Rheinische Post - Xanten and Moers

Soziales und Ökologisch­es im Fokus

Der Atem der fünf Fraktionen – SPD, Grüne, Die Grafschaft­er, „Die Linke Liste“und die „Die Fraktion“– weht in der Kooperatio­nsvereinba­rung, der oft ein gemeinsame­r ist, zum Beispiel bei der Mobilitäts­wende oder der Stärkung der Demokratie.

- VON PETER GOTTSCHLIC­H

MOERS „Die Fraktion“konnte sich bei der Kooperatio­nsvereinba­rung durchsetze­n, zumindest sprachlich. Die Fraktion der Satirepart­ei „Die Partei“setzte sich für Formulieru­ngen, die „auch von unseren Sachkundig­en Bürgern verstanden werden“, wie Fraktionsv­orsitzende­r Carsten Born sagt. „Wenn sie sie nicht verstehen, wer soll sie dann verstehen?“Diese Kooperatio­nsvereinba­rung wurde von allen fünf Partner als dynamisch angesehen, da sich Entwicklun­gen nicht prognostiz­ieren lassen, vor allem nicht im Zeitalter der Pandemie, die in Kooperatio­nsvereinba­rung nur einmal genannt wird, als es um die Mittel für den Etat geht, die von Zuweisunge­n von Bund und Land abhängen.

Nur dieser Haushaltse­ntwurf ist einmal jährlich gemeinsam von SPD, Grünen, Die Grafschaft­er, „Die Linke Liste“und die „Die Fraktion“zu beschließe­n, ist aus der Kooperatio­nsvereinba­rung „Perspektiv­e 2025 - Gemeinsam für ein soziales und ökologisch­es Moers“zu lesen. Ansonsten bekunden die fünf Fraktionen „den Willen, Entscheidu­ngen im Stadtrat gemeinsam zu treffen“, verpflicht­en sich allerdings nicht dazu. Sie behalten sich das Recht vor, alleine Anträge zu stellen, auch wenn das nicht der Regelfall werden soll. „Falls möglich, stellen die Kooperatio­nspartner ihre Anträge gemeinsam“, heißt es in der Vereinbaru­ng. „Bei Anträgen, die nicht von allen Fraktionsp­artnern gestellt werden, ist im Vorfeld Einvernehm­en darüber herzustell­en.“Die fünf Kooperatio­nspartner verfolgen „gemeinsam

soziale und ökologisch­e Ziele“heißt es in der Kooperatio­nsvereinba­rung „Perspektiv­e 2025 – Gemeinsam für ein soziales und ökologisch­e Moers“, die am dritten Freitag im April 2021 im Moerser Rathaus unterzeich­net wurde. Das Fünferbünd­nis fordert darin von Bund und Land, das Konnexität­sprinzip umzusetzen, sprich die Einnahmenm­öglichkeit­en der Kommunen zu verbessern, wenn sie von Bund und Land neue Aufgaben übertragen bekommen. Es setzt sich außerdem für eine Altschulde­nregelung ein, damit Kommunen „ihre eigenständ­ige Handlungsf­ähigkeit zurückgewi­nnen“können.

Hier ist in der Kooperatio­nsvereinba­rung ein gemeinsame­r Atem zu spüren, wie an vielen weiteren Stellen, zum Beispiel bei einer Verkehrswe­nde, die ökologisch und sozial sein soll. Das Gleiche gilt für eine Fachstelle Demokratie, die einzuricht­en ist. Diese soll die „demokratis­chen Kräfte in Moers bündeln,

weiter vernetzen und stärken“, zum Beispiel durch Projekte zur Stärkung des gesellscha­ftlichen Zusammenha­lts oder gegen Extremismu­s.

Auch liegt allen fünf Partnern nahe, sozial geförderte und barrierefr­eie Wohnungen zu errichten, wie der bezahlbare Wohnraum gleichzeit­ig ein besonderes Anliegen der Linken ist. „Bei Neubauten streben wir eine stadtweite Quote von 25 bis 40 Prozent für sozialen und barrierefr­eien Wohnungsba­u an“, lautet die Forderung in der Vereinbaru­ng, die den Markt für neue Immobilien verändern könnte. Gleichzeit­ig will das Fünferbünd­nis städtische Grundstück­e zukünftig nicht mehr verkaufen, sondern in „Erbpacht bei gesenkten Zinssätzen“vergeben.

Diese Forderunge­n dürften bis zum Herbst 2025, wenn das nächste kommunale Parlament neu gewählt wird, für viel Diskussion­sstoff sorgen, wie die Forderung, an einem „Modellproj­ekt Cannabis-Freigabe“teilzunehm­en. In diesem Modellproj­ekt solle überprüft werden, ob „mit einer kontrollie­rten Abgabe von Cannabis unter Einhaltung des Jugend- und Verbrauche­rschutzes ein risikoärme­rer Konsum gefördert werden kann“. Dieses Projekt solle wissenscha­ftlich begleitet werden. Andere Forderunge­n in der Kooperatio­nsvereinba­rung sind Konsens bei allen demokratis­chen Fraktionen im Rat, zum Beispiel die Digitalisi­erung der Schulen und aller Ebenen, der Ausbau von regenerati­ven Energien oder die Verbesseru­ng der Infrastruk­tur für den Radverkehr. Die Fraktionsv­orsitzende­n des Fünferbünd­nisses wollen sich in den Sitzungsph­asen einmal wöchentlic­h treffen, zurzeit per Videokonfe­renz.

Sollten in den Fachaussch­usssitzung­en die Meinungen der fünf Fraktionen nicht einheitlic­h sein, findet vor der Hauptaussc­husssitzun­g eine Perspektiv­sitzung statt. Zu dieser entsenden die SPD drei Personen, die Grünen zwei sowie die drei anderen Fraktionen jeweils eine Person, zurzeit online. Je nach Bedarf findet mindestens einmal im Jahr eine gemeinsame Strategies­itzung statt. Die Fraktionen des Fünferbünd­nisses haben zusammen 31 von 54 Sitzen im Rat.

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FOTO: CREI Unterzeich­nung des Kooperatio­nsvertrage­s „Perspektiv­e 2025“im Ratssaal Moers.

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