Rheinische Post - Xanten and Moers
Mutige Freifrau aus Budberg ist vor 75 Jahren gestorben
BUDBERG 1946, vor 75 Jahren, betrauerten die Bürger in Budberg den viel zu frühen Tod einer ebenso couragierten wie engagierten Frau, die sich dem Kampf gegen das Naziregime verschrieben hatte: Mit nur 45 Jahren war Emilie Freifrau von Loe verstorben. Ihre sozial-katholische Erziehung hatte die Adlige geprägt. Vielleicht erkannte sie gerade deshalb schon früh die Gefahr des Nationalsozialismus.
Im März 1932 schloss sie sich als einzige Frau dem Hindenburg-Ausschuss in Rheinberg an. Der hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Wahl Adolf Hitlers zum Reichspräsidenten zu verhindern. Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 begann die Budberger Adlige ihren „verdeckten“Widerstand gegen das Nazi-Regime. Sie engagierte sich vor allem für Jugendorganisationen der katholischen Kirche und den katholischen Jungmännerverband Deutschlands. Auf ihrem Wohnsitz Haus Ingenraedt bei Wankum, wo sie mit Ehemann Rudolf Freiherr von Loe und den fünf Kindern lebte, richtete sie eine Gruppe der Sturmschar (Bund der katholischen Jugendbewegung) ein. Damit geriet sie bereits 1934 ins Visier der Gestapo. In den Jahren
1937 und 1938 verhalf die „katholische Aktivistin“, wie sie von der Gestapo bezeichnet wurde, vielen Verfolgten des Regimes unter Einsatz ihres Lebens zur Flucht. Ihr Zugang zu höchsten Partei- und Regierungskreisen ermöglichte es ihr, zahlreiche Menschen vor Verfolgung, Haft und Tod zu retten. Auch mit Kriegsbeginn gab sie ihren Widerstand nicht auf, agierte aber aus Sorge um die Familie zurückhaltender.
1944 zog die Familie von Loe zurück nach Haus Wolfskuhlen, wo in den letzten Kriegswochen ein Feldlazarett eingerichtet wurde. Im April/Mai 1945 setzte sie sich für die die mehr
120.000 Internierten des Kriegsgefangenenlagers Rheinberg ein. Mit Hilfe ihrer Tochter Marie-Rose warf sie Lebensmittelpakete über den Zaun, um damit das Leid der Soldaten zu lindern. Noch Ende 1945 erkrankte Emilie Freifrau von Loe schwer und starb nur wenige Monate später. Autor Fritz Meyers würdigt sie in seiner Veröffentlichung „Die Baronin im Schutzmantel: Emilie von Loe im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“als eine der „….mutigsten, unbequemsten, bestgehassten und erfolgreichsten Persönlichkeiten des niederrheinischen Katholizismus“.