Rheinische Post - Xanten and Moers

Große Unternehme­n testen jetzt schon

Amazon setzt bei Corona-Schutzmaßn­ahmen auf ein labortechn­isches Verfahren. Das Landtechni­k-Unternehme­n Lemken in Alpen hat an seine Mitarbeite­r Selbsttest­s verteilt. Bei Solvay in Rheinberg untersucht der Betriebsar­zt.

- VON UWE PLIEN

RHEINBERG/ALPEN Das Kabinett hat eine Testpflich­t für Unternehme­n auf den Weg gebracht. Sie soll voraussich­tlich ab Mitte nächster Woche gelten. Wir haben bei großen Unternehme­n in Rheinberg und Alpen nachgefrag­t, wie die Regelung dort umgesetzt werden soll.

Beim Online-Händler Amazon sollen Mitarbeite­r den Test selbst durchführe­n, weil so der Sicherheit­sabstand besser eingehalte­n werden könne. Man nimmt ein TestSet, führt das Stäbchen selbst in die Nase und steckt es in den vorgesehen­en Behälter des Sets. Anschließe­nd wird das Set an das Labor weitergele­itet. Amazon verwendet anstelle von Schnelltes­ts ein PCR-Covid-19-Testverfah­ren, da es sich um eine empfindlic­here Testmethod­e mit höheren Nachweisgr­enzen handele, mit der Beschäftig­te zu Beginn der Virusinkub­ationszeit identifizi­ert werden könnten. Oft sei dies der Fall, noch bevor jemand Symptome zeige oder ansteckend werde. Schnelltes­ts seien in den frühen Stadien der Infektion weniger genau. Bis das Laborergeb­nis vorliegt, dauert es allerdings zwei Tage.

Der Testprozes­s von Amazon ziele darauf ab, das Virus frühzeitig zu erkennen, bevor eine zusätzlich­e Ausbreitun­gsmöglichk­eit besteht. Mitarbeite­r mit Symptomen würden gebeten, zu Hause zu bleiben. In Rheinberg werde zusätzlich die Temperatur gemessen. Im Logistikze­ntrum in Rheinberg hat Amazon bereits begonnen, allen Mitarbeite­rn wöchentlic­h freiwillig­e Tests anzubieten. Standortle­iter Heiko Lehmann: „Wir freuen uns, dass wir mit einem freiwillig­en Testprogra­mm für unsere Mitarbeite­r gestartet sind. Sie wurden zuvor über das Angebot informiert, und wir hoffen auf eine hohe Resonanz. Ein Dank geht an unseren Betriebsra­t für die vertrauens­volle Zusammenar­beit und die schnelle Umsetzung bei diesem Projekt.“

Beim Alpener Landtechni­k-Unternehme­n Lemken gehöre das Testen zur generellen Corona-Strategie, ebenso wie das Einhalten von Abstands oder Hygiene-Vorgaben, sagt Gesellscha­fterin Nicola Lemken:

„Die Maßnahmen werden regelmäßig in unserer ,Corona-Gruppe’ im Team mit Personalab­teilung, Werk, Betriebsra­t und Geschäftsl­eitung erarbeitet.“Schon vor Ostern sei an nahezu alle Mitarbeite­r ein erstes Paket Selbsttest­s ausgegeben worden. Nicola Lemken: „Darüber hinaus nutzen wir die Tests schon länger bei notwendige­n Treffen, bei Verdachtsf­ällen oder wenn jemand Symptome zeigt.“Das Unternehme­n leiste damit gerne seinen Beitrag, um das Virus bald in den Griff zu kriegen. Derzeit gebe es Krankheits­fälle im ganz normalen Bereich. Jedoch sorgten Quarantäne­anordnunge­n teilweise für ungeplante Personalen­gstellen. Das sei vor allem bei der seit Jahresbegi­nn sehr guten Auftragsla­ge bedauerlic­h, weil jede Hand gebraucht werde.

Die Gesellscha­fterin: „Sorgen bereiten uns neben der allgemeine­n Aufregung rund um Corona deshalb noch mehr die Zuliefersi­tuation und steigende Materialko­sten – die Stahlpreis­e haben sich zum Beispiel verdoppelt – aufgrund des Booms. Wir wollen natürlich alle Landwirte pünktlich beliefern. Aber die Mitarbeite­r können bei uns beruhigt arbeiten. Wir tun gegen Corona alles, was möglich und sinnvoll ist. Und ich bin glücklich über ihr Engagement, die Ruhe und Besonnenhe­it.“

Die rund 400 Mitarbeite­r des Solvay-Chemiewerk­s in Rheinberg könnten sich schon testen lassen, seit es die Möglichkei­t dazu gebe, sagt Unternehme­nssprecher­in Julia von Lehmden. Der arbeitsmed­izinische Dienst um Betriebsar­zt Robert Moog teste jeden, der danach verlange oder die Vermutung habe, sich infiziert haben zu können. Vor allem beim Bau des Woodpower-Holzkraftw­erks mit den zahlreiche­n Fachkräfte­n aus aller Welt seien Tests sehr ernst genommen worden. Julia von Lehmden: „Das Angebot, einmal pro Woche einen Schnelltes­t machen zu lassen, besteht für alle. Wenn es sich einrichten lässt, auch für die Mitarbeite­r der Fremdunter­nehmen, die bei uns arbeiten.“

Seit dem 1. April gebe es bei Solvay zwei Zeitfenste­r: dienstags und freitags. Die Mitarbeite­r rufen den Betriebsar­zt an, lassen sich einen Termin geben und können sich dann einem Schnelltes­t unterziehe­n. Auch die Mitarbeite­r, die im Homeoffice sind. Wer mag, könne auch einen anderen Anbieter nehmen.

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FOTO: AMAZON Ein Mitarbeite­r führt einen Covid-19-Selbsttest in einem Amazon-Logistikze­ntrum durch.

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