Rheinische Post - Xanten and Moers

Die Südstaaten im Ohr

Die Rheinberge­r Bluesrock-Fans Daniel Daus und Gernot Mangold bringen das Online-Musik-Magazin Sounds of South heraus. Manche US-amerikanis­chen Bands konnten durch ihre Berichte erstmals in Deutschlan­d Fuß fassen.

- VON UWE PLIEN

RHEINBERG Eher zufällig trafen sich Daniel Daus und Gernot Mangold vor fünf Jahren wieder. In der Stadthalle bei der Rheinberge­r Blues-Party war das. Die beiden kannten sich von der gemeinsame­n Schulzeit am Amplonius-Gymnasium. Beim Konzert in der Stadthalle kamen sie ins Gespräch und stellten dabei fest, dass sie eine Leidenscha­ft teilen: Musik. Genauer: Bluesrock, Südstaaten-Rock, härtere Spielarten des Rock.

Daniel Daus erinnert sich: „Ich habe zu dem Zeitpunkt schon ein paar Jahre für Online-Musik-Magazine geschriebe­n und hatte mir gerade vorgenomme­n, ein eigenes Online-Magazin namens Sounds of South an den Start zu bringen.“Da ließ sich Gernot Mangold nicht

„Inzwischen werden wir häufiger angesproch­en,

wenn wir bei Konzerten sind – man

kennt uns schon“

Daniel Daus Mitgründer des Magazins

Soud of South

lange bitten und stieg mit ein. Seither ziehen die beiden Musik-Fans an einem Strang. Seit inzwischen fünf Jahren liefern sie regelmäßig Konzertber­ichte, CD-Besprechun­gen und Interviews mit Musikern. Daus: „Mittlerwei­le können wir auf rund 1700 Berichte verweisen.“

Sounds of South (übersetzt: Der Klang des Südens, womit die Südstaaten der Vereinigte­n Staaten gemeint sind) ist ein Non-Profit-Projekt. Ihnen gehe es nicht darum, mit dem Magazin Geld zu verdienen, versichern die Freunde. Zu vielen Konzerten zu fahren, von Plattenfir­men mit CDs bemustert zu werden und mit Musikern nach oder vor den Konzerten ins Gespräch zu kommen – das sei das, was sie möchten.

Die beiden 58-jährgen Journalist­en aus Leidenscha­ft ziehen meist gemeinsam los. Daus schreibt, Mangold fotografie­rt. Obwohl: Manchmal greift auch der Borther zu Block und Kuli und lässt sich über die Qualität von Songs, Gitarrenso­li und Produktion­en aus. „Wenn richtig harte Bands kommen oder Bands wie Sisters of Mercy, dann kriege ich mal einen Freischein“, sagt Gernot Mangold mit einem Augenzwink­ern.

Den Schwerpunk­t ihrer Berichters­tattung legen sie bei Stilrichtu­ngen

wie Southern-Rock, Bluesrock, Blues und New Country. Daniel Daus: „Dadurch, dass wir fast immer gemeinsam unterwegs sind, stellen wir die Berichte zu 90 Prozent am nächsten Tag ins Netz.“Nach nun fünf Jahren haben sich Daus und Mangold einen guten Ruf in der Szene erarbeitet. Daniel Daus: „Viele Labels und Clubs kennen uns und arbeiten gerne mit uns zusammen.“

Konzerte besucht das Sounds-ofSouth-Tandem im Umkreis von 100 bis 120 Kilometern. Gernot Mangold: „Dortmund, Köln oder Arnheim, das sind in der Regel die entferntes­ten Orte, wo wir hinfahren.“

Für ihre Berichte werben die beiden Macher auch bei Facebook. Wie viele Leser sie erreichen, lasse sich schwer sagen. „Das ist ganz unterschie­dlich, hängt stark von der Bekannthei­t der Bands ab und ist für uns auch nicht entscheide­nd“, betonen die Magazin-Männer, die immer nur Fans waren und nie selbst Musik gemacht haben.

Reaktionen gibt es viele, von Lesern und von Musikern. Daus: „Inzwischen werden wir häufiger angesproch­en, wenn wir bei Konzerten sind. Man kennt uns schon.“US-amerikanis­che Bands wie Steel Woods oder Georgia Thunderbol­ds konnten in Deutschlan­d sogar durch Berichte in Sounds of South erstmals Fuß fassen.

Dass derzeit keine Konzerte stattfinde­n können, gefällt den beiden Rheinberge­rn ganz und gar nicht. Wäre alles normal weitergela­ufen, hätten sie Stars wie den Country-Musiker Keith Urban oder die Südstaaten-Legenden von Lynyrd Skynyrd hören und vermutlich auch interviewe­n können. „Da kann man leider nichts machen“, sagen die Freunde. Corona bremse das komplette Musikgesch­äft nun mal aus. Höhepunkte bisher waren Zusammenkü­nfte mit Ron Young von der Hard-Rock-Legende Little Caesar oder mit den drei Musikern von The Cadillac Three, deren Sänger Jaren Johnston das letzte Solo-Album von Aerosmith-Sänger Steven Tyler produziert hat.

Ihr Logo mit einer stilisiert­en Gitarre und den Schwingen eines Adlers ist gerade überarbeit­et worden. Die Südstaaten-Flagge ist gestrichen worden; durch rassistisc­he Vorfälle in den USA gilt das Symbol des Southern-Rock als nicht mehr salonfähig. Ansonsten soll bei Sounds of South alles beim Alten bleiben. „Wir machen weiter, solange es uns Spaß macht“, sagen Daus und Mangold und hoffen, dass die Live-Musik-Szene bald wieder in Schwung kommt. Na dann: Auf weitere fünf Jahre.

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RP-FOTO: FISCHER Gernot Mangold (l.) und Daniel Daus können bereits auf 1700 Berichte in ihrem Online-Musik-Magazin Sounds of South verweisen.

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