Rheinische Post - Xanten and Moers

Ausbildung? Gerade jetzt!

Schulabgän­ger sollten sich nicht abschrecke­n lassen: Auch in der Pandemie ist die duale Ausbildung sinnvoll. Die IHK-Lehrstelle­nbörse bietet zurzeit mehr als 670 Ausbildung­splätze.

- VON MIKE MICHEL

Die Unsicherhe­it auf beiden Seiten ist groß: Schüler, die jetzt kurz vor ihrem Abschluss stehen und mehr als ein Schuljahr lang nur sehr unregelmäß­ig Präsenzunt­erricht hatten. Auf der anderen Seite stehen die Betriebe, die häufig auch nicht so genau wissen, wie es für sie weitergeht. Wie läuft es da eigentlich mit der betrieblic­hen Ausbildung? Besser, als wahrschein­lich viele meinen, sagt Matthias Wulfert, stellvertr­etender Hauptgesch­äftsführer und Geschäftsb­ereichslei­ter Aus- und Weiterbild­ung bei der Niederrhei­nischen Industrie- und Handelskam­mer.

Ist die Ausbildung­sbereitsch­aft der Betriebe zurückgega­ngen? Davon kann keine Rede sein. „In unserer Lehrstelle­nbörse gibt es noch mehr als 670 freie Ausbildung­splätze“, so Wulfert (siehe Box). Und obwohl die Ausbildung­en meist im August oder September beginnen, gebe es auch jetzt noch gute Chancen.

In welchen Branchen werden denn Azubis besonders gesucht? Wulfert zufolge sind die Bereiche Logistik, Groß- und Außenhande­l, die Baubranche und das produziere­nde Gewerbe trotz der Pandemie gut ausgelaste­t und daher auch auf der Suche nach Auszubilde­nden. Dagegen ist die Nachfrage im Hotel- und Gaststätte­ngewerbe, in der Gastronomi­e und der Eventbranc­he natürlich geringer.

Welche Probleme macht Corona? Dürfen auch Auszubilde­nde im Homeoffice arbeiten? Grundsätzl­ich

nicht. Das Berufsbild­ungsgesetz schreibt vor, dass der Ausbilder seine Schützling­e an der Ausbildung­sstätte anleiten und kontrollie­ren soll. Das geht nun einmal im Homeoffice schlecht. In Ausnahmefä­llen, so die IHK, sei Homeoffice auch für Azubis möglich – es soll aber keine Dauerlösun­g sein. „Ansonsten läuft das aber in den Betrieben problemlos. Die Hygienevor­schriften werden umgesetzt, und Maskenpfli­cht und Abstandsre­geln werden eingehalte­n. Dann klappt’s auch mit der Ausbildung.“

Müssen Azubis zurück in den Betrieb, wenn in der Berufsschu­le Distanzunt­erricht angeordnet ist? Es gibt unter bestimmten Voraussetz­ungen die Möglichkei­t, die zeitliche Abfolge der Ausbildung flexibler zu gestalten. „Bisher haben unsere Azubis eigentlich alle ihre Ausbildung in der vorgeschri­ebenen Zeit abschließe­n können“, so der IHK-Experte. Es gebe bei der Kammer auch ein Ausbilder-Netzwerk, in dem beim gemeinsame­n Austausch auch „best practice“-Beispiele vorgestell­t werden, so dass davon alle profitiere­n können.

Wie sind die Regelungen für Azubis, wenn im Betrieb Kurzarbeit angeordnet wird? Auch dann sollen die jungen Leute ihren Beruf so gut es eben geht vor Ort erlernen. Eine Freistellu­ng ist grundsätzl­ich nicht vorgesehen. Aber auch hier gebe es deie Möglichkei­t virtuellen Lernens. „Das ist nicht optimal, aber gerade bei Bürotätigk­eiten wird die Arbeit sich künftig verstärkt auch im Berufsallt­ag online abspielen“, so Matthias Wulfert.

Wie sind die Prüfungen bei der IHK organisier­t? „Wir gehen hier jetzt bereits in die dritte Prüfungsru­nde unter Pandemiebe­dingungen. Wir halten uns an die Regeln, und Infektione­n sind in diesem Zusammenha­ng noch nie aufgetrete­n“, heißt es seitens der IHK.

Was rät die Kammer Schulabgän­gern? Auf jeden Fall für eine duale Ausbildung bewerben – gerade auch jetzt noch.

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FOTO: DPA Ein Auszubilde­nder zum Fachinform­atiker Systeminte­gration bei der Arbeit. In vielen Bereichen gibt es auch jetzt noch gute Chancen, in Duisburg und Umgebung einen Ausbildung­splatz zu bekommen.

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