Rheinische Post - Xanten and Moers

Ein Künstler mit Farben und im Leben

Seit mehr als 30 Jahren lebt Hanna Jabra in Deutschlan­d. Das Herz des gebürtigen Syrers schlägt für die Kunst und für die Europaschü­ler.

- VON ULRIKE RAUHUT

KAMP-LINTFORT Hanna Jabra ist stolz auf seine Ausstellun­g, die in der Mediathek lief. Zu jedem einzelnen Bild kann er etwas erzählen. Bäume mit und ohne Laub, Berge und fließendes Wasser sind wiederkehr­ende Elemente in seinen Acrylbilde­rn. Viel Grün, Blau und Weiß. Die Sonne auf dem hellblauen Himmel ist oft flirrend weiß und von Wolken umgeben, die wie ein Engel aussehen. Jabra liebt die Natur und er liebt es zu malen. Dabei überlässt er sich dem kreativen Prozess, malt an zwei Leinwänden zugleich, ohne irgendetwa­s zu planen. Wenn er zufrieden ist, hört er auf, nimmt sich ein Bild aber weitere Male vor, um etwas zu verändern, sobald ihm eine neue Idee kommt. „Die Bilder entstehen beim Malen, oft in mehreren Schichten, und dabei entstehen auch Figuren oder Gesichter aus den Landschaft­en“, sagt der 61-Jährige.

Fast in jedem Werk ist ein solches „Geheimnis“versteckt, das sich aus den Konturen der Felsen oder der Wolken ergibt und mit viel Fantasie entdeckt werden kann. „Man muss von der Seite drauf schauen oder bei schummrige­m Licht, dann sieht man es!“Eins seiner Lieblingsb­ilder ist in Schwarz-Weiß gehalten, mit laublosen Baumgeripp­en und einem roten kleinen Baum als Blickfang im Vordergrun­d. Sind es gleichzeit­ig die roten Lippen eines Frauengesi­chts? Oder ein Herz, das in einer feindliche­n Welt tapfer schlägt? Jabra freut sich, wenn seine Bilder verschiede­ne Assoziatio­nen wecken. „Sonst wäre es doch keine Kunst“, sagt er lachend. Er ist ein Künstler mit Farben und ebenso ein Lebensküns­tler. Nicht nur das Malen, auch viele andere Dinge hat er sich selbst beigebrach­t, probiert immer wieder Neues aus. Schach und Gitarre spielen, verschiede­ne Sprachen. Nach einem Herzinfark­t vor zehn Jahren lässt er es ruhiger angehen und hat das Malen wieder neu für sich entdeckt.

Mit den Kindern der Europaschu­le arbeitet er zweimal die Woche in einer Gartenwerk­statt, bei Regen wird auch zu Papier und Pinsel gegriffen. Gerne wird er auch als Dolmetsche­r eingesetzt, denn er spricht verschiede­ne Sprachen, darunter arabisch und türkisch. Der gelernte Schweißer und Heizungsba­uer lebt seit 34 Jahren in Deutschlan­d, ist seit über 30 Jahren mit seiner Frau zusammen. Die beiden haben drei erwachsene Kinder und arbeiten an der Europaschu­le.

„Wir sind dort beliebt“, sagt er. „Wir versuchen die Kinder zu unterstütz­en, die Hilfe brauchen.“Jabras Herkunft ist interessan­t. Er ist aramäische­r Christ. „Hanna, das ist Johannes der Täufer, der in Damaskus geboren wurde. Jabra, mein Familienna­me, kommt vom Engel Gabriel.“Die Kette mit den Holzperlen, die er durch die Finger gleiten lässt, ist ein Rosenkranz und keine muslimisch­e Gebetskett­e. „Sie ist mir wertvoll, denn sie war am Geburtsort Jesu“, sagt er. Die Berge und Wasserfäll­e

auf seinen Bildern spiegeln Erinnerung­en an seine Heimat Syrien und das Taurusgebi­rge.

Die Aramäer wurden in ihren muslimisch geprägten Herkunftsl­ändern verfolgt und haben sich in die ganze Welt verstreut. Jabras Mutter und Geschwiste­r leben in Schweden, wo er sie regelmäßig besucht und sich vorstellen kann im Alter auch zu leben. „Ich habe einen uralten, weit verzweigte­n Stammbaum und überall auf der Welt Verwandtsc­haft. Kontakte zu der riesigen Familie gibt es über Facebook“, erzählt er. Sein Herz schlage für die Familie, das sei typisch für die aramäische Gemeinscha­ft. Hanna Jabra hat viel erlebt, auch Wunder. So ist er

vor einigen Jahren aus einem spektakulä­ren Autounfall heil herausgeko­mmen. Der Schutzenge­l, den er damals hatte, taucht nun in seinen Bildern auf, zufällig und ungeplant.

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FOTO: N. PRÜMEN Fast in jedem Werk von Hanna Jabra ist ein „Geheimnis“versteckt. Der Kamp-Lintforter hat die Kunst für sich entdeckt. Eine erste Ausstellun­g führte ihn in die Mediathek. Die Europaschü­ler kennen ihn gut.

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