Rheinische Post - Xanten and Moers
Kfd Rheurdt empört über Segensverbot
Rund 130 Rheurdterinnen der kfd unterstützen eine bundesweite Initiative gegen das Segensverbot homosexueller Paare.
RHEURDT (sabi) Marlies Mölders ist empört. Über das, was aktuell in der katholischen Kirche passiert und speziell über das Segnungsverbot, das gleichgeschlechtliche Paare betrifft und damit ausgrenzt. „Ich bin wütend darüber, dass die Glaubenskongregation der katholischen Kirche die Segnung einfach verbietet“, sagt Marlies Mölders. „Ich glaube, dass die Mitglieder dieser Kongregation in einer Luftblase leben und sehr weit vom normalen Leben abgehoben sind.“Gott könne Sünder nicht segnen, heißt es dazu in Kirchenkreisen. Eine Position, mit der die katholische Kirche im 21. Jahrhundert betone, dass nur die Ehe zwischen Mann und Frau Gott gefällig sei. Aber gehört die grenzenlose Liebe Gottes nicht allen Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Ausrichtung? Der katholische Kirche rennen die Mitglieder weg, finden auch Lisa Kötter und Andrea VossFrick. Sie sind die Initiatorinnen der so genannten „Graswurzelbewegung Maria 2.0“, die Gleichbehandlung und -berechtigung fordert.
Mit anderen kfd-Gruppen im Bistum Münster engagieren sie sich für eine Kirchenreform, setzen auf spektakuläre Aktionen. Zu erinnern ist an „MachtLichtan“im Dezember 2018, eine Aktion, die auch in der Rheurdter St. Nikolaus Gemeinde stattfand. Oder den Thesenanschlag zur letzten Bischofsvollversammlung. Ein einfaches Rumoren ist dies nicht mehr, sondern eine Bewegung, die langsam an Stärke zunimmt und deren Ziel die Aufhebung tradierter Machtverhältnisse ist. Zwar habe Papst Franziskus zum Segnungsverbot Stellung bezogen, „doch ich habe das Gefühl, er würde gerne anders handeln, hat aber dazu nicht die Macht, um es umzusetzen“, so die Rheurdter kfd-Teamsprecherin.
Für Auftrieb sorgt das Verhalten der deutschen Bischöfe bis hin zu den örtlichen Pfarrern, die gleichgeschlechtliche Paaren selbstbewusst alternativ segnen. „Maria 2.0 findet Zuspruch und führt dazu, dass endlich etwas passiert“, sagt Marlies Mölders auch im Hinblick auf die Diskussion, die aktuell von einer dringend nötigen Kirchenreform spricht. Die katholischen Frauenverbände
fordern von der vatikanischen Glaubenskongregation eine Erneuerung der Sexual- und Beziehungsethik. Halsstarrigkeit oder Reformeifer, kirchliche Einheit oder Zersetzung? „Das ist eine ganz schwierige Frage“, so Marlies Mölders. „Früher ging es darum, nicht an festgeschriebenen Dingen zu rütteln. Aber wir leben heute in einer Zeit, in der wir kritisch nachfragen und nicht alles glauben dürfen. Mich macht die jetzige Situation wütend. Ich denke an die Älteren in Rheurdt, die noch aggressiver reagieren, wenn sie auf das zurückblicken, was sie in ihrer aktiven Zeit in der katholischen Kirche erlebt haben“, so Marlies Mölders. Manche trauten sich, sagt sie, erst im Alter Postion zu beziehen. Ein Kirchenaustritt als letzte Konsequenz komme für sie nicht in Frage. „Das wäre das Allerletzte, denn vor Ort erleben wir, dass Gemeinschaft in der eigenen Pfarrgemeinde mit unseren Pastor sehr gut läuft, und dass wir den Glauben gemeinsam feiern.“Wichtig sei ihr in allen Prozessen die Unterstützung der Verbände, die Transparenz und der mediale Fokus, „damit die Situation und die Notwendigkeit einer Reform auch in den Köpfen der Leute ankommt. Das ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Wir müssen dranbleiben, weil wir jetzt die Chance haben mitzuarbeiten.“
Die nächste Maria 2.0 Aktion „Seht, ich mache alles neu“vom kfd-Diözesanverband Münster ist für Mai geplant. Auch die Rheurdter kfd will sich coronagerecht wieder beteiligen und ein Zeichen für Gleichberechtigung und Kirchenreform setzen.