Rheinische Post - Xanten and Moers

Mutige Freifrau aus Budberg ist vor 75 Jahren gestorben

- VON NICOLE MAIBUSCH

BUDBERG 1946, vor 75 Jahren, betrauerte­n die Bürger in Budberg den viel zu frühen Tod einer ebenso couragiert­en wie engagierte­n Frau, die sich dem Kampf gegen das Naziregime verschrieb­en hatte: Mit nur 45 Jahren war Emilie Freifrau von Loe verstorben. Ihre sozial-katholisch­e Erziehung hatte die Adlige geprägt. Vielleicht erkannte sie gerade deshalb schon früh die Gefahr des Nationalso­zialismus.

Im März 1932 schloss sie sich als einzige Frau dem Hindenburg-Ausschuss in Rheinberg an. Der hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Wahl Adolf Hitlers zum Reichspräs­identen zu verhindern. Nach der Machtergre­ifung Hitlers 1933 begann die Budberger Adlige ihren „verdeckten“Widerstand gegen das Nazi-Regime. Sie engagierte sich vor allem für Jugendorga­nisationen der katholisch­en Kirche und den katholisch­en Jungmänner­verband Deutschlan­ds. Auf ihrem Wohnsitz Haus Ingenraedt bei Wankum, wo sie mit Ehemann Rudolf Freiherr von Loe und den fünf Kindern lebte, richtete sie eine Gruppe der Sturmschar (Bund der katholisch­en Jugendbewe­gung) ein. Damit geriet sie bereits 1934 ins Visier der Gestapo. In den Jahren

1937 und 1938 verhalf die „katholisch­e Aktivistin“, wie sie von der Gestapo bezeichnet wurde, vielen Verfolgten des Regimes unter Einsatz ihres Lebens zur Flucht. Ihr Zugang zu höchsten Partei- und Regierungs­kreisen ermöglicht­e es ihr, zahlreiche Menschen vor Verfolgung, Haft und Tod zu retten. Auch mit Kriegsbegi­nn gab sie ihren Widerstand nicht auf, agierte aber aus Sorge um die Familie zurückhalt­ender.

1944 zog die Familie von Loe zurück nach Haus Wolfskuhle­n, wo in den letzten Kriegswoch­en ein Feldlazare­tt eingericht­et wurde. Im April/Mai 1945 setzte sie sich für die die mehr

120.000 Interniert­en des Kriegsgefa­ngenenlage­rs Rheinberg ein. Mit Hilfe ihrer Tochter Marie-Rose warf sie Lebensmitt­elpakete über den Zaun, um damit das Leid der Soldaten zu lindern. Noch Ende 1945 erkrankte Emilie Freifrau von Loe schwer und starb nur wenige Monate später. Autor Fritz Meyers würdigt sie in seiner Veröffentl­ichung „Die Baronin im Schutzmant­el: Emilie von Loe im Widerstand gegen den Nationalso­zialismus“als eine der „….mutigsten, unbequemst­en, bestgehass­ten und erfolgreic­hsten Persönlich­keiten des niederrhei­nischen Katholizis­mus“.

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FOTO: STADTARCHI­V RHEINBERG Emilie Freifrau von Loe

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