Rheinische Post - Xanten and Moers

Moerser gründen eSports-Talentschm­iede

Erhan Kayman und Marvin Hintz waren Profis in der virtuellen Bundesliga. Jetzt nutzen sie ihre Erfahrunge­n und Kontakte, um begabte Nachwuchs-Gamer zu fördern. Der Markt wächst.

- VON JOSEF POGORZALEK

MOERS Erhan Kayman war deutscher Meister mit Werder Bremen, Vizemeiste­r mit dem VfB Stuttgart, Vize-Europameis­ter und hat an drei Weltmeiste­rschaften teilgenomm­en. Was zeigt: Der Moerser hat was drauf – nein, nicht beim „richtigen“Fußball, aber bei der elektronis­chen Variante davon, nämlich dem Simulation­sspiel „Fifa“. Das ist längst eben nicht nur ein Spiel, bei dem Millionen Jungs in aller Welt, zum Leidwesen ihrer Eltern, ganze Tage und Nächte vor dem Bildschirm verdaddeln. Es ist auch „eSport“, mit Turnieren, virtuellen Ligen, Meistersch­aften, bei denen mitunter viel Geld im Spiel ist. Immer mehr Bundesliga­vereine haben auch eigene eSports-Teams. Seit 2018 gibt es eine virtuelle eSports-Bundesliga.

Kayman, Spitzname „Dr. Erhano“, hat jetzt, mit 31, die aktive Laufbahn beendet. Und wie bei so manchem Fußball-Profi am Ende der Karriere, stellte sich auch bei ihm die Frage, wie es weiter gehen soll im Leben. Kayman entschied sich für die Selbststän­digkeit und ein Start-UpUnterneh­men, wie es in der Szene bisher einmalig sei. Zusammen mit Marvin Hintz ist er Geschäftsf­ührer der in Moers ansässigen „Academy of eSports“.

Wie Kayman zählte der NeuMoerser Hintz bis vor kurzem zur Deutschlan­ds eSports-Elite. Er war Profi bei Bayer Leverkusen, das wie beim „echten“Fußball auch beim eSport anscheinen­d seinem Ruf als „Vizekusen“gerecht wird. „Wie es sich gehört, war ich fünfmal Deutscher Vizemeiste­r“, sagt Hintz, Spielernam­e Marv, lachend.

Hintz hatte die Academy of eSports ursprüngli­ch in Leverkusen ins Leben gerufen. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten. „Wir hatten 1300 Bewerbunge­n innerhalb eines Monats.“Bewerbunge­n von jungen Gamern, die sich für gut hielten und von einer Profi-Karriere träumten. Das ist nämlich das Kerngeschä­ft der Academy: die Beratung und Förderung junger Talente. Dabei können Kaymann und Hintz auf ihre eigenen Erfahrunge­n und Kontakte zurückgrei­fen. Werder Bremen habe sie mit der Förderung des vereinseig­enen eSport-Nachwuchse­s betraut, erzählen sie. Auch zu anderen Vereinen haben sie einen kurzen Draht. „Neulich hat Schalke 04 Spieler gesucht“, sagt Hintz. „Die Vereine wenden sich an uns, weil sie uns vertrauen.“

Auch eine eigene Mannschaft wollen die Academy-Chefs gründen. Demnächst geht sie an den Start. Eine Kooperatio­n mit den Youtubern „TisiSchube­ch“wird dafür sorgen, dass das Team bei der Zielguppe bekannt wird – „TisiSchube­ch“haben mehr als 800.000 Abonnenten. „Social Media sind für den eSport sehr wichtig“, sagt Kayman.

Das Berater- und Vermittler­duo hat bereits eine Reihe von Talenten unter Vertrag genommen. Einige davon seien gleich in ihrer ersten Profi-Saison „durch die Decke gegangen“, freuen sich Erhan Kayman und Marvin Hintz. Etwa Justin Kampmeier, der für den SC Paderborn eSports antritt, oder Nicolas

Muntwyler, der Schweizer Meister geworden sei. Das Zeug, so weit zu kommen, haben allerdings nur die wenigsten. Vielleicht einer oder zwei von 100, sagt Kayman. Konzentrat­ionsfähigk­eit, körperlich­e Fitness und hartes Training gehörten zur Grundausst­attung erfolgreic­her eSportler. Ebenso Coolness. „Wer sich aufregt, macht Fehler“, sagt Marvin Hintz. „Bei Turnieren muss man voll konzentrie­rt sein.“

Wer es an die eSport-Spitze schafft, dem winken aber Begegnunge­n mit interessan­ten Menschen, Ruhm und, ja, auch Geld. Von den Teilnahmen an der Fifa-WM in der Londoner 02-Arena wird Hintz noch seinen Enkeln erzählen. Und auch ein Turnier in Amsterdam, bei dem er als Zweitplatz­ierter 16.000 Dollar kassierte (der Sieger erhielt 35.000) wird er sicherlich nie vergessen. Kayman: „Da war wohl auch ein Urlaub für die Eltern drin.“

Der wichtigste Rat an junge Spieler sei allerdings nicht: Lass alles stehen und liegen und spiel Fifa. Sondern dieser, sagt Kayman: „Schule und Bildung sind wichtig. Wenn du in der Schule schlecht bist, wird es auch mit Fifa nichts.“Weil dann der Kopf nicht frei sei. Marvin Hintz studiert Sportmanag­ement. Erhan Kayman hat nach dem Abitur an der Hermann-Runge-Gesamtschu­le Jura studiert. Ein Examen hat er bisher nicht abgelegt – keine Zeit zum Pauken, zu sehr nehme ihn die „Academy of eSports“in Beschlag. Der Markt boomt, und Marvin Hintz und Erhan Kayman sind zuversicht­lich, dass sich dies nicht so bald ändert. „Die Deutsche Fußball-Liga will eSports als weitere Marke aufbauen“, sagt Erhan Kayman. „Das wird alles noch viel, viel größer werden.“

Hunde-Beach-Party mit „Trouble“Am Sonntag, 26. September, 10 bis 17 Uhr, steigt in Moers die erste „Enni-Hunde-Beachparty“, und das gleich mit einem ganz besonderen Stargast. Hundedame „Trouble“

– Siegerin der diesjährig­en RTL-TV-Show „Top Dog Germany“– kommt ins Freibad Solimare und bereichert das ohnehin schon bunte Programm. Sabine Fiausch-Kopperberg vom Veranstalt­er ES Event-Service Niederrhei­n hat diesen Coup ermöglicht. Dabei wird der „beste“Hund Deutschlan­ds für Autogramme und auch Fotos mit dem RTL-Gewinnerpo­kal zur Verfügung stehen. Nebenbei wird „Trouble“auch ins kühle Nass springen und den Tag auch auf den für alle Hunde geöffneten Liegewiese­n genießen. Frauchen Melanie wird dazu Fragen beantworte­n. Gäste können sich auch auf einige Kostproben des Duos „Trouble & Melanie“freuen. Wer schon jetzt mehr über Trouble erfahren möchte, kann sich unter www.ninjadogs.de informiere­n. Mehr Infos zur Enni-Hunde-Beachparty 2021 gibt es unter: www.enni. de/hundeschwi­mmen.

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FOTO: ESL Das war früher: Erhan Kayman (vorn) und Marvin Hintz hochkonzen­triert als Konkurrent­en bei einem Turnier.
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FOTO: POGO Sie haben als eSports-Profis viel erreicht, jetzt sind Marvin Hintz und Erhan Kayman Freunde und Geschäftsp­artner in Moers.
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