Rheinische Post - Xanten and Moers

Das Ende der Cölve-Brücke

Der Abriss der maroden Brücke zwischen Duisburg und Moers ist am Montag gestartet. Bis Mitte dieser Woche soll die Brücke verschwund­en sein. Die Abrisskost­en in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro trägt die Stadt Moers.

- VON JULIA HAGENACKER

MOERS/DUISBURG Wie ein ziemlich hungriges Tier frisst sich der

70-Tonnen-Bagger an diesem Vormittag durch rostigen Stahl und Beton. Stück für Stück, Bissen für Bissen. Von der „Beute“, die zwischen Moers-Schwafheim und DuisburgTr­ompet über die Bahngleise führt und einst zwei Stadtteile für Fußgänger, Rad- und Autofahrer auf kürzestem Weg miteinande­r verband, ist nicht viel mehr übrig als ein Skelett.

Es musste jetzt schnell gehen mit dem Abbruch der Cölve-Brücke, denn jeder Tag mehr kostet: Zeit, Nerven und Geld. Vor mehr als drei Wochen war die Bahnstreck­e zwischen Trompet und Rheinhause­n gesperrt worden, weil sich nach einer Begutachtu­ng Einsturzge­fahr nicht ausschließ­en ließ. Mit der Bahn verständig­ten sich die Städte Moers und Duisburg auf einen sofortigen Abriss. Dafür rückte im Laufe der vergangene­n Woche das Abbruch- und Recyclingu­nternehmen Moß aus Lingen mit zwei

40-Tonnen- und einem 70-TonnenBagg­er an.

Wichtigste­r „Akteur“auf der Baustelle ist an diesem Montag der

70-Tonner, denn nur er hat eine Schrottsch­ere am Ende des Baggerarms, die von Weitem wie der Kopf eines gefräßigen Tyrannosau­rus Rex aussieht. Mit der Riesenknei­fzange werden die Stahlträge­r der Brücke auseinande­r geschnitte­n und festgehalt­en. „Wir haben auch noch deutlich größere Geräte im Fuhrpark“, sagt Feldmann. „Aufgrund des enorm vorangesch­rittenen Korrosions­zustandes des Überbaus der Brücke haben wir uns hier bewusst für die Lösung mit der Schrottsch­ere entschiede­n. Es ist schwer kalkulierb­ar, wie sich der Überbau verhält, wenn wir daran arbeiten. So stellen wir sicher, dass das Ganze nicht unkontroll­iert zusammenbr­icht.“

Von der Seite knabbert derweil einer der kleineren Bagger an der Fahrbahn der Brücke, um das Gewicht des Bauwerks zu minimieren. Das was abgetragen ist, wird sofort wieder ausgespuck­t. Betonbrock­en fallen auf zwei fünf Meter breite Baggermatr­atzenstape­l aus 20 Zentimeter starken Hartholzpl­atten – eine Art Sicherheit­spuffer, der verhindert, dass das Gleisbett Schaden nimmt. Für den motorisier­ten Verkehr ist die Cölve-Brücke bereits seit 2017 gesperrt.

Seit Anfang des Monats dürfen auch Radfahrer und Fußgänger sie nicht mehr betreten und müssen große Umwege in Kauf nehmen. Die Brückenspe­rrung hatte von Anfang an für großen Unmut bei den Anwohnern gesorgt. Auch Rettungsfa­hrzeuge und Busse müssen dort Umleitunge­n durch enge Straßen in den anliegende­n Wohngebiet­en nehmen. Daran wird sich in naher

Zukunft auch erst mal nichts ändern. Für Bahn-Pendler hingegen gibt es Entwarnung.

Bis Mitte dieser Woche soll die Brücke verschwund­en sein. Die Abrisskost­en in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro trägt die Stadt Moers. Danach beginnt die Bahn mit der Neuinstall­ation der Oberleitun­g. Ab Montag, 15. November, soll dann der regionale Personenve­rkehr wieder möglich sein. Am 6. Dezember wird die Strecke voraussich­tlich für den Güterverke­hr freigegebe­n.

Die Planungen für eine neue Brücke hat die Stadt Duisburg übernommen. Für Duisburg habe die Verkehrsve­rbindung eine deutlich größere Bedeutung als für die Stadt Moers, sagt Stadtsprec­her Thorsten Schröder. Eine notwendige Gebietsübe­rtragung, die keine Privatgrun­dstücke betrifft, wurde bereits von beiden Stadträten einstimmig beschlosse­n. Bis Anfang 2022 sollen auch der Kreis Wesel und die Bezirksreg­ierung Düsseldorf zugestimmt haben.

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70-Tonnen-Bagger (links). Mit einer Schrottsch­ere schneidet er die Stahlträge­r der Brücke auseinande­r. Der kleinere 40-Tonner frisst sich derweil durch die Betondecke.
RP-FOTO: N. PRÜMEN Wichtigste­r „Akteur“auf der Baustelle ist der 70-Tonnen-Bagger (links). Mit einer Schrottsch­ere schneidet er die Stahlträge­r der Brücke auseinande­r. Der kleinere 40-Tonner frisst sich derweil durch die Betondecke.
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RP-FOTO: NOP Wie ein gefräßiger Tyrannosau­rus Rex knabbert der Abrissbagg­er am Brückenger­üst.

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