Rheinische Post - Xanten and Moers
Das Kreuz mit den Kreuzen
Spannend soll es werden und knapp, wenn die Deutschen am Sonntag einen neuen Bundestag wählen. Was aber heißt das für den Wahlkreis Wesel I? Wer könnte nach Berlin kommen? Und wie war das noch mal mit der Erst- und Zweitstimme? Eine letzte Hilfe.
KREIS WESEL Dass große Einigkeit besteht, ist vor dieser Bundestagswahl eine Seltenheit. In der Weseler Einkaufsstraße diskutieren am Freitagmittag eine Frau und zwei Männer das mögliche Ergebnis, sie besprechen, wen sie wählen, und können sich aber bloß auf eines einigen: Es wird knapp. Bekäme man jedes Mal eine Bratwurst, wenn in diesen Tagen davon die Rede ist, dass die Wahl so spannend oder so knapp wie nie werde, käme wohl der Wurstbedarf eines ganzen Bundestagswahlkampfes zustande. Guten Appetit.
Doch was soll das eigentlich heißen: spannend und knapp? Dass man vor der Wahl nicht weiß, wer gewinnt, sollte in der Demokratie eher die Regel denn die Ausnahme sein. Diese Vorhersagen, die
Die Zweitstimme
Mit der Zweitstimme wird bestimmt, wie viele Sitze eine Partei im Bundestag erhält. Das sind die Werte, die in den Umfragen angezeigt werden. Welche Partei hier die meisten Stimmen auf sich vereinigt, hat in der Regel die erste Chance, eine Regierung zu bilden. Es kann passieren, dass eine Partei mehr oder weniger Wahlkreise direkt (über die Erststimme) gewinnt, als ihr prozentual Sitze im Bundestag (über die Zweitstimme) zustehen. Sind es weniger, zieht die Landesliste der jeweiligen Partei. Sind es mehr, dann entstehen die berühmten Überhang- und Ausgleichsmandate, die für die stetige Vergrößerung des Parlaments verantwortlich sind.
Die Herausforderer
Im Wahlkreis 113, Wesel I, treten neun Kandidaten an, um Sabine Weiss, die seit 2009 für die CDU im Bundestag sitzt, das Direktmandat abzunehmen. Realistische Chancen hat aber nur einer: der Sozialdemokrat Rainer Keller. Der Höhenflug der Grünen in den Umfragen ist vorbei, weshalb das Rennen um das Direktmandat zwischen Keller und Weiss ausgetragen wird. Drei Institute haben für die Wahlkreise Prognosen berechnet, die nicht auf Umfragen beruhen, sondern auf Mathematik. Sie alle sehen inzwischen Rainer Keller als Favoriten – das war vor wenigen Monaten noch anders. Auch die Wahlkreisprognose von election.de sieht Sabine Weiss nicht mehr in der Favoritenrolle. Die Wahrscheinlichkeit, dass Keller gewinnt, wurde jüngst mit mehr als 80 Prozent angegeben.