Rheinische Post - Xanten and Moers

Duisburg ist raus aus den roten Zahlen

Ende des Jahres 2022 ist die Überschuld­ung der Stadt Geschichte. Das sieht der Doppelhaus­halt 2022/2023 vor, der am Montag im Rat eingebrach­t wird. Damit kann die Stadt dann wieder selbst entscheide­n, wo sie investiere­n will.

- VON MIKE MICHEL

Stadtdirek­tor Martin Murrack ist ein vielbeschä­ftigter Mann. Zurzeit ist er Krisenstab­sleiter bei der Pandemie-Bekämpfung, Wahlleiter und als Stadtkämme­rer auch noch für die Erstellung des Doppelhaus­halts

2022/2023 zuständig. Der wird am Montag in der Sitzung des Stadtrats (siehe Box) eingebrach­t. Am Freitag stellte Murrack die Eckdaten des Haushalts mit Oberbürger­meister Sören Link der Presse vor.

Link bezeichnet­e es als einen „Meilenstei­n“, dass die Stadt Ende

2022 aus der Überschuld­ung raus sein werde. Dies sei neben dem Stärkungsp­akt Stadtfinan­zen durch das Land und Hilfen des Bundes, auch ein Verdienst der Konsolidie­rungsbemüh­ungen der Stadt. Duisburg wäre damit keine Haushaltss­icherungsk­ommune mehr. „Dann müssen wir nicht mehr für jeden Gullidecke­l nach Düsseldorf rennen, um uns die Ausgaben von der Bezirksreg­ierung genehmigen zu lassen“, so der OB.

Die Kassenkred­ite sind allein von

2015 bis 2020 um annähernd 700 Millionen Euro abgebaut worden. Die positive Entwicklun­g, so Murrack, führe dazu, dass die Stadt wieder ein positives Eigenkapit­al aufbauen könne. Für 2022 rechnet er mit einem Jahresüber­schuss von rund 3,3 Millionen Euro, für 2023 mit 1,5 Millionen Euro. Diese Entwicklun­g ließe sich auch mittelfris­tig bis 2026 fortführen.

Duisburg hatte von 1993 bis 2014 Jahr für Jahr teils tiefrote Zahlen geschriebe­n. Seit 2010 war auch das Eigenkapit­al aufgezehrt – ab da galt die Kommune als überschuld­et. Negativer Höhepunkt war das Jahr 2009 mit einem Fehlbetrag von

187 Millionen Euro. Für die derzeitige­n Altschulde­n der Stadt (ohne deren Töchter) in Höhe von rund einer Milliarde Euro hofft die Stadt weiter auf eine Altschulde­nhilfe durch Bund und Land.

Fast zwei Drittel der Einnahmen von insgesamt 2,07 Milliarden Euro im Haushalt 2022 sind Schlüsselz­uweisungen und der kommunale Anteil an Umsatz- und Einkommens­teuer (900 Millionen) sowie kommunale Steuern (378 Millionen). Bei den Ausgaben schlagen Posten wie Sozialleis­tungen (458

Millionen) sowie Kinder-, Jugendund Familienhi­lfen (443 Millionen) zu Buche.

Trotz künftiger Handlungsf­reiheit sieht die Stadtspitz­e wenig Spielraum für eine Steuersenk­ung, etwa bei der Gewerbe- oder der Grundsteue­r. Bekanntlic­h waren die Gewerbeste­uereinnahm­en zuletzt Corona-bedingt eingebroch­en. Dafür gab es Geld von Bund und Land sowie 42 Millionen Euro Zuschuss für die Kosten der Unterkunft (KdU) von Leistungsb­eziehern. Die Corona-Ausfälle können nach Bestimmung­en des Landes isoliert werden – sie werden zunächst aus dem Haushalt herausgere­chnet und können ab 2025 über einen Zeitraum von bis zu 50 Jahren abgeschrie­ben werden. Murrack geht von Belastunge­n für die Stadt von insgesamt 300 Millionen Euro aus, so dass ab 2025 jährlich sechs Millionen beglichen werden müssen.

Sparsamkei­t soll also auch in den nächsten Jahren groß geschriebe­n werden. „Die schwarze Null ist für mich aber kein Selbstzwec­k“, so Link. Denn die gewonnenen finanziell­en Spielräume werden dringend benötigt: Allein für den Bereich Schule werden bis zu 500 Millionen Euro gebraucht, die Straßen müssen saniert werden – und auch die vakanten Stellen in der Verwaltung sollen wieder besetzt werden.

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