Rheinische Post - Xanten and Moers
Jugend vor ungewisser Zukunft
Das SCI-Jugendcafe und der Jugendkulturverein Ka-Liber sind für junge Menschen wichtige Treffpunkte in KampLintfort. Beide Einrichtungen sind wegen Corona aber zurzeit geschlossen. So halten sie Kontakt zu ihren Besuchern.
KAMP-LINTFORT Sie sind seit einem Jahr „lost“: verloren und ausgebremst – in einer Lebensphase, in der normalerweise die wichtigsten Dinge passieren, wichtige soziale Erfahrungen gemacht und Pläne für die Zukunft geschmiedet werden. Jugendliche sind in besonderer Weise Leidtragende der Corona-Krise. Das Jugendcafé JUGI des SCI in der Kamp-Lintforter Innenstadt versucht, trotz allem den Kontakt zu halten. Der offene Treff, bei dem man sich nachmittags zum Kicker, Billard oder Tischtennis spielen getroffen hat, hat momentan geschlossen. Ein erfolgreich begonnenes Streetdancing-Projekt musste unterbrochen werden. Dennoch haben Leiter Milan Djuric und seine Kollegen viel zu tun. Das liegt vor allem daran, dass die Einzelberatungen sprunghaft zugenommen haben. Denn viele Jugendliche, die bisher von den Maßnahmen und Beratungen im Jobcenter begleitet wurden, würden jetzt im Regen stehen, berichtet Milan Djuric.
„Die Jugendlichen, die schulmüde sind oder die nach einem schlechten Schulabschluss eine Anschlussperspektive suchen, hängen komplett durch“, sagt der Leiter des Jugendcafés. Paradoxerweise sei aber gerade diese Situation für einige auch ein Antrieb, nun endlich aktiv zu werden. Denn so manche Ablenkung falle nun weg, ebenso das Mitlaufen in den Peergruppen. „In der Gruppe gibt es auch unauffällige Jugendliche, die sich anpassen und nicht aus sich heraus kommen. In der jetzigen Situation suchen sie verstärkt das Einzelgespräch, und wir können sie viel intensiver kennen lernen und begleiten als vorher“, erzählt der Sozialpädagoge.
So hätten sich zwei junge Männer, von denen es keiner erwartet hätte, einen Praktikumsplatz gesucht und ihr Können unter Beweis gestellt. Nun ist beiden ein Ausbildungsplatz in dem Betrieb sicher. „Als Betreuer bleiben wir stets am Ball, unterstützen und motivieren“, so Djuric. Mit seinen zwei Kollegen im Jugendcafé und weiteren fünf Mitarbeitenden im Projekt „Chance auf Touren“werden immer wieder neue Wege gesucht, um auf die Jugendlichen zuzugehen und sie wortwörtlich dort abzuholen, wo sie sind. Manchmal eben auch verloren auf der Straße. Wenn dann zum Beispiel von den Jugendlichen die Idee komme, Deutschrap zu machen, werden solche Ideen gerne aufgegriffen. Viele Arbeit fließe auch in die Planung und Vorbereitung von Projekten, die hoffentlich bald wieder anlaufen können. So soll im Hof des Jugendcafés eine Hütte gebaut werden, bestückt und dekoriert mit Motiven und Gegenständen aus dem Bergbau. Dazu gibt es eine Zusammenarbeit mit ehemaligen Bergleuten vom Förderverein für Bergbau. Dieses Projekt wurde im Dezember unter der Schirmherrschaft von René Schneider
und Fördermitteln der Sparkasse Duisburg begonnen. Auch die Kooperation mit dem Poolbillardverein „Joker“, bei der sechs JUGI-Jugendliche die Jugendmannschaft in der Kreisliga des Vereins bilden, soll fortgesetzt werden. Es ist also nicht alles schlecht in der Krise. Dennoch sind die Themen, auch in Whatsapp-Gruppen und bei Online-Treffen, durch fehlende Erlebnisse eingeschränkt, bestätigt auch Nina Dahlem-Engelskirchen vom Jugend- und Kulturverein Ka-Liber. „Alle vermissen die Normalität und die Möglichkeit, sich frei treffen und bewegen zu können“, berichtet sie. „Sie sind das Durchhalten, Abwarten und die ungewisse Zukunft einfach satt.“„Ihre“Jugendlichen seien aber nicht über die Maßen belastet, sondern würden in ihren Familien aufgefangen. Mit ihren drei Kollegen, dem Vereinsvorstand und dem Jugendvorstand wird auch im Ka-Liber kräftig geplant, beispielsweise
Aktionen am Weltkindertag. „Wir werden nach der erzwungenen Pause wieder neu einladen und auf die Jugendlichen zugehen müssen, um über unsere Angebote zu informieren“, so Dahlem-Engelskirchen.