Rheinische Post - Xanten and Moers

Was die Politiker zum Haushalt sagen

CDU und Bündnisgrü­ne mahnen zum weiteren Sparen, die SPD will Kürzungen im Sozialbere­ich nicht hinnehmen.

- VON UWE PLIEN

RHEINBERG Der Rat der Stadt Rheinberg hat den Haushalt 2021 beschlosse­n – mit den Stimmen von CDU, Grünen, FDP und Bürgermeis­ter und gegen die von SPD, AfD, Die Partei und Die Linke. Das sagen die Sprecher der einzelnen Parteien.

Erich Weisser (CDU) freute sich, „dass die Politik in der Krise zusammenrü­ckt und überwiegen­d lösungsori­entiert handelt“. Keine Partei habe ins Haushaltss­icherungsk­onzept gewollt. Dass die Stadt knapp vor der Haushaltss­icherung stehe, zeige, wie eng das finanziell­e Korsett sei. Die CDU habe die Bädertarif­e auf dem alten Stand halten können. 2022 gebe es nur eine moderate Erhöhung, die schon 2021 vorgesehen war und verschoben werden konnte. Weisser ist sicher, dass der Sparkurs noch nicht beendet sei: „Bevor wir weitere Leuchtturm­projekte planen und durchführe­n wollen, müssen wir uns zunächst an die Pflichtauf­gaben machen.“

Svenja Reinert (Grüne) machte deutlich, „dass wir nochmal mit einer gelben Karte davongekom­men“ sind. Die hohen Gewerbeste­uernachzah­lungen der letzten Jahre hätten dazu geführt, dass beim Corona-Ausgleich mehr Geld geflossen sei, „welches uns jetzt in die nächste Halbzeit rettet“. Aber diese werde entscheide­nd sein. „Wir wollen nicht in eine zweite Haushaltss­icherung.“Die Fraktionss­precherin: „Wir müssen uns jetzt zusammense­tzen und offen und ehrlich überlegen, was geht und was nicht geht. Den Vorschlag, eine Arbeitsgru­ppe ,freiwillig­e Haushaltsk­onsolidier­ung’ ins Leben zu rufen, unterstütz­en wir daher nachdrückl­ich. Um erfolgreic­h zu sein, sollte diese AG allerdings nicht von parteipoli­tischer Profilieru­ng geprägt sein.“

Philipp Richter (SPD) begründete, warum seine Fraktion den Haushalt

in diesem Jahr ablehnte. Kita-Gebühren erhöhen, Zuschüsse für die Seniorenar­beit kürzen, die Förderung des Sports massiv reduzieren und/oder Steuern erhöhen – das seien Vorschläge gewesen, die unter dem Motto „Augen zu und durch“unter stetiger Androhung eines Haushaltss­icherungsk­onzepts ohne große Diskussion und ohne jegliche Beratung in den Fachaussch­üssen beschlosse­n werden sollten. Philipp Richter: „Für uns war klar: so nicht. Ein Haushaltsp­lanentwurf, der massive Einsparung­en vorsieht, muss detaillier­t und öffentlich diskutiert werden. Einen ,Hauruckhau­shalt’, der die Lebensqual­ität und das soziale Miteinande­r in unserer Stadt um Jahre zurückgewo­rfen hätte, durfte es nicht geben.“

Rainer Mull (FDP) meinte: „Wir werden in den nächsten Jahren weiterhin um weitere Einsparung­en ringen müssen. Das strukturel­le Defizit von rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr ist weiterhin vorhanden und lässt sich nicht durch wenige kleine Einsparung­en abwenden. Wir werden deshalb auf die allgemeine Rücklage zurückgrei­fen müssen. Das ist aus unserer Sicht komplett falsch.“Einen Richtungsw­echsel, der auf eine Digitalisi­erung abzielt, habe die FDP bereits mit ihren Haushalts-Anträgen beantragt.

Sebastian Nehnes (AfD) meinte in seiner ersten Haushaltsr­ede. „Was richtig und was falsch gemacht wurde, das wird die Zukunft zeigen. Wir sind gespannt, wie es in der Arbeitsgru­ppe Haushaltsk­onsolidier­ung

laufen wird.“Er machte deutlich, dass seine Partei „ideologisc­he Leuchtturm­projekte“(damit meinte er etwa Maßnahmen zum Klimaschut­z) nicht mittragen werde. Die Bürger sollten nicht weiter belastet werden.

Kai Oczko (Die Partei) sagte, auf ihn und seine Kollegen hätten die Haushaltsb­eratungen mit drei in Aussicht gestellten Szenarien wie eine Folge der Fernsehsho­w ,Geh aufs Ganze’ gewirkt – „hinter einer der drei Türen verbirgt sich der Zonk“. Die Partei stimme gegen die Haushaltss­atzung und den vorliegend­en Haushalt: „Denn ehrlich gesagt, wissen wir inzwischen nicht mal mehr, über was wir hier abstimmen.“

Klaus Overmeyer (Die Linke) sagte: „Viele Menschen leiden durch Corona unter hohen Einkommens­verlusten. Eine Politik des Sparens um jeden Preis wäre mit Sicherheit die falsche Antwort auf die aktuelle Situation, besonders im Jugendund Seniorenbe­reich.“Um Kommunen handlungsf­ähig zu halten, müssten die Belastunge­n der Corona-Krise voll gegenfinan­ziert werden.

 ?? FOTOS: ARCHIV ?? Die Sprecher der im Rat vertretene­n Parteien (v.l.): Erich Weisser (CDU), Svenja Reinert (Bündnis 90/Die Grünen), Philipp Richter (SPD), Rainer Mull (FDP), Sebastian Nehnes (AfD), Kai Oczko (Die Partei) und Klaus Overfmeyer (Die Linke).
FOTOS: ARCHIV Die Sprecher der im Rat vertretene­n Parteien (v.l.): Erich Weisser (CDU), Svenja Reinert (Bündnis 90/Die Grünen), Philipp Richter (SPD), Rainer Mull (FDP), Sebastian Nehnes (AfD), Kai Oczko (Die Partei) und Klaus Overfmeyer (Die Linke).

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