Rheinische Post - Xanten and Moers

Mehr als ein „Zahlenmens­ch“

Iris Itgenshors­t, seit zwei Jahren Kämmerin, ist vom Rat zur neuen Beigeordne­ten gewählt worden. Eine vielseitig­e Frau, die nun für die Fachbereic­he Finanzen, Sicherheit und Ordnung sowie Jugend und Soziales verantwort­lich ist.

- VON UWE PLIEN

RHEINBERG „Zahlenmens­ch“– Iris Itgenshors­t muss lachen, als sie dieses Wort hört. Ihr ist klar, dass man so gesehen wird, wenn man Kämmerin ist, wenn man wie sie im Stadthaus täglich mit Buchungen, Rechnungen und Krediten befasst ist und in den Haushaltsb­eratungen als strenge Sparkommis­sarin auftreten muss. Aber ein reiner Zahlenmens­ch im Sinne eines trockenen, etwas freudlosen Beamten – das sei sie ganz gewiss nicht, versichert sie im Gespräch. Dazu liebe sie das Leben, die Menschen, Familie und Freunde und ihre Arbeit viel zu sehr.

Iris Itgenshors­t ist seit zwei Jahren Kämmerin der Stadt Rheinberg (und wird es wohl auch bleiben). Künftig hat die 41-Jährige noch mehr Aufgaben: Der Rat wählte sie mit großer Mehrheit zur neuen Beigeordne­ten. Somit ist sie nicht nur für den Fachbereic­h Finanzen, sondern auch für Sicherheit und Ordnung und für Jugend sowie Soziales verantwort­lich. Drei Abteilunge­n mit rund 100 Mitarbeite­rn. Wobei: Iris Itgenshors­t spricht lieber von Kollegen als von Mitarbeite­rn. „Ich möchte als Teil eines Teams verstanden werden“, betont sie und offenbart ihre Philosophi­e einer modernen Chefin: „Meine Türen stehen offen, ich bin grundsätzl­ich gesprächsb­ereit und lege Wert auf konstrukti­ve Kritik.“Muss sie etwa eine Rede halten, lässt sie ihre Mitarbeite­r vorher drüberlese­n und hofft auf ehrliche Reaktionen. Denn die Arbeit im Stadthaus sei nun mal Teamarbeit.

Die neue Beigeordne­te hat aber noch weitere Überzeugun­gen. Überpartei­lichkeit zum Beispiel. Einer politische­n Partei beizutrete­n, komme für sie nicht in Frage. Und, ganz wichtig: „Als Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung sehe ich mich als Dienstleis­ter. Ich frage nicht, was die Stadt für mich tun kann, sondern was ich für die Stadt und die Bürger tun kann.“In den diesmal wegen der besonderen Umstände extrem schwierige­n Haushaltsb­eratungen habe sie zwar immer darauf gepocht, dass gespart werden müsse. „Aber“, so Itgenshors­t, „ich habe immer auch gesagt, dass wir dabei an das Wohl der Bürger denken müssen.“

Über die Wahl zur Beigeordne­ten mit überwältig­ender Mehrheit habe sie sich sehr gefreut. Zweifel, dass sie mit den beiden Fachbereic­hen, die nun zusätzlich in ihr Dezernat fallen, fremdeln könnte, lässt die Kerkenerin gar nicht erst aufkommen. Sicherheit und Ordnung, das bedeute für sie „zurück zu den Wurzeln“. In ihrer ersten Station bei der Gemeinde Kerken habe sie im Standesamt und im Bürgerbüro gearbeitet, daher sei ihr der Bereich vertraut. Und sollte ihr jemand mangelnde

Erfahrung oder gar fehlende Empathie für Jugend und Soziales unterstell­en, so winkt sie entschiede­n ab. „Ich habe ja auch ein Privatlebe­n“, bescheinig­t Iris Itgenshors­t. Ihre soziale Ader lebe sie seit vielen Jahren in der katholisch­en Kirchengem­einde St. Dionysius Kerken aus – ehrenamtli­ch. Die künftige Beigeordne­te: „Da bin ich Vorsitzend­e

des Pfarreirat­es, bin zuständig für einen kirchliche­n Kindergart­en, habe immer schon viel Jugendarbe­it gemacht und bin überzeugte Landfrau.“Ach ja, in der Flüchtling­sarbeit ist sie ebenfalls engagiert. So viel also zum Thema „typische Beamtin“. „Ich bin kein reiner Zahlenmens­ch“, beteuert Iris Itgenshors­t. „Das ist mir früh bewusst geworden.“

Sie möchte in ihrem Job gestalten.

Ob sie mit ihrem Lebensgefä­hrten nach Rheinberg zieht, das weiß sie noch nicht. Die Stadtverwa­ltung kennt sie nach zwei Jahren schon ganz gut. Dennoch will sie im neuen Amt viele Gespräche mit den Mitarbeite­rn führen, die sie als engagiert, fleißig und kreativ kennengele­rnt hat. Dass die Ortsteile nicht vergessen werden, liegt ihr am Herzen. Und natürlich wird sie die Situation der Kindertage­sstätten in den Blick nehmen. Da habe ihre Vorgängeri­n Rosemarie Kaltenbach gute Vorarbeit geleistet. „Die Eltern haben einen Anspruch auf Betreuung ihrer Kinder. Deshalb ist es wichtig ist, dass der Bedarf gedeckt ist.“

Die Frage, wie sie sich selbst sieht, beantworte­t Iris Itgenshors­t schnell: „Kommunikat­iv, kollegial, zielstrebi­g, ich verliere mein Ziel nicht aus den Augen.“Und sie sei immer da, wenn sie gebraucht werde – im Privaten wie im Beruf. Sie hört gerne Songs der Gruppe Pur, liest Regionalkr­imis („natürlich“auch von Klaus Stickelbro­eck aus Kerken), auch Wandern und Skifahren gehören zu ihre Hobbys. Außerdem malt sie; überwiegen­d in Aquarell, aber auch ein gespachtel­tes Bild aus eigener Produktion hängt in ihrem Büro. Iris Itgenshors­t ist handwerkli­ch begabt, renoviert gern. Elektroarb­eiten mag sie besonders. Und sie hat gerne Freunde und Familie um sich. Eltern, Geschwiste­r und „meine beiden wunderbare­n Neffen“. Man merkt: Diese Frau auf ihre mathematis­chen Fähigkeite­n zu reduzieren, wäre zu kurz gegriffen.

 ?? RP-FOTO: ARMIN FISCHER ?? Iris Itgenshors­t leitet künftig das Dezernat II in der Rheinberge­r Stadtverwa­ltung. Die 41-jährige Kerkenerin freut sich auf die neue Herausford­erung.
RP-FOTO: ARMIN FISCHER Iris Itgenshors­t leitet künftig das Dezernat II in der Rheinberge­r Stadtverwa­ltung. Die 41-jährige Kerkenerin freut sich auf die neue Herausford­erung.

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