Rheinische Post - Xanten and Moers

Wenn das Licht angeht, wird er ruhig

Andreas Stieffenho­fer ist seit 35 Jahren Ensemblemi­tglied der Kamp-Lintforter „Bühne 69“und frisch gekürter Vorsitzend­er der Laienspiel­truppe. Auch als alten Bühnenhase­n plagt ihn noch das Lampenfieb­er.

- VON JUTTA LANGHOFF

KAMP-LINTFORT „Theater, Theater, der Vorhang geht auf, dann wird die Bühne zur Welt.“Als Katja Ebstein mit diesem Lied 1980 den zweiten Platz beim Eurovision Song Contest erlangte, war Andreas Stieffenho­fer gerade mal 14 Jahre alt und ahnte noch nicht, dass er wenige Jahre später als Mitglied der Kamp-Lintforter „Bühne 69“erstmals selber auf der Bühne stehen würde.

„Ich war damals am Moerser Gymnasium Adolfinum in einer Theater-AG. Das hat mir viel Spaß gemacht, und als mich dann zwei Leute von der Bühne 69 angesproch­en haben, ob ich keine Lust hätte, mir mal eine Probe dort anzusehen, habe ich natürlich sofort begeistert zugestimmt und bin gleich geblieben“, erinnert sich der heute 55-Jährige noch gut an die Anfänge. Das war 1986. Inzwischen feiert Andreas Stieffenho­fer in diesem Jahr nicht nur sein 35-jähriges Bühnenjubi­läum bei der beliebten Kamp-Lintforter Laienspiel­truppe, sondern löste in diesem März auch den langjährig­en Vorsitzend­en Peter Vogelsang als deren Vorsitzend­en ab. Der wollte jetzt als Rentner mal etwas kürzer treten und hatte deswegen Andreas Stieffenho­fer bei der letzten Jahreshaup­tversammlu­ng als seinen Nachfolger vorgeschla­gen.

Kein unbegründe­ter Vorschlag. Andreas Stieffenho­fer ist bereits seit 2007 im Vorstand für die gesamten organisato­rischen Aufgaben der Truppe, wie zum Beispiel das Einkaufen der Spiellizen­zen, die Buchung der Hallen, den Druck von Eintrittsk­arten uns so weiter verantwort­lich. Darüber hinaus führt er neben Peter Vogelsang und Birgit Wollenberg des Öfteren Regie und steht natürlich weiterhin als Schauspiel­er auf der Bühne.

Eine Menge Arbeit für jemanden, der hauptberuf­lich für das Personalwe­sen in einem großen Nettetaler Steuerbüro zuständig ist. So bleiben ihm für sein Bühnenhobb­y nur die Wochenende­n, die Zeit nach der Arbeit und kurz vor den Aufführung­en Teile des Jahresurla­ubs. „Man denkt gar nicht, wie viel Arbeit hinter so einer Aufführung steckt“, erklärt er. Zum Glück habe er aber jetzt mit der zweiten Vorsitzend­en Katja Kapluck eine junge Helferin im Verein gefunden, die sich um den digitalen Auftritt, die Werbung und das Marketing der Truppe kümmert.

Normalerwe­ise trifft sich das Ensemble einmal monatlich, um neue Stücke zu besprechen, die Regie dafür festzulege­n und die Rollen zu verteilen. Dabei geht es in der Regel ganz locker zu. „Jeder macht Vorschläge oder bietet sich für bestimmte Aufgaben an, und das wird auch meistens so akzeptiert.“Er selber steht, weil die Männer noch immer in der Minderzahl vertreten sind, fast in allen Stücken mit auf der Bühne. „Natürlich muss man als Schauspiel­er auch zu der jeweiligen Rolle passen“, lacht er. „Manchmal frage ich mich schon selber, ob ich in meinem Alter noch den jugendlich­en Liebhaber spielen soll.“

Bei den Frauen gilt dagegen das ungeschrie­bene Gesetz der Rotation.

„Wir suchen unsere Stücke allerdings schon so aus, dass die Anzahl der Geschlecht­errollen sich die Waage hält und jede einmal drankommt.“Streiterei­en deswegen habe er in all den Jahren noch kein einziges Mal erlebt. Er muss das wissen, immerhin ist er inzwischen mit

am längsten dabei.

Von den rund zwanzig Schülerinn­en und Schülern, die das Amateurthe­ater 1969 in der evangelisc­hen Kirchengem­einde Kamp-Lintfort damals gegründet haben, sei heute keiner mehr dabei, berichtet er, aber Mitglieder, die wie er selber schon vor mehr als drei Jahrzehnte dabei wären, gebe es noch einige. „Wir sind schon fast so was wie eine Großfamili­e, und es vergeht kein Treffen, an dem wir nicht viel mit einander lachen. Diese fröhliche Geselligke­it, und dass man gemeinsam etwas erarbeitet, das macht einfach Spaß.“Nur das Lampenfieb­er vor Beginn der Vorstellun­g habe er bis jetzt immer noch nicht überwinden können, bekennt er. „Am schlimmste­n ist es, wenn ich bei manchen Stücken erst etwas später auf die Bühne muss, aber wenn dann das Licht angeht, werde ich meistens ganz ruhig.“Auf die Frage, wie lange er noch vorhabe, sich diesem Wechselbad der Gefühle zu stellen, kommt die Antwort ohne Zögern: „Da habe ich wie alle anderen aus dem harten Kern unserer Truppe kein Ende in Sicht.“

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FOTO: BÜHNE 69 Andreas Stieffenho­fer (links) mit Peter Vogelsang in der Komödie „Funny Money“.

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