Rheinische Post - Xanten and Moers
Kirche und Politik passen doch zusammen
Kirche(n) und Politik stehen immer in einem Spannungsfeld zueinander. Zum einen sind die Kirchen keine politischen Parteien, können aber, wenn sie die Botschaft Jesu Christi vertreten, auch niemals unpolitisch sein. Zum anderen sind sie aber auch nicht im luftleeren Raum und können eben nicht, unabhängig von aller Politik, machen was sie wollen.
Kirche und Demokratie hatten über Jahrhunderte hinweg ein sehr schwieriges Verhältnis – auch wenn sich die Kirche heute in der ganzen Welt für Demokratie und freie Wahlen einsetzt, ist sie selber eine teilweise undemokratische Institution. Passt das zusammen? Bei aller Kritik an den Strukturen in der Kirche, wo es einiges zu reformieren gilt: Ich glaube ja, es passt zusammen. Denn auch wenn ich mir in der Kirche mehr Demokratie und Beteiligung wünsche, ist es dennoch wichtig und richtig, dass die Kirchen klar machen, dass die Botschaft Christi bedeutet, dass jedem Menschen
Freiheit und Selbstbestimmung zustehen.
Zur Bundestagswahl sollte sich die Kirche einerseits mit konkreten Wahlempfehlungen zurückhalten, aber dennoch deutlich machen, dass gewisse Dinge nicht verhandelbar sind. Das passt vielen nicht, und es kommt schnell der Vorwurf, dass die Kirche sich in Dinge einmische, die sie nichts angehe.
Das christliche Menschenbild, das Menschenbild des (christlichen) Abendlandes, was überraschenderweise von vielen Kritikern
einer solchen Einmischung zitiert und vermeintlich verteidigt wird, hat einige Grundbedingungen. Die Würde jedes Menschen, die Freiheit aller und das Recht auf ein Leben in Frieden sind unverhandelbar, müssen aber immer wieder neu gewählt werden. Ob man glaubt oder nicht, der Kirche oder anderen religiösen Gemeinschaften angehört oder nicht – es gilt, sich für diese unverhandelbaren Menschenrechte einzusetzen und sie zu wählen. Diese Wahl haben wir. Dieses Privileg zu nutzen, sollte uns auch ein Anspruch sein. In diesem Sinne wünsche ich einen guten Wahlsonntag und nicht nur eine gute neue Woche, sondern auch eine gute neue Legislaturperiode.