Rheinische Post - Xanten and Moers
Österliches Brauchtum mit filigranem Pinselstrich
Ulli Ackermann bemalt Porzellan mit Blumen und Insekten. Sie hofft, dass im nächsten Jahr wieder Kunstmärkte stattfinden können.
NEUKIRCHEN-VLUYN Kunst auf Porzellan, so lassen sich die filigranen Motive bezeichnen, die Ulli Ackermann mit ruhiger Hand auf weißes Porzellan malt. Die Neukirchenerin hat ein Faible für Blumen, lässt Insekten vom Rand des Porzellantellers fliegen und Hasen auf Eierbechern hoppeln. Federvieh wie Hühner oder Gänse erleben den großen Auftritt zu Ostern.
Ulli Ackermann stellt Unikate mit feinstem Pinselstrich her. „Ich kann mich bei den Motiven richtig austoben“, freut sie sich. Die große Bühne erlebten ihre Porzellanmalereien auf den Kunsthandwerkermärkten in der Umgebung. Seit mittlerweile zwei Jahren finden coronabedingt keine Ausstellungen mehr statt.
„Und das fehlt mir. Auf den Ausstellungen spricht man mit den Besuchern, tauscht sich aus und lernt noch neue Leute kennen. Die Ostermärkte leben von einer ganz besonderen Atmosphäre“, sagt Ulli Ackermann. „Das Schöne ist für mich die Wertschätzung für das Handwerk, die ich mit den Gästen erlebe. Das ist wie eine Belohnung für getane Arbeit. Die Kunden kamen oft von weit her.“
Großen Wert legten die Organisatoren
der österlichen Märkte auf das Handwerk und die individuelle Gestaltung der Objekte. Mittlerweile legendär ist die Veranstaltung „Kunst rund ums Ei“, die in der Vluyner Kulturhalle mit internationalen Ausstellern und weit über 1000 Gäste zur Kunst auf der ovalen Kalkschale anlockte.
Ideengeberin und Initiatorin der Ausstellung war zunächst die damalige Büchereileiterin Iris Fischer. Aus organisatorischen Gründen wurde zeitweise der Ostermarkt an andere Örtlichkeiten verlegt und kehrte in die Kulturhalle zurück. Seit wenigen Jahren findet er nicht mehr statt.
Nicht nur Corona hat dem Ausstellungswesen zu Ostern einen Wandel beschert, sondern die Szene der Kunsthandwerkermärkte selber verändert sich. Manch Aussteller zieht sich nach Jahrzehnte langer Tätigkeit altersbedingt zurück. Die kreativ nachrückende Generation fehlt in der Branche. Fazit: österliche Märkte mit reiner Handwerkskunst werden rar. Fans von österlichem Kunsthandwerk müssen suchen. Leuchtturm in der Gegend ist beispielsweise der Issumer Ostermarkt im Rathaus-Park, der allerdings coronabedingt abgesagt wurde und voraussichtlich im nächsten Jahr stattfinden soll.
Vor über 30 Jahren entdeckte Ulli Ackermann das Hobby für sich und ließ sich faszinieren. „Das ist wie Aquarellmalerei. Mit einer Bekannten habe ich damals einen Wochenend-Kurs besucht“, erinnert sich die Porzellanmalerin. Nach und nach kam das entsprechende Equipment hinzu. Mit dem eigenen Brennofen werden bei 800 Grad Schicht um Schicht die Glasurfarben in verschiedenen Arbeitsgängen gebrannt. Zunächst freute sich ihr Bekanntenkreis über die feinen Motive auf weißem Gold. Dann kamen Anfragen, ob sie nicht auch zu besonderen familiären Anlässen Motivteller gestalten würde, beispielsweise zum Geburtstag.
Auf den verschiedenen Ausstellungen zu Ostern begeisterte sie ihr Publikum. „Jetzt hoffe ich auf das nächste Jahr und freue mich auf ein Wiedersehen mit Ausstellern und Kunden “, so die Porzellanmalerin aus Leidenschaft.