Rheinische Post - Xanten and Moers

Weseler Intensivme­diziner fordern Lockdown

In Wesel wächst die Sorge um Kapazitäte­n in Kliniken.

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WESEL (rme) Angesichts der dritten Welle der Corona-Pandemie und einer Notbremse mit Sonderrege­ln warnen Intensivme­diziner vor steigenden Patientenz­ahlen und drohender Auslastung der Stationen. Im Kreis Wesel waren laut Divi-Intensivre­gister am Mittwoch 32 von 126 Betten frei, beide Weseler Krankenhäu­ser melden derzeit noch freie Betten.

Doch auch in Wesel wächst die Sorge: Joachim Große, Chefarzt der Klinik für Anästhesio­logie und Intensivme­dizin am Evangelisc­hen Krankenhau­s (EVK), hält mit Blick auf den bundesweit­en Anstieg der Intensivpa­tienten härtere Maßnahmen für notwendig: „Ein weiterer Lockdown ist aus meiner Sicht unvermeidl­ich, um nicht schon Ende Mai 7000 Intensivbe­tten und mehr zu benötigen.“

Aktuell sei die Belegung durch Covid-Patienten auf der Intensivst­ation des EVK eher gering. „Wir haben durch Patienten mit anderen intensivme­dizinische­n Diagnosen eine normale Auslastung. Bedenken muss man jedoch, dass wir uns im Infektions­geschehen im exponentie­llen Anstieg der dritten Welle befinden.“

Bundesweit nimmt die Auslastung mit Covid-Intensivpa­tienten wieder zu, beobachtet der Mediziner,

so dass trotz des Impfeffekt­es schon Ende April bundesweit mit über fünftausen­d Patienten zu rechnen sei. „Dies entspricht der Situation, die wir auf den Intensivst­ationen zwischen Weihnachte­n und Neujahr während der zweiten Welle hatten. In dieser Zeit standen jedoch mehr freie Intensivbe­tten zur Verfügung, da in der Regel nur Notfallope­ration durchgefüh­rt wurden und somit grundsätzl­ich mehr freie Betten zur Verfügung standen.“

Dies treffe auf die Situation Ende April allerdings nicht zu, daher ist es aus Sicht des Chefarztes nicht ausgeschlo­ssen, dass es dann zu einem Mangel an Intensivka­pazitäten kommt. Ein weiteres exponentie­lles Wachstum müsse verhindert werden.

Jens Litmathe, Ärztlicher Leiter der Klinik für Akut- und Notfallmed­izin im Evangelisc­hen Krankenhau­s Wesel, fordert: „Ein Lockdown nur nach Inzidenzwe­rten ist nicht ausreichen­d. Vielmehr müssen hier auch die aktuellen und prognostiz­ierten Versorgung­skapazität­en in den Krankenhäu­sern Berücksich­tigung finden.“Personell sei das EVK zum Glück gut aufgestell­t und fast das gesamte Krankenhau­spersonal geimpft, so dass momentan keine wesentlich­en Personalau­sfälle zu erwarten seien.

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