Rheinische Post - Xanten and Moers
Heizen mit Strom lohnt sich meist nicht
Heizlüfter und Klimaanlagen stellen potenzielle Alternativen dar. Doch wie steht es um Verbrauch und Klimanutzen?
DÜSSELDORF Beinahe im Wochentakt erreichen Energieverbraucher derzeit Botschaften über einen teureren Gastarif, dazu ist die Versorgungssicherheit im Winter weiter unklar. Da stellt sich für Gasheizungsnutzer die Frage: Reicht Sparen oder sollte man besser nicht darauf vertrauen, dass genug Gas zur Verfügung stehen wird? Lohnen sich vorübergehende Alternativen wie Heizlüfter oder Klimaanlagen, die in heißen Sommern kühlen, aber an kalten Tagen auch heizen können? Hier ein Überblick, wie effektiv das ist und wie sehr der Anwender damit das Klima belastet.
Welche Klimaanlagen gibt es? Einerseits gibt es sogenannte Monoblocks, die für wenige Hundert Euro zu haben sind und die gesamte Technik in einem mobilen Gerät vereinen. Sie lassen sich flexibel aufstellen, leiten die Abwärme über einen Schlauch nach draußen und lassen sich einfach über eine Steckdose anschließen. Leistungsschwächere und günstigere Geräte sind für kleine Räume ab zehn Quadratmeter gedacht, stärkere Geräte eignen sich auch für Wohnungen mit mehr als 100 Quadratmeter. Kombinierte Klimageräte, die nicht nur kühlen und entfeuchten, sondern auch heizen können, sind auch relativ günstig, nämlich ab rund 300 Euro zu haben. Die mobilen Geräte sind aber eher für einzelne Räume gedacht, feste Anlagen sind besser, wenn mehrere Räume bedient werden sollen. Solche Systeme, auch Split-Anlagen genannt, werden an Wänden angebracht und funktionieren mit einem Außengerät, das die Abwärme ins Freie leitet. Sie kosten allerdings selten unter 600 Euro. Braucht man mehrere Innengeräte, werden schnell vierstellige Summen erreicht.
Heizen die Geräte, kommt ein ähnliches Prinzip wie bei einer Wärmepumpe zum Einsatz: Die umgebende Luft wird abgekühlt und die dabei entstehende Wärme in den Raum geleitet. Da feste Klimaanlagen meist in Deckennähe angebracht werden, sollte der Luftauslass nach unten zeigen, oder man sollte direkt Innengeräte zum Aufstellen anschaffen, rät das Portal Net4energy. Die Installation muss von einem Fachmann vorgenommen werden.
Was ist die günstige Variante? Die einfachste und weitaus günstigste Option, die sich wohl auch jeder Mieter leisten kann, sind Heizlüfter, die schon für unter 30 Euro im Baumarkt zu haben sind. Sie heizen schnell auf, verbrauchen aber viel Strom. Sie sind lediglich dazu geeignet, einen kleineren Raum zeitweise zu wärmen, ihr dauerhafter Betrieb in mehreren Räumen führt zu enormen Stromkosten. Effektiv Gas sparen lässt sich mit Ihnen nicht.
Wie ist der Stromverbrauch der Klimageräte? Ob mobiles Kompaktgerät oder feste Split-Geräte, beide Varianten sind Stromfresser – bei bis zu 3000 Watt Heizleistung kein Wunder. Das Heizungsunternehmen Thermondo rechnet beispielhaft mit 90 Euro monatlichen Betriebskosten beim Heizen mit einem Klimagerät – nur für einen Raum. Bei den aktuell steigenden Stromkosten ist ein höherer Wert wahrscheinlich.
„Mobile Geräte sind zu ineffizient. Wenn mit der Klimaanlage klimatisiert und geheizt werden soll, dann mit einem festen Split-Gerät“, rät Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale Köln. Besser sei es aber, nur punktuell einen speziellen Raum zu heizen, anstelle von mehreren Räumen im Haus, denn dafür seien Klimageräte keine Alternative zu herkömmlichen Heizungen. „Luft ist ein schlechter Wärmeüberträger im Vergleich zu Wasser“, erklärt Zwingmann.
Kann man Gas und Kosten sparen, wenn man mit Strom heizt? „Das ist nicht zielführend, denn Strom ist immer noch teurer als Gas“, sagt Zwingmann. Wie sich die Gaspreise im Winter allerdings noch entwickeln, weiß niemand. Um kurzfristigen Ersatz zu schaffen oder auf eine Notsituation zu reagieren, falls kein Gas mehr fließt, könne man hingegen schon einen bestimmten
Raum temperieren. Radiatoren oder noch besser Strahlungsheizplatten, die nicht die Luft erwärmen, sondern Objekte mit Strahlungswärme aufheizen, sind effizientere Ersatzlösungen als etwa Heizlüfter. Räume dauerhaft behaglich warm halten können sie aber auch nur schwer. Als Notlösung zum Heizen sei auch die fest eingebaute Klimaanlage denkbar. Hier werde es aber „knapp, einen Elektriker zu finden, der sie noch anbringt“, erklärt Experte Zwingmann.
Wie fällt die CO aus? Das kommt darauf an, wo der Strom herkommt. „Wenn er aus dem Mix kommt, ist die Klimaanlage schlechter als die Gasheizung, wenn es Strom aus erneuerbaren Quellen ist, besser“, sagt Thomas Zwingmann. Während eine Kilowattstunde Gas rund 200 Gramm CO2 verursacht, liegt eine Kilowattstunde Netzstrom etwa beim doppelten Ausstoß.