämend und frustrierend. Zurecht reagieren die Menschen mit Empörung auf unerträgliche Verbrechen an Schutzbefohlenen und Machtmissbräuche.
Als Kirchenvertreter kann ich an dieser Stelle nur kleinlaut ins Feld führen, wie erschüttert ich selbst bin. Und: warum mir trotzdem die christliche Botschaft, die im krassen Widerspruch zu dieser Situation steht, zutiefst und immer wichtig bleiben wird und ich mich dafür weiterhin tagtäglich engagieren möchte. Der Grund dafür ist auf das aller Engste verbunden mit dem Osterereignis und der Person Jesus Christus selbst. Es geht bei der eigentlichen christlichen Botschaft nämlich genau nicht um Macht, Selbstherrlichkeit und Machtmissbrauch. Stattdessen geht es in der biblischen Botschaft immer um Heilung und Linderung von menschlicher Not, die Vermittlung von Hoffnung und Zuversicht jenseits aller Verzweiflung, das Einstehen für die Schwachen, die Solidarität mit den Armen und das Mittrauern mit den Traurigen, das Wissen um eine größere Hoffnung. Auch das ist zum Glück katholische Kirche. Gelebt
wird das durchaus überzeugend in den katholischen Kitas und Krankenhäusern, Sozialstationen und Caritas-Einrichtungen, in den Seniorenheimen und Suppenküchen, bei der Begleitung der Sterbenden und bei Trauerbesuchen und der Spende von Sakramenten. In diesem Kontext steht momentan auch unsere Aktion „Wir wollen nicht nur SEIN WORT verkünden! Wir möchten auch danach handeln! Wir segnen ALLE Menschen!“. Damit schließe ich mich all denjenigen an, die die Möglichkeit der Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren vehement befürworten. Die echte christliche Botschaft zeigt sich in der Person Jesus Christus. Diese Botschaft weiß von einer größeren Wirklichkeit zu berichten, nämlich davon, dass das Leben gegen jeden Tod den Sieg davon tragen wird. Glaub- und vertrauenswürdig. Dafür lohnt jede Mühe.
Ihnen und Ihren Familien wünsche ich in diesem Sinne gesegnete, frohe Ostern, reich gefüllt mit
Frühling und Lebensfreude,
Für unverlangte Einsendungen wird keine Gewähr übernommen. Es gelten unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Die Abonnementgebühren sind im Voraus fällig. Abonnementkündigungen werden nur schriftlich beim Verlag oder einem Service Punkt mit einer Frist von 6 Wochen zum Quartalsende entgegengenommen. Freitags mit prisma Wochenendmagazin zur Zeitung. Zur Herstellung der Rheinischen Post wird Recycling-Papier verwendet.