Rheinische Post - Xanten and Moers
Hunde helfen Kindern beim Lesenlernen
Die Neukirchen-Vluyner Bücherei lädt Kinder ab der zweiten Klasse zur hundegestützten Leserunde ein. Regelmäßige Treffen mit den Hunden Mina und Wolke sind geplant. Wie die Vierbeiner Kinder zu mehr Lesespaß motivieren.
NEUKIRCHEN-VLUYN Eher ungewöhnlichen Besuch von zwei Vierbeinern bekam die Stadtbücherei im Neukirchener Missionshof: Wolke und Mina eroberten im Sturm die Kinderherzen, die sich auf eine Schnupperrunde trafen. Im Veranstaltungsraum machten es sich die Kinder mit Jana Michels und Jan Brodert auf einer Decke gemütlich. Mittendrin Wolke und Mina, für die eine solche Zusammenkunft mit Kindern zum Alltag gehört. Beide Hunde sind ausgebildet als Therapiebegleithunde, die bei den Kindern schnell für eine angenehme und entspannte Atmosphäre sorgen. Beide sind auch empfänglich für jede Menge an Streicheleinheiten und so manches Leckerli.
Büchereileiterin Gisela ZwienerBusch hat damit den jüngsten Büchereigästen ein besonderes Angebot gemacht. Einerseits können Kinder ihre Lese- und Sprechkompetenz erweitern, zum anderen den Wortschatz sowie kleine Erfolgserlebnisse für sich verbuchen. Das Angebot richtet sich an Kinder ab der zweiten Klasse und steht vor dem Hintergrund der Pandemie.
Lesen sei anders organisiert als die digitale Welt. „Wir wollen Kinder, die in Coronazeiten mangelnden Kontakt hatten, beim Lesenlernen unterstützen, und das in Gemeinschaft mit anderen. Soziale Kontakte fehlten, weil Schulen geschlossen waren und Spielkameraden zuhause bleiben mussten“, so die Büchereileiterin. Corona habe besonders Kinder verändert, weil ihr natürliches Umfeld sich neu aufgestellt habe. Für die begleitenden Eltern gebe die Leserunde entsprechend viel Anregung. „Die Kinder verbinden mit den Hunden eine positive Lesesituation und werden sicherlich auch zu Hause mit den Eltern lesen wollen. Sie erfahren in diesem Kreis, vor anderen in Ruhe vorzulesen und sich zu konzentrieren.“
Ihre „Eisbrecherfunktion“übernahmen Mina und Wolke perfekt, sie hörten zu, zeigten kleine Tricks, motivierten so ganz nebenbei, kommunizierten und suchten die Nähe der Kinder. Die wollten natürlich viel über die Hunde wissen. Schnell erzählten die Mädchen und Jungen von sich und gingen dann an das erste Vorlesebuch. Nicht nur das abwechselnde Lesen, sondern auch Nachfragen und die Wiedergabe mit eigenen Worten der Passagen standen im Mittelpunkt der Runde.
Jana Michels und Jan Brodert aus Straelen-Herongen sind schon einige Zeit mit der hundegestützten Lesezeit unterwegs. „Die Hunde werden bereits im Welpenalter als Therapiebegleithunde ausgebildet“, sagte die Sozialpädagogin und Achtsamkeitstrainerin. Ihr Leitsatz, von dem sie auch den Namen „Wendepunkt“ihres hundegestützten Angebots ableitet, lautet: „Wenn ein wunder Punkt zum
Wendepunkt wird, findet Entwicklung statt.“Pandemie, wenig Austausch mit Klassenkameraden haben Spuren hinterlassen. „Wie viel den Kindern nach dieser Pandemie fehlt, merke ich bei solchen Treffen. Mit Mina und Wolke wollen wir sie motivieren, ohne Stress wieder die Gemeinschaft mit anderen zu genießen. Die Hunde helfen ihnen dabei, Selbstvertrauen aufzubauen“, so die 32-Jährige. Bilder ihrer Hunde wurden während der Veranstaltung an die Wand gestrahlt, so dass sich schon in der Schnupperstunde der Wohlfühlkreis schnell schloss.