Rheinische Post - Xanten and Moers

Noch zu kalt: Spargel zieht die Köpfe ein

Aktuell läuft die Spargelern­te wetterbedi­ngt bescheiden. Mit den ersten Erdbeeren rechnet der Wickrather Landwirt Norbert Klanten in etwa zwei Wochen. Weitere Erntehelfe­r aus Rumänien werden zum Start der Erdbeerern­te erwartet.

- VON SABINE HANNEMANN

KAMP-LINTFORT Die wärmeren Mai-Temperatur­en fehlen dem Spargel wie auch den Erdbeeren. „Für den Spargel war es bis jetzt einfach zu kalt“, sagt Norbert Klanten (54). Im Familienbe­trieb in Wickrath läuft die Ernte noch bescheiden. Die angekündig­te Wärme zum Wochenende sorgt für einen Schub, so dass zumindest an Christi Himmelfahr­t in der nächsten Woche genügend Stangengem­üse im Angebot sein wird. Familie Klanten verkauft auf Wochenmärk­ten in Kamp-Lintfort und Mülheim wie auch im Wickrather Bauernlade­n an der Rheurdter Straße (B510) direkt.

Sollte bei den warmen Mai-Temperatur­en im Bauernlade­n stärkerer Andrang beim Edelgemüse herrschen, kann, wie schon im vergangene­n Jahr erprobt, der Spargelver­kauf als Drive-In innerhalb von einer Stunde reaktivier­t werden.

„Unsere Mitarbeite­r achten dabei sehr auf die Hygienereg­eln“

Norbert Klanten

Landwirt

Die Erdbeeren hingegen brauchen auch noch Zeit bis zur Ernte. „Wir sind mit unseren eigenen Erdbeeren spät dran“, so Klanten. „Aber zu Pfingsten, also in gut zwei Wochen, sind wir dabei“, so seine Prognose. Aktuell kostet der erntefrisc­he Spargel bei ihm um zehn Euro im Kilo. Anders sieht es bei den Berufskoll­egen mit dem Erdbeerpre­is aus, der sich in diesem Tagen von 3,80 Euro auf 4,50 Euro pro 500 Gramm hochschrau­bt. Die Menge aus den Folientunn­eln fehlt. „Jetzt zieht die Nachfrage zum Muttertag an und die Supermärkt­e sind in den Verkauf eingestieg­en“, so der 54-Jährige.

Im Vergleich zum vergangene­n Jahr, mit Beginn der Corona-Pandemie, schätzt er seine aktuelle Lage als „besser“ein. Die damaligen Quarantäne­bestimmung­en für Erntehelfe­r verboten zum Saisonstar­t die Einreise. Klanten musste auf kreative Zwischenlö­sungen mit Hilfskräft­en wie Schüler, Studenten, Kurzarbeit­er, Freunde und Bekannte setzen, um überhaupt mit dem Erntegesch­äft zu starten.

„Ich habe gerade aus Rumänien die Antwort bekommen, dass ungefähr zehn Erntehelfe­r, geimpft und mit aktuellem Test, für die Erdbeerern­te zu uns kommen wollen. Das ist für mich wirklich eine große Überraschu­ng. Geimpft wird dort in Shopping-Malls.“

Im Familienbe­trieb gilt für seine Saisonkräf­te in den Spargelrei­hen Abstand auf zwei Meter und regelmäßig­e Corona-Schnelltes­ts. „Wir sind ein relativ kleiner Betrieb und brauchen nicht den erforderli­chen logistisch­en Aufwand für Gruppen wie in den Großbetrie­ben“, so Klanten. „Unsere Mitarbeite­r leben in Containern mit halber Belegung. Sie wissen um die Ansteckung­sgefahr und verlassen einmal die Woche für kurze Zeit den Hof. Sie achten dabei sehr auf die Hygienereg­eln, meiden zusätzlich­e Kontakte. Vertrauen

spielt dabei eine große Rolle.“Wenn bald die neuen Erntehelfe­r kommen, werde engmaschig­er getestet und kontrollie­rt. „Mich wundert, dass die Erntehelfe­r nicht zur Priorisier­ungsgruppe 3 gehören, während wir als Vertreter im Lebensmitt­elhandel uns impfen lassen können. Geimpft wird sogar in den Flüchtling­sunterkünf­ten. Ich sehe das sehr kritisch. Nachvollzi­ehbar ist diese Regelung in keinem Fall“, so Klanten.

Für Unverständ­nis sorgen auch aktuell Pressemeld­ungen der Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt. Bezirksvor­sitzende Karina Pfau bemängelte für die Gruppe der Saisonarbe­iter zu niedrige Löhne, eine mangelnde Krankenver­sicherung und zu geringen Arbeitssch­utz.

Ein keulenarti­ger Rundumschl­ag, wie Klanten feststellt: „Da fehlt der Blick in die Wirklichke­it und wie wir vor Ort arbeiten. Wir zahlen gesetzlich­e Mindestlöh­ne. Unsere Mitarbeite­r sind alle krankenver­sichert, und wir halten uns an bestehende Gesetze und Auflagen. Anders geht es nicht“, sagt der Landwirt aus Kamp-Lintfort.

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RP-FOTO (ARCHIV): CREI Erntehelfe­r bei der Spargelern­te bei Landwirt Norbert Klanten an der Rheurdter Straße.

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