Rheinische Post - Xanten and Moers

Neues wagen – das bedeutet Ostern

- AUTORIN CHRISTIANE FLÜCHTER IST PASTORALRE­FERENTIN IN DER KATHOLISCH­EN PROPSTEIGE­MEINDE ST. VIKTOR XANTEN

Es ist Sonntagmor­gen. Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome gehen zum Grab, um Jesus zu salben. Vieles mag ihnen durch den Kopf gegangen sein: Warum? Warum musste Jesus leiden und sterben? War alles, was er gesagt und getan hatte, umsonst, vielleicht sogar gelogen?

Wir wissen nicht, ob das ihre Gedanken waren. Aber wir wissen, dass sie sich überlegten, wie sie wohl zu Jesus kommen sollten. Denn ein großer Stein lag vor dem Grab. Wer kann den wohl zur Seite räumen? Ich kenne das. Wenn ich etwas plane, kommen mir oft zig Dinge, die dagegen sprächen oder andere Hinderniss­e in den Sinn. Das geht nicht, weil … Das haben wir noch nie gemacht. Das ist zu schwierig.

Die Frauen, die zum Grab gehen, erkennen auch ein Hindernis und überlegen, wie sie es aus dem Weg räumen können. Keine Ahnung, wann ihnen der Gedanke gekommen ist. Finde ich auch gar nicht so wichtig. Viel entscheide­nder finde ich, dass sie einen Plan hatten, nämlich den toten Jesus zu salben, und sich auf den Weg machten. Sie wollten ihr Vorhaben umsetzen. Sie wollten etwas tun, was man eigentlich nicht macht: den Leichnam erst nach der Bestattung salben. Das schreckt sie aber nicht ab, sie gehen los.

Unterwegs kommen ihnen Zweifel, ob sie ihr Vorhaben umsetzen können, aber sie bleiben nicht stehen oder drehen gar um. Nein, sie gehen einfach weiter. Als sie am Grab ankommen, ist das Hindernis weg. Mehr noch: Es ist etwas Unfassbare­s geschehen. Der tote Jesus ist auferstand­en! Hätten sich die Frauen von ihren Sorgen, Ängsten und Zweifeln bremsen lassen, wären sie nicht die ersten Zeuginnen dieses Ereignisse­s gewesen. Aber sie haben etwas Neues gewagt, sind losgelaufe­n, waren mutig und zuversicht­lich. Dadurch machten sie die wohl wichtigste Erfahrung ihres Lebens.

Genau das bedeutet für mich Ostern: Neues wagen, sich von Ängsten, Zweifeln befreien, mutig sein. Dabei weiß ich den auferstand­enen Herrn an meiner Seite. Jesus, der am eigenen Leib erfahren hat, dass es nicht immer einfach ist, der mit seiner Auferstehu­ng aber alle Grenzen und Ketten gesprengt hat. Großartige­s ist geschehen. Ostern macht mir Mut.

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