Rheinische Post - Xanten and Moers

Kalenderbl­att

19.09.1450

- TEXT: JENI | FOTO: AKG-IMAGES

Das Jahr 1450 sollte ein Heiliges Jahr werden. Papst Nikolaus V. hatte das Jahr zu einem Jubeljahr erklärt, dem sechsten seit dem ersten Jubeljahr 1300. Die katholisch­e Kirche feierte damals und feiert bis heute diese Heiligen Jahre, in denen Gläubige unter bestimmten Voraussetz­ungen auf die Vergebung ihrer Sünden hoffen dürfen. Für die Stadt Rom hatte dies sehr praktische Auswirkung­en: Der Andrang an Pilgern nahm während der Jubeljahre deutlich zu. Sie reisten in der Hoffnung auf einen Ablass an, auf den Straßen soll ein unbeschrei­bliches Gedränge geherrscht haben. Vor allem die Brücken über den Fluss wurden zu Engstellen. Am 19. September 1450 wurde der Andrang auf der Engelsbrüc­ke, einer der ältesten und schönsten Brücken der Stadt, zu groß: Einige Pferde scheuten und versetzten die Menschen in Panik. Die Reaktion der Händler soll die gefährlich­e Situation weiter verschärft haben, während von beiden Seiten ständig weitere Pilger und Passanten auf die Brücke drängten. Mehr als 172 Menschen sollen an diesem Tag ihr Leben auf der Engelsbrüc­ke verloren haben. Papst Nikolaus V. reagierte auf das Unglück und ließ künftig jeden Handel auf der Brücke verbieten. Nie wieder sollten Buden und Stände dort errichtet werden. In Erinnerung an das Unglück wurde außerdem ab 1473, zwei Jahre vor dem nächsten geplanten Jubeljahr, eine weitere Brücke gebaut: Die Ponte Sisto sollte die bestehende­n Übergänge entlasten. 1475 mussten die Pilger zudem einem Einbahnsys­tem folgen. Auf der Engelsbrüc­ke ging es in diesem Jahr nur in Richtung Petersdom, für den Rückweg musste eine andere Flussqueru­ng genutzt werden.

Katastroph­e auf der Engelsbrüc­ke in Rom

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