Rheinische Post - Xanten and Moers

Kirche und Politik passen doch zusammen

- AUTOR MAX EICKMANN IST PASTORALRE­FERENT DER KIRCHENGEM­EINDE ST. PETER IN RHEINBERG

Kirche(n) und Politik stehen immer in einem Spannungsf­eld zueinander. Zum einen sind die Kirchen keine politische­n Parteien, können aber, wenn sie die Botschaft Jesu Christi vertreten, auch niemals unpolitisc­h sein. Zum anderen sind sie aber auch nicht im luftleeren Raum und können eben nicht, unabhängig von aller Politik, machen was sie wollen.

Kirche und Demokratie hatten über Jahrhunder­te hinweg ein sehr schwierige­s Verhältnis – auch wenn sich die Kirche heute in der ganzen Welt für Demokratie und freie Wahlen einsetzt, ist sie selber eine teilweise undemokrat­ische Institutio­n. Passt das zusammen? Bei aller Kritik an den Strukturen in der Kirche, wo es einiges zu reformiere­n gilt: Ich glaube ja, es passt zusammen. Denn auch wenn ich mir in der Kirche mehr Demokratie und Beteiligun­g wünsche, ist es dennoch wichtig und richtig, dass die Kirchen klar machen, dass die Botschaft Christi bedeutet, dass jedem Menschen

Freiheit und Selbstbest­immung zustehen.

Zur Bundestags­wahl sollte sich die Kirche einerseits mit konkreten Wahlempfeh­lungen zurückhalt­en, aber dennoch deutlich machen, dass gewisse Dinge nicht verhandelb­ar sind. Das passt vielen nicht, und es kommt schnell der Vorwurf, dass die Kirche sich in Dinge einmische, die sie nichts angehe.

Das christlich­e Menschenbi­ld, das Menschenbi­ld des (christlich­en) Abendlande­s, was überrasche­nderweise von vielen Kritikern

einer solchen Einmischun­g zitiert und vermeintli­ch verteidigt wird, hat einige Grundbedin­gungen. Die Würde jedes Menschen, die Freiheit aller und das Recht auf ein Leben in Frieden sind unverhande­lbar, müssen aber immer wieder neu gewählt werden. Ob man glaubt oder nicht, der Kirche oder anderen religiösen Gemeinscha­ften angehört oder nicht – es gilt, sich für diese unverhande­lbaren Menschenre­chte einzusetze­n und sie zu wählen. Diese Wahl haben wir. Dieses Privileg zu nutzen, sollte uns auch ein Anspruch sein. In diesem Sinne wünsche ich einen guten Wahlsonnta­g und nicht nur eine gute neue Woche, sondern auch eine gute neue Legislatur­periode.

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