Rheinische Post - Xanten and Moers
Weiße Eier sind für bunte Ostern ideal
Auf dem Rosenhof in Veen sitzen 2000 Hennen auf der Stange. Martina und Aloys van Husen liefern ihre Eier bis an die Türen im Ruhrgebiet.
VEEN Nein, es ist nicht der Osterhase, der bunte Eier aus dem Hühnerstall holt, in eine Kippe auf dem Rücken packt und damit durch die Gegend hoppelt, um sie an Kinder zu verteilen. Zumindest auf dem Rosenhof in Veen ist das nicht so: Da geht Martina van Husen einmal täglich in den Stall und sammelt ein, was die Hennen gelegt haben. Und sie braucht schon eine knappe halbe Stunde, um die Tagesproduktion einzukassieren.
Denn es sind nicht nur ein paar Hühner, die auf dem idyllisch gelegenen Bauernhof am Rande des Krähendorfes ein bisschen picken und jeden Tag ein Ei legen: In hochmodernen Ställen sitzen 2000 Hühner auf den Stangen und legen Eier in die Nester. Meist braune, weil die meisten Leute braune Eier wollen. Nur 200 Hennen auf dem Rosenhof sind weiß. Ihre Eier sind gerade vor Ostern stark begehrt, weil sie sich hervorragend färben und von Kinderhand oder Künstlern gut bemalen lassen. Auch wenn es vermutlich die meisten wissen: Nur weiße Hühner legen weiße Eier. Tatsache.
Vor fast 35 Jahren hat Aloys van Husen (61) von seinem Vater Johannes den Hof übernommen. Als Ältester von vier Brüdern. Für ihn habe immer festgestanden, dass er mal den Hof weiterführen werde. „Ich bin schon als kleiner Junge immer mit Papa gefahren, wenn er Eier ausgeliefert hat.“Mit 100 Eiern und einem Zentner Kartoffeln habe der Vater 1959 angefangen – längst ist es das Zwanzigfache in vier Gewichtsklassen, was von den in fünf Altersgruppen eingeteilten Hennen am Tag gelegt und nicht nur ab Hof verkauft wird.
Jeden Donnerstag packt Martina van Husen Eier und Kartoffeln in ihren Transporter und fährt „über die Dörfer“. Um 6 Uhr sitzt sie dann am Lenkrad, steuert Homberg und Ruhrort-Laar an. Aloys van Husen packt zweimal in der Woche den zweiten Transporter auf dem Rosenhof voll, um Straßenzüge vor allem in Rheinhausen, Rumeln-Kaldenhausen und Moers abzufahren. Freitags ist er in Mülheim-Speldorf und Duisburg unterwegs, hupt vor den Häusern, damit alle Bescheid wissen: Der Eiermann ist da.
Seit gut zwei Wochen läuft das Ostergeschäft. Die Eheleute färben die Eier natürlich nicht selbst: Sie bringen ihre zerbrechliche Fracht zu einer Färberei in Marbeck. Die Paletten mit je 30 Eiern der Gewichtsklasse
M werden im Rohzustand angeliefert. In Sechser-Reihen kommen die Paletten auf die Malstraße mit sechs Farben. Bunt und hart gekocht kommen die Eier am Ende wieder raus. Etwa eine halbe Stunde dauert die Prozedur. „Da kannste nicht selber für am Herd stehen“, findet Aloys van Husen, der übrigens nicht nur zu Ostern bunte Eier im Angebot hat. Die Nachfrage hört aber nach Ostern schlagartig auf, genau wie die nach weißen Eiern.
2007 haben die van Husens auf Bodenhaltung umgestellt, den Stall umgebaut. Im Schnitt alle 14 Monate gehen die „alten“Hühner als Schlachthennen weg. Dann wird der Stall gründlich gereinigt für die neuen Hühner. Die kommen aus Friedrichsruh in der Nähe von Münster von einem Händler, der Zuchtbetriebe aus ganz Deutschland unter Vertrag hat. 18 Wochen jung sind die Legehennen bei Lieferung. Drei Wochen später legen sie die ersten Eier. Martina und Aloys van Husen
vermarkten alles selber, sowohl die Eier als auch festkochende Speisekartoffeln, die der Brudermeister der St.-Nikolaus-Schützen auf 15 Hektar anbaut.
Das Futter für die Legehennen – „sehr gutes Fertigfutter, auch wenn es natürlich ein paar Euro teurer ist“– läuft im voll automatisierten Stall über eine Anlage. Der Boden ist mit Sand und Strohfix ausgelegt, dem Oregano beigemischt ist. Oregano? „Ja, damit die Tiere, die das Stroh picken, ihre Eier nicht auf den Boden legen“, erklärt Martina van Husen. „Den Tipp hat uns vor zehn Jahren der Tierarzt gegeben. Denn Hühner können den Geruch von Oregano nicht ab.“
Ein paar Jahre lang wollen die beiden noch Kartoffeln anbauen und die Hennen Eier legen lassen. Nachfolger sind nicht in Sicht. „Wir sind ein Auslaufmodell“, sagt Aloys van Husen. Weder der Sohn noch die Tochter wollen den Betrieb übernehmen, sie haben andere Pläne. Auf Eier werde man aber auch in Zukunft nicht verzichten. „Ich esse in der Woche an die 20 Eier“, sagt Aloys van Husen. Und seine Frau wird auch weiter das ein oder andere Huhn schlachten, Hühnerfrikassee zubereiten oder eine leckere Hühnersuppe kochen – „mit Reis und Eierstich: Köstlich“.