Rheinische Post - Xanten and Moers
RV St. Georg hofft auf wetterfestes Jubiläum
Eigentlich wäre der Verein erst 2023 so weit, aber um keine Assozation mit dem Nazi-Regime aufkommen zu lassen, wurde das Gründungsdatum einfach vorverlegt. Deshalb wird in der dann renovierten Halle schon dieses Jahr gefeiert.
ALPEN Es ist kalt in der Reithalle an der Römerstraße. Nicht, weil das Hallendach marode ist und dringend neu gedeckt werden muss (Förderanträge sind gestellt), sondern weil es in Reithallen einfach immer kalt ist. Der Kaminofen nebenan braucht seine Zeit, um das Reiterstübchen auf Temperatur zu bringen. Dass es beides überhaupt gibt, ist Klaus Podday zu verdanken: Der langjährige Vorsitzende, bis 2016 an der Spitze des Reit- und Fahrvereins St. Georg Alpen, hat
1994 mit Arnold Westermann senior vom benachbarten Hillmannshof einen Pachtvertrag über das große Gelände an der Römerstraße geschlossen, auf dem Reithalle und Reiterstübchen stehen. Mit vielen Helfern ist dann die 20 mal 42 Meter große Reithalle und das dazugehörige Stübchen gebaut worden. Am
21. Juni 1998 war Einweihung. Es gäbe allerdings weder Reithalle noch Stübchen, hätte sich nicht am
26. März 1933 „eine fröhliche Schar von neun Reitern“auf ein Bierchen getroffen und aus der Bierlaune heraus beschlossen, einen Verein „zur Pflege des Pferdesports und der Reiterei“zu gründen. „In heller Begeisterung schlossen sich alte Kameraden und junge Reiter zu einer Gemeinschaft“, steht auf einem Bierdeckel, auf dem die Gruppe die Vereinsgründung festgehalten haben und der noch heute als gerahmte Fotografie an einer Wand im Reiterstübchen hängt. Unterzeichnet hatte den Bierdeckel Tierarzt Dr. Michael Miertz aus Alpen, der im Oktober 1933 bei der Preußischen Regierung Düsseldorf erfolgreich die Anerkennung des Reitervereins als Jugendpflegeverein beantragte.
Damals, vor neun Jahrzehnten, lebten die Reiter allerdings unter gänzlich anderen Bedingungen. „Die Pferde gingen den ganzen Tag am Pflug und an der Egge, sie waren sozusagen immer im Training und gesund. Das Pferdematerial konnte sich mit den heute gezüchteten Pferden nicht messen, war aber für die ländliche Reiterei ideal“, schrieb der damalige Vorsitzende Arno Hermanns 1983 anlässlich des 50-jährigen Bestehens
der Reiterfamilie. Wie überall, ruhte im Zweiten Weltkrieg das Vereinsleben auch bei den Reitern aus Alpen.
1947 fand auf der Bönninghardt wieder das erste Turnier statt, wurden Dressur- und Springprüfungen ausgeschrieben, Galopp- und Trabrennen durchgeführt.
„Früher wurde bei Nepicks geritten“, sagt Sven Albrecht, seit dem
13. August 2020 Vorsitzender des RV St. Georg. Er zollt Klaus Podday große Anerkennung dafür, dass der sich für den Bau einer Reithalle stark
gemacht hatte. Deren Dach, in dem Eternitplatten verbaut wurden, ist allerdings in die Jahre gekommen, muss dringend neu gemacht werden. Der Vorstand hat beim Landessportbund einen Antrag auf Dachsanierung gestellt, kann mit Geld aus dem Topf „Moderne Sportstätte 2020/2021“rechnen. Zwischen 60000 und 100000 Euro kostet ein neues Dach. Allein die Entsorgung der Eternitplatten schlägt mit 14 000 Euro zu Buche. 50 Prozent der Gesamtsumme kommt aus dem Landestopf,
die restlichen 50 Prozent muss der Verein selbst aufbringen. Man braucht also Sponsoren und viele Helfer, die die Ärmel hochkrempeln.
Auch wenn er selber nicht reitet, ist der 35-jährige Zerspannungsmechaniker, Vater einer 14-jährigen Tochter und des zwei Wochen jungen Janosch, mit Herzblut bei der Sache. Genau wie alle anderen aus dem neuen, deutlich verjüngten Vorstand, der viele Ideen hat. Und der fest daran glaubt, dass im Juni
2022 das 90-jährige Bestehen gebührend und vor allem wetterfest gefeiert werden kann. „Wir wollen die Reithalle zum Ballsaal machen“, sagt Sven Albrecht. Am 20. und 21. August ist ein Sommerturnier (Dressur und Springen bis Klasse M) mit
1000 Nennungen geplant, so Geschäftsführerin Daniela Albrecht
(34), eine erfolgreiche Springreiterin. Außerdem will der Vorstand ab Frühjahr ein „Reithallen-Kino“fest installieren – Popcorn, Crepes und Getränke inklusive. In der Reithalle wird dann eine vier mal drei Meter große Leinwand aufgestellt, es sollen auch alte Filme wie beispielsweise „Immenhof“gezeigt werden.
Mit dem benachbarten Hillmannshof kooperiert der RV Alpen:
45 Pferde sind bei Christiane Reckwardt eingestallt. Die Reiterfamilie kann auch deren Schulpferde nutzen, auf denen Yasmina Pettke der Vereinsjugend freitags von 15.30 bis
17.30 Uhr das Reiten beibringt.