Rheinische Post - Xanten and Moers

Verständli­che Eile schürt den Verdacht gegen die Planung

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gibt, die weniger belastend für Mensch und Natur sind“, lautet die zentrale Forderung, die Joppa und seine Mitstreite­r auf einem Flugblatt formuliere­n, das nun an „liebe Nachbarinn­en und Nachbarn“verteilt wird.

Das farbige Druckwerk arbeitet bei aller Informatio­n beim Abgleich von Gegenwart und befürchtet­er Zukunft mit viel Gefühl – allein die Bildsprach­e gibt den Ton vor. Hier das unberührte Landschaft­sschutzgeb­iet unter blauem Niederrhei­n-Himmel, da die Zukunft im Windpark mit fünf Riesen unter bedrohlich­em Wolkendach. Titel: „Die Idylle ist in Gefahr!“

Die Abwehr-Kämpfer argwöhnen, dass im Rathaus nicht ergebnisof­fen Ausschau gehalten worden sei, sondern das Ziel, genau hier einen Windpark zu eröffnen, von vornherein festgestan­den habe. Der Großteil der für Windkraft vorgesehen­en

Dennis Wierz

Fläche gehöre der Firma Solvay. Die kooperiere in Frankreich mit Investor Abo-Wind. So sei es „wohl kaum ein Zufall“, dass die Planer im Idyll Menzelener­heide gelandet seien, wo „Storch und Reiher in den Wiesen Mäuse und Frösche finden und der Turmfalke seine Bahn zieht“, sagen die skeptische­n Menzelener.

Sie zweifeln das Ergebnis der Gutachter an, dass der Seeadler von der Bislicher Insel den Raum meidet. Dennis Wierz zeigt auf dem Laptop ein Foto, auf dem sie in der Ferne einen zwar weniger prominente­n, aber nicht minder schützensw­erten Fluggast auszumache­n meinen: einen Rotmilan, „mit dem typischen weißen Streifen unter den Schwingen und dem schwalbena­rtigen Schwanz“, so der Naturfreun­d.

Mehr noch als das Wohl der seltenen Vögel sehen Anwohner wie Beate Repenning ihre ländliche Wohnund Lebensqual­ität bedroht, wenn ihnen 200 Meter hohe Windriesen, die rotierend Lärm und Schatten produziere­n, auf die Bude rücken. Das wollen sie nicht hinnehmen.

„Der Rotmilan mit weißen Streifen unter den Schwingen fliegt hier“

Vor fast vier Jahren hat sich die Gemeinde Alpen auf den Weg gemacht, Windkraftz­onen auszuweise­n. Das ist gut so. Denn nur die garantiere­n, dass die Kommune das Heft des Handels in Händen hält und kein Wildwuchs – also eine wirkliche Verschande­lung der Landschaft, wie sie Kritiker so häufig im Munde führen – entsteht. Ohne die Zonen wären Windriesen überall dort zulässig, wo gesetzlich nichts dagegen steht. Im Rathaus könnte man nur tatenlos zuschauen. Das kann niemand ernsthaft wollen.

Damit ist noch nicht die Frage beantworte­t, ob die Zone Winnenthal als Windpark tatsächlic­h taugt. Es ist das gute Recht von Anwohnern, dies infrage zu stellen. Aber den Verantwort­lichen im

Rathaus zu unterstell­en, im stillen Kämmerlein zu agieren, überzeugt nicht, auch wenn weit im Vorfeld eine Bürgervers­ammlung hilfreich gewesen wäre, mehr Akzeptanz zu schaffen.

Nun bleibt nicht mehr viel Zeit zum Austausch für Argumente. Die Lage ist komplizier­t. Die Verwaltung spürt den Gesetzgebe­r Land im Nacken, der die komplette Planung infrage stellt. Die Eile ist daher verständli­ch, aber sie schürt auch den Verdacht.

Bernfried Paus

Ihre Meinung? Schreiben Sie mir! bernfried.paus@ rheinische-post.de

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