Rheinische Post - Xanten and Moers
Kantinen-Essen aus dem Waldrestaurant
Das Sonsbecker Restaurant Höfer übernimmt die Verpflegung zweier Unternehmen in Geldern und Kevelaer. Mit frisch zubereiteten und regionalen Produkten steht die Qualität der Speisen im Fokus.
SONSBECK Als Gourmet-Tempel gelten Betriebskantinen bislang nicht gerade. Oft landen zerkochtes Gemüse, zähes Fleisch oder fettige Saucen auf den Tellern, bestimmen Convenience-Produkte das Mittagsessen in Unternehmen. Doch langsam verändert sich auch dort die Essenskultur. „Betrieben ist es zunehmend wichtig, frische und regionale Speisen für ihre Mitarbeiter anzubieten“, sagt Friederike Höfer-Wolters. Die Betreiberin des Waldrestaurants Höfer freut sich über diese Entwicklung und will den Trend vorantreiben. Das Sonsbecker Restaurant stellt seine Kochkünste Unternehmensküchen aus der Region zur Verfügung. Zwei Kooperationspartner sind bereits gefunden.
„Sobald dies coronabedingt wieder möglich ist, übernehmen wir die Gemeinschaftsverpflegung zweier Unternehmen in Geldern und Kevelaer“, erzählt Friederike Höfer-Wolters. In Geldern sollte es eigentlich schon in diesem Jahr losgehen. „Doch weil sämtliche Mitarbeiter im Homeoffice sind, wurde der Start nach hinten verlegt“, sagt die Restaurant-Chefin. In Kevelaer hingegen kennt man die Küche des Waldrestaurants bereits. Für die Mitarbeiter dort sind vor der Pandemie jeden Freitag Buffets zusammengestellt worden. „Das sollte zum Wochenausklang nochmal alle Mitarbeiter zusammenkommen lassen und als kleine Anerkennung dienen“, sagt Höfer-Wolters. Gut zwölf weitere Firmen nähmen diesen Service zumindest einmal die Woche in Anspruch. Und in Kevelaer konnten die Mahlzeiten offenbar überzeugen. Das Waldrestaurant soll die Mitarbeiter künftig täglich bewirten.
Wichtig ist der Sonsbeckerin dabei die Qualität der Speisen. „Wir haben in den Betriebskantinen den gleichen Anspruch an uns wie in unserer Restaurant-Küche“, sagt sie. Das bedeutet, auf den Tisch kommen nur frisch zubereitete Produkte von regionalen Erzeugern. Das Gemüse von Landwirten aus der Umgebung, Obst von eigenen Streuobstwiesen. Fleisch gibt’s zum Beispiel direkt vom Bauernhof Fell, dessen Weiderinder im Naturschutzgebiet an der Reeser Schanz stehen. „So eine hochwertige Küche kann natürlich nicht unter sechs Euro die Mahlzeit verkauft werden“, betont Höfer-Wolters. „Aber das ist den Betrieben bewusst, sie wollen weg von günstig, hin zu frisch und gesund.“
Um die Zubereitung der täglich gut 100 Essen in den beiden Betriebskantinen bewältigen zu können, ist das Waldrestaurant Höfer aktuell auf Personalsuche. Neben weiteren Servicekräften sollen auch zwei Köche das derzeit zwölfköpfige Team verstärken. Hinzu kommt: „Wir wollen den Anteil an regionalen Lebensmitteln noch weiter erhöhen und zum Beispiel Fleisch, wie bereits jetzt schon das Wild, im Ganzen beziehen. Um die Tiere zu zerlegen, braucht es jedoch Manpower“, erklärt Höfer-Wolters. Langfristig sei zudem geplant, allen Mitarbeitern einen zusätzlichen freien Tag in der Woche zu ermöglichen, da die Wochenend-Dienste lang und anstrengend sein können.
„Ich glaube, wenn der Lockdown erst vorbei ist, werden die Restaurants überrannt“, sagt Höfer-Wolters. Wie groß die Nachfrage nach Gastronomie-Besuchen ist, erlebt die Sonsbeckerin bei ihren Wohnmobil-Dinnern. Die Idee, die in der Vorweihnachtszeit aus der Not des Lockdowns geboren worden ist, hat sich gleich zum Erfolgsmodell entwickelt. Die Besucher rollen mit ihrem Wohnmobil auf den Waldparkplatz an, und die Mitarbeiter servieren mit Quads ein Drei-Gänge-Menü direkt am Fahrzeug. Das Premieren-Dinner war innerhalb kürzester Zeit ausgebucht, die Ausweichtermine ebenso.
„Wir genießen es, Gäste bewirten zu können“, betont die Restaurant-Chefin. „Deshalb haben wir uns damals entschieden, die Dinner-Abende über die Weihnachtszeit hinaus beizubehalten.“Bis heute sind die jeden Freitag, Samstag und Sonntag angebotenen Wohnmobil-Dinner beliebt. „Und weil sie soviel Spaß machen, sollen sie auch
nach Corona an ausgewählten Tagen stattfinden“, so Höfer-Wolters.
Nur die Stellplätze müssen dann anders verteilt werden. Denn auf der jetzigen Fläche soll ein großer Pavillon für Hochzeiten entstehen. Der Bau ist noch in diesem Jahr geplant. „Für das kommende Jahr haben wir bereits 60 Hochzeitsfeiern im Buch stehen.“
Vor drei Wochen feierte zudem eine weitere originelle Idee für Feinschmecker auf Rädern Premiere. Das Waldrestaurant organisierte ein sogenanntes Trecker-Drive-in. Dabei wurden auf der benachbarten Pferderennbahn Stationen aufgebaut, an denen sich die Traktor-Fahrer im Vorbeifahren eine Portion Schweinebraten in Brötchen abholen konnten.
„Wir haben dafür keine große Werbung gemacht, um die Aktion nicht zu einem Volksfest ausschweifen zu lassen“, sagt Friederike Höfer-Wolters. Da Ehemann Julian jedoch selbst Agrarbetriebswirt ist, rollten über den Tag verteilt letztlich doch gut 100 Landwirte mit ihren Treckern vor. Auch die Drive-in-Aktion soll bei gutem Wetter spontan wiederholt werden.